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Predigt:

Gottes wunderbare Schöpfung

27. Sonntag im Jahreskreis B (04.10.2015)

L1: Gen 2,18-24; L2: Hebr 2,9-11; Ev: Mk 10,2-16


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Mit dem heutigen 4. Oktober, dem Gedenktag des hl. Franz von Assisi, endet die „Schöpfungszeit“, die am 1. September als „Tag der Schöpfung“ begonnen hat. Papst Franziskus hat sich mit dieser Einführung einer ursprünglich aus dem orthodoxen Bereich kommenden ökumenischen Initiative angeschlossen.

Ganz dazu passend feiern wir an diesem Sonntag in der Pfarre Mühldorf-Niederranna das Erntedankfest! Die vielfältigen Gaben der Schöpfung, die uns zur Nahrung dienen und das Herz des Menschen erfreuen, künden von jener ursprünglichen Herrlichkeit und jenem Glanz, den Gott in seine gute Schöpfung hineingelegt hat und der im Paradies in unversehrter Weise gegeben war.

Was aber ist dann geschehen? Durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt (vgl. Weish 2,24), und der Mensch wurde Gott ungehorsam und sündigte. Er wollte selber sein wie Gott und bewirkte eben dadurch Unheil für sich und die Seinen, ja für die ganze Schöpfung, die dem Menschen anvertraut war. Die Folgen einer solchen Mentalität nehmen auch wir täglich war, und die fortschreitende Zerstörung der Umwelt und die Auswirkungen auf den Menschen haben Papst Franziskus in diesem Jahr veranlasst, die EnzyklikaLaudato si‘“ über das gemeinsame Haus der Schöpfung zu veröffentlichen.

Die Botschaft, welche uns die Kirche in dieser Zeit der Schöpfung und darüber hinaus verkündet, lautet: Jesus Christus ist gekommen, um die ursprüngliche Gutheit all dessen, was Gott geschaffen hat, wiederherzustellen. Ja noch mehr! Es heißt in einem liturgischen Gebet sogar, dass uns Gott auf wunderbare Weise geschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt hat. Die Vollendung des Erlösungswerkes Jesu Christi erwarten wir in der Neuschöpfung, von welcher die Heilige Schrift mit den Begriffen eines „neuen Himmels“ und einer „neuen Erde“ spricht (Offb 21,1). Dies wird sich ereignen, wenn der auferstandene Herr Jesus Christus am Ende der Tage in Herrlichkeit wiederkommt, um zu richten die Lebenden und die Toten, und er durch sein machtvolles Wort alles erneuert.

In Rom beginnt an diesem Sonntag die Bischofssynode zum Thema: „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“. Hat dies mit dem Schöpfungsplan Gottes etwas zu tun? Sehr viel sogar!

So ist in der Lesung dieses Sonntags aus dem Buch Genesis die Rede davon, dass Gott den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat, und zwar nach seinem Bild und Gleichnis (vgl. Gen 2,18–24 in Verbindung mit Gen 1,27). Beide sollen in Liebe füreinander da sein und im Bund der Ehe bereit sein für das neue Leben, das Gott ihnen schenkt. Gott selbst hat diesen Bund der Liebe und des Lebens eingesetzt, und somit gehören Ehe und Familie zur ursprünglichen Gutheit der Schöpfung.

Als dann später im Laufe der Geschichte dieser Bund der Liebe verzerrt und verdunkelt wurde, da meinte sogar Mose, der große Gesetzgeber des jüdischen Volkes, einen Kompromiss mit dem Übel schließen zu müssen: Er erlaubte die Ehescheidung und die darauffolgende Wiederverheiratung. Jesus Christus wird im Evangelium nach Markus von seinen pharisäischen Gegnern, die ihm eine Falle stellen wollen, eben damit konfrontiert. Wird Jesus es wagen, die Autorität des Moses in Frage zu stellen? Macht er sich selber damit nicht größer als Mose und stellt sich sogar in Gegensatz zum Gebot Gottes?

Jesus beruft sich in seiner Antwort an die Pharisäer auf den Anfang, also auf die ursprüngliche Gutheit der Schöpfung. Ausdrücklich stellt er fest, dass Gott den Mann und die Frau geschaffen hat und die beiden gemäß dem Willen Gottes eins geworden sind in Liebe. Anschließend stellt er fest: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Somit schließt er eine Auflösung des Ehebandes durch Scheidung und eine darauffolgende Wiederverheiratung ausdrücklich aus.

Was ist so bemerkenswert an den Worten Jesu? Er stellt damit eine Praxis infrage, welche durch die Autorität des Moses gleichsam sanktioniert war und von den Zeitgenossen Jesu durchaus nicht als im Widerspruch zum Gesetz Gottes empfunden wurde! Warum aber hat Mose dann diese Erlaubnis der Scheidung und Wiederverheiratung gegeben? Die Antwort Jesu ist klar: „Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.“ Wenn nun aber der menschgewordene Sohn Gottes selber die Weisung des Moses außer Kraft setzt, dann tut er dies nicht, um es uns Menschen schwerer zu machen, sondern der Erlöser schenkt uns zugleich die Gnade, welche den ganzen Menschen von innen her erneuert. Die eigentliche Ursache der Misere von Scheidung und Wiederverheiratung wird behoben; das „harte Herz“ des Menschen wird verwandelt zu einem „Herzen von Fleisch“ (vgl. Ez 36,26), das fähig ist zur Liebe und Treue. So gesehen liegt dann in der Unauflöslichkeit der Ehe nicht zuerst ein menschlicher Anspruch, den es zu erfüllen gilt, sondern ein Geschenk, eine Gnadenzusage Gottes. Gott selbst verspricht den Ehegatten seine Treue, und er nimmt seinen Beistand nicht zurück, in guten und in bösen Tagen. Dann vermögen auch die Ehegatten einander treu zu sein!

Die Ehrfurcht vor Gottes guter Schöpfung schließt nicht nur die unbelebte Welt sowie die Tiere und Pflanzen mit ein, sondern auch den Menschen als die Krone der sichtbaren Schöpfung. Darauf weist Papst Franziskus immer wieder hin. Auch der heilige Franziskus hat dies in seinem Sonnengesang zum Ausdruck gebracht.

In der Größe und Schönheit der Geschöpfe erkennen wir die Spuren des Wirkens Gottes. Nicht bei der Schöpfung als solcher sollen wir stehen bleiben; die wunderbare Ordnung der Geschöpfe und ihre Schönheit möge uns hinführen zu Gott, der die ewige Schönheit ist. In ihm und in seiner Liebe sollen wir alle einst unsere Vollendung finden, unser ewiges Glück und Heil in der Gemeinschaft aller Heiligen des Himmels. Rufen wir dazu die Fürbitte der seligen Jungfrau Maria, der Rosenkranzkönigin, bei Gott an!

Amen.