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Predigt:

Selbstverleugnung und Kreuzesnachfolge

24. Sonntag im Jahreskreis B (13.09.2015)

L1: Jes 50,5-9a; L2: Jak 2,14-18; Ev: Mk 8,27-35


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Klingt es nicht paradox, wenn Jesus seinen Jüngern und damit auch uns sagt: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten“?

Ist nicht unser allgemeiner Lebensstil gerade darauf ausgerichtet, etwas aus seinem eigenen Leben zu machen? Spricht man nicht immer wieder von Selbstverwirklichung? Kennen wir nicht alle diese guten Ratschläge, die da lauten: „Denk wenigstens du selber an dich, denn die anderen denken auch nur an sich“, und so weiter?

Die Logik des Evangeliums widersetzt sich dieser Zielvorgabe. Mag alles noch so schön und rosig aussehen: es gibt doch keine Selbsterlösung! Wer meint, er kann sich selber retten, geht in die Irre. Gewiss: Eine Zeitlang mag es scheinen, als ob sich jemand sein Leben kaufen könne. Vielleicht ist sie oder er recht erfolgreich im Beruf, hat ein gutes Einkommen, und auch beziehungsmäßig klappt es. Und doch ist all dies, wenn wir nur auf uns selber vertrauen, auf Sand gebaut!

Jesus möchte genau dies mit seinen Worten aufzeigen: Wer das Glück seines Lebens nur mit seinen eigenen Kräften herbeiführen will, wird es letztlich nicht besitzen, sondern auch das noch verlieren, was er hat. Wer hingegen in allem auf Gott vertraut und um Jesu willen seinen eigenen Vorteil zurückstellt, der wird gerade so jenes wahre und selige Leben finden, das hier auf Erden im Verborgenen seinen Anfang nimmt und ewig währt in Gottes Herrlichkeit.

Jesus Christus, der Herr und Meister, zeigt seinen Jüngern diesen königlichen Weg der Selbstverleugnung. Das innerste Geheimnis dieses Weges ist Liebe. Denn nur die Liebe ist fähig, in voller Freiheit auf das eigene zu verzichten und sich an die geliebte Person hinzugeben. Wer wirklich ein Jünger Jesu sein will, der lässt sich ein auf die Kraft der göttlichen Liebe, welche uns fähig macht, über uns selbst hinauszugehen. So lassen wir gleichsam uns selber zurück und finden uns neu in Gott sowie in jenen Menschen, denen wir unsere Liebe erweisen. Nichts von dem geht verloren, was wir Gott schenken. Alles hingegen verspielt und verliert der, welcher immer nur an sich denkt und meint, er könne so sein Leben retten oder wie man sagt seine Schäflein ins Trockene bringen.

Genau diesen Weg der Liebe und der Selbstentäußerung ist Jesus selbst gegangen. Seine Jünger – einschließlich des Petrus – waren noch gefangen in ihrer eigenen Welt. Sie meinten, der Messias müsse im weltlichen Sinn Karriere machen und sich machtvoll zeigen wie ein großer König oder Feldherr. Jesus belehrt sie darüber, dass ihm in Kürze das Leiden und Sterben am Kreuz erwartet. Er wird also menschlich gesprochen scheitern. Und doch ist dies nicht das Letzte: Denn am dritten Tag wird er von den Toten auferstehen!

Für die Jünger war es ein längerer und bisweilen schmerzhafter Lernprozess, diese Wahrheiten in ihrem eigenen Leben zu verinnerlichen. Gott aber hat sie in der Pädagogik der Liebe stufenweise zu dem hohen Ideal hingeführt, welches Jesus verkündet hat. Sie haben das Kreuz zuerst gefürchtet und später liebgewonnen. Sie haben zuerst aufbegehrt und sind davon gelaufen, als es ernst wurde. Der auferstandene Christus aber hat sie dann wieder um sich gesammelt und sie zu lebendigen Bausteinen seiner Kirche gemacht.

Erschrecken wir nicht vor den Worten des Herrn! Gewiss, wir sind schwach und sündhaft. Doch die Gnade Gottes genügt uns, und seine Verheißung tröstet uns. Für einen jeden von uns gibt es den guten Weg, auf dem wir Jesus Christus nachfolgen können in der Hingabe unserer Liebe. Wir dürfen ihn gehen in Verbundenheit mit unserer himmlischen Mutter Maria, die uns von Jesus Christus am Kreuz als Mutter geschenkt wurde. Genauso werden wir durch die Gnade Christi an der Erlösung Anteil erhalten und gemeinsam mit allen Heiligen die ewige Freude bei Gott finden!

Amen.