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Predigt:

2. Fastensonntag B (16.03.2003)

L1: Gen 22,1-2.9a.10-13.15-18; L2: Röm 8,31b-34; Ev: Mk 9,2-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Verherrlichung Jesu auf dem Berg ist eines der neuen „lichtreichen Geheimnisse“ des Rosenkranzes, die Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben „Rosarium Virginis Mariae“ vom 16.10.2002 vorgestellt hat. Das entsprechende 4. Geheimnis lautet in der offiziellen Fassung: „Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist“.

Drei der Apostel hat Jesus mitgenommen, als er auf einen Berg gestiegen ist, um zu seinem himmlischen Vater zu beten: Petrus, Jakobus und Johannes. Sie sollten jene Atmosphäre des Heiligen und Wunderbaren erfahren, die den Herrn umgab, als er sich auf besondere Weise offenbaren wollte. Denn auf einmal – so berichtet uns der Evangelist Markus – wurde Jesus „vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.“

Wir können wirklich sagen: In jenem Augenblick hat sich der Himmel geöffnet, die Apostel wurden buchstäblich der irdischen Wirklichkeit entrückt und wurden Zeugen eines unfaßbaren Geschehens, das sie später nicht in Worte zu fassen vermochten. Sie sahen den Herrn in einer wunderbaren Vorwegnahme seiner Auferstehungsherrlichkeit. Der Schleier, der normalerweise sein Geheimnis umgab und seine Gottheit vor ihnen verbarg, wurde für kurze Zeit hinweggenommen, sodaß sie das, was ihnen zu glauben geboten war, für kurze Zeit gleichsam schauen durften! Welch erhabenes Schauspiel, welche Seligkeit!

Kein Wunder, daß Petrus diesen Augenblick festhalten möchte. Als er nämlich sieht, wie vor ihren Augen auch Elija und Mose erscheinen und diese mit Jesus reden, da sagt er zu Jesus: „Rabbi, es ist gut, daß wir hier sind.“ Und er möchte drei Hütten bauen: eine für Jesus, eine für Mose und eine für Elija. Wie hilflos ist Petrus doch angesichts dieses Geschehens und zugleich wie rührend im stets bereiten Einsatz für den Herrn und seine Sendung!

Jesus hat aber ein besonderes Ziel: Er möchte die Jünger durch diese Offenbarung seiner Herrlichkeit vorbereiten auf sein kommendes Leiden und Sterben. Noch ist nicht die „Zeit“ unverlierbarer himmlischen Seligkeit, sondern dieses Leben will gelebt sein, in allen seinen Prüfungen, Bedrängnissen und Leiden, der himmlischen Herrlichkeit entgegen. Was die Apostel brauchen, ist unerschütterlicher und fester Glaube, der sich auch in Dunkelheit und Not bewährt. Dieser Glaube wird durch die Verklärung Jesu auf dem Berg gestärkt und gleichsam neu begründet. Denn vom Himmel her ist eine Stimme zu hören, die den Aposteln aus der Wolke zuruft: „Das ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.“ Hier geschieht Offenbarung Gottes des Vaters in seinem vielgeliebten Sohn. Wie tief muß das auf die Seele der Apostel gewirkt haben!

Als die Erscheinung vergangen war und die Jünger niemanden mehr bei Jesus sahen, da waren sie ganz benommen. Nun folgt etwas Überraschendes: Jesus verbietet ihnen, anderen Menschen davon zu erzählen, „bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.“ Was das zu heißen haben und bedeuten sollte, begriffen sie jetzt noch nicht. Sie hatten jedoch Großes erlebt, das es im Herzen zu bewahren galt, bis der Zeitpunkt gekommen war, es zu offenbaren.

Liebe Brüder und Schwestern! In unserem Leben gibt es Höhen und Tiefen. Wir machen schöne und beglückende Erfahren, aber auch traurige und leidvolle. Vielleicht haben wir schon so manche „Tabor-Stunden“ der Seligkeit und tiefen Freude erlebt; Gott gebe es! Wahre Freude können wir letztlich nur in Gott finden, der uns alles schenkt. So kann uns das heutige Evangelium anregen, immer wieder auch persönlich die Nähe Gottes im Gebet zu suchen. Gott läßt sich finden von denen, die von Herzen nach ihm verlangen. Er ist denen nahe, die ihn mit Vertrauen, mit Hingabe und Liebe anrufen. Das Gebet Jesu und der Apostel ist uns hier ein Vorbild. Wie muß auch die heilige Gottesmutter Maria gebetet haben! In dieses ihr Gebet waren alle Menschen einbezogen. Auf diese Weise gab sie Gott die Ehre und heiligte ihr Leben.

Wenn wir sozusagen Oasen haben in unserem Leben, wo wir auftanken können, dann halten wir auch leichter durch in Wüsten der Prüfung und der Entbehrung. Das Gebet ist wie ein Brunnen in einer solchen Oase. Gestärkt am Quell lebendigen Wassers kann uns die Begegnung mit Gott Kraft geben für den Alltag. Auf diese Weise folgen wir dem Herrn nach, der uns hineinnimmt in sein Leiden und Sterben und in seine Auferstehung.

Im Hinblick auf die Verklärung Christi auf dem Berg führt der Papst in dem bereits erwähnten Rosenkranzschreiben aus (Nr. 9): „Es bleibt der Auftrag eines jeden Jüngers Christi, und somit auch unser Auftrag, die Augen auf das Antlitz Christi gerichtet zu halten und darin das Geheimnis des gewöhnlichen und schmerzlichen Weges seiner Menschheit zu erkennen, bis hin zum Begreifen des göttlichen Glanzes, der sich endgültig im Auferstandenen, der zur Rechten des Vaters verherrlicht ist, kundtut. Im Betrachten dieses Angesichtes öffnen wir uns, um das Geheimnis des dreifaltigen Lebens in uns aufzunehmen und um stets aufs Neue die Liebe des Vaters zu erfahren und die Freude des Heiligen Geistes zu verkosten. So verwirklicht sich auch für uns das Wort des heiligen Paulus: »Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn« (2 Kor 3, 18).“

Möge uns die Gottesmutter Maria helfen, den strahlenden Glanz des Erlösers zu entdecken und in unserem Leben widerzuspiegeln, bis wir eingehen dürfen in die ewige Herrlichkeit Gottes! Amen