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Predigt:

15. Sonntag im Jahreskreis B (13.07.2003)

L1: Am 7,12-15; L2: Eph 1,3-14; Ev: Mk 6,7-13


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wenn wir durch unser schönes Land Österreich fahren (und ähnlich ist es in den Nachbarländern), dann begegnen uns in fast jedem Ort die zum Himmel weisenden Türme einer Kirche. Diese „Zeugen aus Stein“ erinnern uns daran, dass wir nicht für diese vergängliche Welt geschaffen sind, sondern für ein unvergängliches Glück in der Herrlichkeit Gottes. Unser Wandel ist auf Erden, doch unsere Heimat ist im Himmel!

Die Kirche ist aber mehr als ein Bauerwerk aus toten Steinen, die Kirche ist eine lebendige Gemeinschaft von Menschen, die an Gott glauben und daran, dass er uns seinen Sohn Jesus Christus gesandt hat als Erlöser der Welt. Kirche ist die Gemeinschaft aller vom Heiligen Geist erfüllten Menschen, die im einen Glauben und in der Liebe verbunden sind, um so gemeinsam den Pilgerweg des Glaubens zu gehen hier auf dieser Erde, dem ewigen Ziel entgegen.

Worin liegt die Existenzberechtigung der Kirche? Gäbe es kein ewiges Leben und würden wir nur für diese kurze Zeit des Erdenlebens existieren, dann wäre die Kirche sinnlos. Manche haben tatsächlich den Glauben an Gott verloren und empfinden daher auch die Verkündigungstätigkeit der Kirche als Überflüssigkeit oder gar als Provokation. Es hat vonseiten staatlicher Machthaber in der 2000jährigen Geschichte des Christentums mitunter Versuche gegeben, die Kirche zu unterdrücken, ja zu vernichten. Wir wissen, dass all diese Unternehmungen keinen Erfolg gehabt haben. Es hat zwar Märtyrer gegeben, das heißt Menschen, die ihrem Glauben bis in den Tod hinein treu geblieben sind, aber es ist den Gegnern der Kirche nicht gelungen, diese zu vernichten. Die Märtyrer wurden vielmehr aufs neue zum „Samen des Christentums“.

Andere sind klüger vorgegangen: Sie haben die Existenz der Kirche als solche nicht in Frage gestellt. Wohl aber haben sie geleugnet, dass sie Gottes Werk ist. Sie meinten, die Kirche umwandeln zu können zu einer rein weltlichen Bildungsanstalt, zu einer sozialen Einrichtung unter anderen. In Österreich gingen die unter Kaiser Joseph II. durchgeführten Reformen in diese Richtung: Der Staat wollte sich der Kirche bedienen und sie einsetzen für die Erziehung des Volkes. Ihren eigentlichen religiösen Auftrag verkannte man. Die ging dann so weit, dass zahlreiche Klöster aufgehoben wurden und die staatlichen Vorschriften sogar die Art und Weise der Feier des Gottesdienstes regelten.

Diese Beispiele zeigen uns: Wir kommen an dem entscheidenden Punkt nicht vorbei, wozu unser Herr Jesus Christus die Kirche gegründet hat. Das heutige Evangelium, in dem wir von der ersten Aussendung der zwölf Apostel gehört haben, zeigt es uns und ruft es uns in Erinnerung: Die Kirche ist deshalb da, um den Menschen die Nähe Gottes zu verkünden. „Das Reich Gottes ist nahe; kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ So lautete damals und so lautet immer wieder neu die frohe Botschaft. Auch die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden muss gleichsam mit dem Finger zum Himmel weisen, um die Menschen an Gott zu erinnern. Soziale Aufgaben und Reformen sind wichtig und verdienen unsere Unterstützung. Wir dürfen und können dabei aber nicht das Wesentliche, das eine Notwendige vergessen: mit Gott in Verbindung zu treten, der uns das Heil schenkt und uns retten will von der Sünde und allem Bösen.

Es geht um die Verbindung mit Gott und dadurch auch um die Vereinigung der Menschen untereinander. Die vertikale und die horizontale Dimension des Menschseins ergänzen sich. Wer betet und an Gott glaubt, der ist auch aufgerufen, die christliche Nächstenliebe zu üben. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Eben darum hat das 2. Vatikanische Konzil formuliert, die Kirche sei gleichsam ein „Sakrament“, das heißt ein Zeichen und ein Werkzeug für die innigste Vereinigung der Menschen mit Gott und untereinander (vgl. LG 1).

Wenn das gelingt, dann hat die Kirche ihren Auftrag wahrgenommen. Dann ist sie nicht überflüssig, sondern wird dem „Hunger nach Gott“ in den Seelen der Menschen wirksam begegnen können. Unser Land, ja der ganze Kontinent Europa braucht eine Seele! Diese Seele ist der christliche Glaube, der vor Jahrhunderten grundgelegt wurde und uns auch heute Wegweisung schenken kann in eine gute Zukunft, ja in die ewige Zukunft bei Gott in der Herrlichkeit des Himmels. Amen