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Predigt:

Gottes Liebe kennt keine Grenzen

17. Sonntag im Jahreskreis B (26.07.2015)

L1: 2 Kön 4,42-44; L2: Eph 4,1-6; Ev: Joh 6,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wie organisieren wir unser Leben? Was können und wollen wir selber regeln, und was trauen wir Gott zu? Welche Grenze setzen wir dem Wirken Gottes, und mit welchen Möglichkeiten und Überraschungen rechnen wir?

Diese Fragen können sich angesichts des Evangeliums nach Johannes über die wunderbare Speisung der großen Menschenmenge durch Jesus ergeben. Denn hier war eine Ausnahmesituation eingetreten, die alles Planen und Organisieren der Apostel und der übrigen Begleiter Jesu radikal infrage stellte. Mit so vielen Menschen hatte einfach niemand gerechnet! Wie sollten diese alle mit Brot versorgt werden?

Die Worte des Andreas bringen die Ratlosigkeit der Apostel zum Ausdruck: „Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!“ Aber wie aus dem Fortgang der Ereignisse ersichtlich wird, sind es gerade diese wenigen Brote und Fische, mit denen Jesus Großes bewirkt!

Uns geht es vielleicht auch manchmal so im Leben: irgendetwas geschieht, mit dem wir nicht gerechnet haben und womit wir persönlich oder auch strukturell überfordert sind. Die eigenen Möglichkeiten erscheinen als sehr begrenzt. Wie soll man sich da verhalten?

Im konkreten Beispiel des Evangeliums lässt sich Jesus nicht von diesem engen Blick auf die Grenzen des Verfügbaren beeindrucken. Im Gegenteil! Was fürs erste als zu wenig erscheint, wird genau durch ihn zum Anlass, in überreichem Maße zu geben und zu empfangen. Die Apostel teilen nämlich auf das Wort ihres Herrn hin eben diese fünf Brote und zwei Fische mit der Vielzahl der anwesenden Menschen. Und das Wunder geschieht: Was sie weitergeben, wird nicht weniger. Am Schluss sind alle satt, und es bleiben noch zwölf Körbe (!) von den Brotstücken übrig.

Könnte dieses biblische Geschehen nicht auch ein Anlass sein für uns, dass wir die eigenen Urteilsweisen und Handlungsmuster kritisch überprüfen? Wir sind meist kleingläubig in dem, was wir tun und von Gott erwarten. Das Leben ist bis in letzte Einzelheiten hinein geplant, und wir meinen, alles genau abschätzen zu können, sodass wir vor Überraschungen sicher sind. Unsere Mentalität ist vielleicht die eines Buchhalters, der genau die Soll- und Haben-Seite kontrolliert und – wie es ja auch sein soll – eine „kreative Buchführung“ vermeidet! Aber lässt sich unser Leben mit allen seinen Chancen und Grenzen, mit seinen Bedrohungen und Verheißungen einfach so in den Griff bekommen?

Braucht es nicht gerade für uns Christen etwas mehr Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes? Gott kann und will uns immer wieder überraschen in dem, was durch ihn in unserem Leben und im Leben anderer möglich wird. Fixe Grenzziehungen bremsen uns mitunter im Guten. Wer immer nur sagt: „Das kann ich nicht.“ – „Da traue ich mich nicht.“ – „Damit rechne ich nicht.“ – „Das halte ich für unmöglich“ und so weiter, der wird kaum je die Größe der Liebe Gottes erfahren.

Die Heiligen haben jedenfalls dem Wirken Gottes nie eine Grenze gesetzt. Sie waren bereit für das je Größere, das Gott gerade mit dem Wenigen, das wir haben, wirken kann. Es ist keine Schande, die eigene Kleinheit und Schwachheit einzugestehen. Doch sollten wir all dies Gott dem Herrn anbieten, so wie der kleine Junge seine fünf Brote und zwei Fische zur Verfügung stellte. Gott der Allmächtige kann und wird aus dem Wenigen, das wir sind und haben, Großes machen in seiner Liebe!

Maria, die Gottesmutter, zeigt uns durch ihren Glauben, dass bei Gott wahrhaft nichts unmöglich ist. Ihrer Fürbitte wollen wir uns anvertrauen; sie sagt auch uns, dass wir tun sollen, was der Herr uns aufträgt. Dann wird Gott in unserem Leben seine Herrlichkeit offenbaren und uns Anteil schenken am Glück des Himmels.

Amen.