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Predigt:

Was braucht der Mensch wirklich?

17. Sonntag im Jahreskreis B (29.07.2012)

L1: 2 Kön 4,42-44; L2: Eph 4,1-6; Ev: Joh 6,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wovon lebt der Mensch? Was braucht er wirklich? Was gibt seinem Leben Sinn und Erfüllung?

Wenn wir die Frage so stellen, dann haben wir bereits eine gewisse Richtung aufgezeigt, in der die Antwort gefunden werden kann.

Denn eine platte und primitive Antwort nach der Art: „Wir brauchen nur genug zu essen und zu trinken, und dann haben wir alles!“ ist von vornherein zu wenig für einen denkenden und nach der Wahrheit suchenden Menschen.

Genau darin, dass wir vernunftbegabte Lebewesen sind, liegt ja nach Auffassung des Philosophen Aristoteles der Unterschied des Menschen zu den Tieren: Dem Tier mag es genügen, wenn alle seine Triebregungen und Instinkte Erfüllung finden und an ihr Ziel gelangen. Der Mensch verspürt auch dann noch einen Hunger und Durst nach Mehr, wenn er körperlich satt geworden ist. Denn sein Geist geht über das Irdische hinaus. Würde man ihn auf das irdische Satt-Sein beschränken, dann wäre genau dies „geist-tötend“. Nicht einmal die Erweiterung der Formel des Satt-Seins auf „Brot und Spiele“ kann auf Dauer die Sehnsucht des Herzens erfüllen. Mag sein, dass dies eine Zeit lang wirkt, und niemand hat etwas gegen vernünftige Unterhaltung und fairen Sport, wie dies eben zurzeit bei den Olympischen Spielen in London verwirklicht werden soll. Und doch: War das schon alles?

Als Jesus sein großes Wunder der Brotvermehrung wirkte und so viele Menschen auf einmal satt wurden, da wollten sie ihn zum König machen – so als ob er gekommen wäre, um den Menschen irdisches Brot zu geben. Doch genau dies war ein radikales Missverständnis der Sendung Jesu: Gott ist doch nicht Mensch geworden, um ein luxuriöses Wohlleben hier auf Erden zu ermöglichen und zu garantieren, sondern es geht um das Reich Gottes, welches mit ihm bei uns Menschen angekommen ist. Es ist ein Reich der Liebe und des Friedens, der Gerechtigkeit und des Erbarmens. Sein Reich ist nicht von dieser Welt, weil die ganze Welt dem menschlichen Herzen nicht genügen kann.

Der Mensch ist letztlich so groß in seinem Herzen, in der Ausrichtung seiner unsterblichen Seele auf das Wahre, Gute und Schöne, dass wirklich gilt: „Gott allein genügt“ (hl. Theresa von Avila). Gott allein kann das Sehnen des Menschen erfüllen. „Denn unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir“ – so hat es schon der hl. Augustinus formuliert.

Jesus Christus bereitet seine Jünger durch seine Worte und Taten darauf vor, dass sie das wahre Brot empfangen können und im Herzen aufnehmen wollen, das vom Himmel kommt. Dieses Brot ist er selber; er schenkt uns alles, was wir im Herzen ersehnen. Denn wer ihn sieht, sieht den himmlischen Vater und empfängt ewiges Leben. Genau dies ist letztlich für uns alle entscheidend; das brauchen wir. Möge uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria begleiten und den guten Weg weisen, auf dem wir das Leben in Fülle finden. Amen