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Predigt:

Erholung muss sein, aber …!

16. Sonntag im Jahreskreis B (22.07.2012)

L1: Jer 23,1-6; L2: Eph 2,13-18; Ev: Mk 6,30-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Apostel kehren von ihrer ersten Aussendung durch Jesus zurück und berichten ihm, was sie getan und die Menschen gelehrt haben. Nun sind sie erschöpft, und sie bedürfen der Erholung, um wieder Kräfte zu sammeln für neue Aufgaben. Jesus hat Verständnis dafür, und er will sie mitnehmen an einen einsamen Ort! Dort sollen sie etwas ausruhen.

Auch für viele von uns gibt es im Sommer eine Zeit der Erholung, des Urlaubs, der Ferien, wo wir uns regenerieren können, um bereit zu sein für das, was das Leben von uns verlangt.

Aber was geschah damals mit jener Gruppe erholungssuchender Apostel, die mit Jesus im Schiff zu einem ruhigeren Orte fahren wollten? Die Menschen erfuhren dies, und sie kamen in Scharen. Ja, sie waren zu Fuß noch eher dort als Jesus und die Apostel! Was sollte Jesus nun tun? Sollte er sagen: „Geht wieder weg, wir brauchen Ruhe“? Nein, das konnte er nicht tun! Wörtlich heißt es im Evangelium, dass er Mitleid mit den Menschen hatte; „denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.“

Jesus Christus stellt also sein eigenes Ruhebedürfnis und das seiner Apostel zurück, weil er sieht, dass ihn die Menschen brauchen. Er ist da für die Menschen und verkündet ihnen die Botschaft des Heils: die Worte des Lebens, nach denen sie sich im tiefsten Herzen sehnen.

Hatten denn die Menschen damals niemanden, der ihnen verlässlich Kunde geben konnte vom Himmelreich und vom Willen Gottes? Ja und nein. Es gab die jüdischen Gesetzeslehrer, die vorgaben, alles genau zu wissen, was Gott von den Menschen verlangte. Genau bei ihnen aber lag das Problem: Sie hatten dem göttlichen Gebot allzu viele menschliche Weisungen hinzugefügt, sodass niemand mehr in der Lage war, all dies einzuhalten. Außerdem waren es oft Vorschriften, die sich nur auf Äußerlichkeiten bezogen und die eigentliche Bekehrung des Herzens zu Gott nicht zum Ziel hatten. Schließlich gaben manche dieser Schriftgelehrten – gewiss nicht alle – ein schlechtes Beispiel, indem sie selber so manches Schwere von den Menschen verlangten und forderten, selber aber keinen Finger rührten und es sich gut gehen ließen. So wurden sie unglaubwürdig.

Einen hatte es gegeben, der den Menschen eindringlich, ja wahrhaft prophetisch ins Gewissen redete: Johannes den Täufer. Doch dieser sagte von sich selbst, dass er nur der Vorläufer sei für den Größeren, der da kommen sollte, eben für Jesus den Christus. Und nun war der Sohn Gottes auf Erden erschienen, um die Menschen wirklich das zu lehren, was Gott ihnen mitteilen wollte! Wie sehr verlangte Jesus danach, dass er aufmerksame Hörer hatte. Und nun waren sie da. Da musste er einfach alles Übrige zurückstellen, sogar das berechtigte Bedürfnis nach Erholung, um die frohe Botschaft vom Himmelreich zu verkünden.

Wir, liebe Brüder und Schwestern, brauchen unsere Pläne für Urlaub und Erholung normalerweise nicht zurückzustellen – außer wir werden woanders dringend gebraucht, was im Familienkreis schon einmal vorkommen kann, wenn es z.B. einen kranken Menschen gibt, der unmittelbar auf unsere Hilfe angewiesen ist. Aber normalerweise sollen wir die Zeit der Erholung auch gut nutzen. Denn je mehr wir hier Kraft tanken, desto einsatzbereiter sind wir nachher wieder!

Nehmen wir uns im Urlaub, in den Ferien, bei der Erholung auch Zeit für Gott! Das Gebet soll an keinem Tag des Jahres ausfallen. Ja, vielleicht können wir die Erholung mit einer Wallfahrt verbinden oder den Besuch von Kirchen in ein Besichtigungsprogramm mit einschließen. Kirchen sind ja bekanntlich nicht nur kunstvolle Bauwerke, sondern in ihnen will und soll auch gebetet werden. Denn Gott der Herr ist uns nahe, besonders durch seine Gegenwart im Allerheiligsten Sakrament des Altares.

Dort beim Herrn finden wir Zuflucht in allen schönen, aber auch in so manchen schweren Stunden. Er gibt uns wieder neue Kraft und schenkt uns seine Liebe. Die Jungfrau und Gottesmutter Maria erbitte uns ein offenes Herz für alles, was uns Gott schenken will. Amen