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Predigt:

Der Herr öffne dir Ohren und Mund

23. Sonntag im Jahreskreis B (09.09.2012)

L1: Jes 35,4-7a; L2: Jak 2,1-5; Ev: Mk 7,31-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Mit dem Kommen des Erlösers in diese Welt ist ein neues Zeitalter angebrochen. Das Reich Gottes ist uns nahe; Gott selber erlöst sein Volk. Er schenkt den Menschen das Heil.

Unser Herr Jesus Christus hat Zeichen und Wunder gewirkt und damit offenbar gemacht, dass der himmlische Vater ihn zu uns Menschen gesandt hat. Weil er eins ist mit Gott, dem Vater, hat er die Macht, Kranke zu heilen, Sünden zu vergeben und Dämonen auszutreiben.

Im heutigen Evangelium wendet sich Jesus einem Taubstummen zu. Ein solcher Mensch ist massiv eingeschränkt in der Wahrnehmung seiner Umwelt und Mitwelt. Heute gibt es Gottseidank gute Förderprogramme, sodass diese Menschen mit anderen Kontakt aufnehmen können: wenigstens durch Zeichen ist so eine Verständigung möglich; manche lernen auch wirklich sprechen, weil sie in Wirklichkeit ja nicht stumm sind, sondern nur nicht hören können. Früher hat man diese Menschen meist ihrem Schicksal überlassen, und sie waren wirklich ausgegrenzt. So kam zu ihrer körperlichen Einschränkung auch noch die schmerzvolle Erfahrung, nicht dazu gehören zu dürfen zu den übrigen Menschen.

Jesus wirkt das Wunder der Heilung dieses Taubstummen. Er tut es, indem er eine Zeichenhandlung setzt: er berührt mit seinen Fingern die Ohren des Mannes und benetzt dessen Zunge mit Speichel und spricht, indem er zum Himmel blickt, die Worte: „Effata! – Öffne dich!“ sogleich löst sich seine Zunge: er kann sprechen, und seine Ohren öffnen sich: er kann hören. Wie dankbar muss dieser Mann gewesen sein, als sich ihm plötzlich eine ganz neue Welt aufgetan hat!

Dieses Wunder weist auf etwas noch Größeres hin: Jesus Christus bringt uns im Heiligen Geist Kunde von der Liebe Gottes des Vaters. Er erschließt uns den Zugang zum Himmelreich, in das wir eintreten dürfen durch den Glauben. Auf diese Weise wird uns eine neue Dimension der Wirklichkeit eröffnet. Auch wir werden so durch die rettende Macht Gottes von Blinden zu Sehenden, von Stummen zu Redenden. Der Glaube öffnet uns die Augen des Herzens, sodass wir Gottes Macht, Weisheit und Güte erkennen. Wir werden angetrieben und vom Heiligen Geist befähigt, die frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu bekennen und den Menschen zu verkünden.

Nicht umsonst gibt es bei der heiligen Taufe den sogenannten Effata-Ritus. Dabei berührt der Priester die Ohren und den Mund des neugetauften Kindes und spricht die Worte: „N., der Herr lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf ‚Effata‘ dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes.“

So können wir sagen: auch uns wurden in der hl. Taufe bildlich gesprochen die Ohren und der Mund geöffnet für das gläubige Hören und das furchtlose-demütige Bekenntnis der Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus offenbar geworden ist.

Preisen wir also Gott den Herrn für seine großen Gaben, für alle seine Gnaden! Maria, die Gottesmutter, führe uns hin zu ihrem Sohn Jesus Christus, denn in ihm empfangen wir das Heil und das ewige Leben. Amen