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Predigt:

Vom Wachsen des Reiches Gottes in uns

11. Sonntag im Jahreskreis B (17.06.2012)

L1: Ez 17,22-24; L2: 2 Kor 5,6-10; Ev: Mk 4,26-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Viele Menschen leben heute in einer Mentalität des Alles-Selber-Machens. Gewiss: Es ist begrüßenswert, dass wir unsere Kräfte und Talente einsetzen und zur Entfaltung bringen. Doch die rasante Entwicklung von Wissenschaft und Technik verleitet zu der Annahme, der Mensch hätte aus eigener Einsicht und Kraft für alles im Leben eine Lösung. Dass dem nicht so ist, zeigt sich dann immer wieder an selbstverschuldeten Unglücksfällen und Katastrophen, bis hin zu Kriegen. Dort, wo sich der Mensch überschätzt und an die Stelle Gottes setzt, muss er notwendig scheitern. Statt Heil und Segen erwartet ihn dann Unheil und Fluch.

Das heutige Evangelium zeigt uns, dass es auch anders geht! Der Mensch ist aufgerufen, das zu tun, was ihm zukommt. In allem übrigen aber – und vor allem auch, was den Ertrag und Segen für seine Arbeit und Mühe betrifft – soll er auf Gott vertrauen und auf ihn bauen. Denn das Reich Gottes ist keine irdische Größe, die man auf dem Reißbrett oder im Computer planen und dann auf dem Wege der Technik umsetzen kann, als ob der Erfolg gewiss und machbar wäre.

Da hat es der mit der Natur verbundene Landwirt oder Obst- und Weinbauer schon leichter: Ihm sind die Gesetze des Wachstums nicht unbekannt. Dass es wieder eine reichliche Ernte gibt – oder auch nicht –, hängt ab von vielen Faktoren, die der Mensch nicht beeinflussen kann. Der Sämann sät aus; das Wachstum der Frucht schenkt Gott als Herr der Natur. Und ähnlich, sagt Jesus, ist es mit dem Reiche Gottes: Nicht wir selber produzieren es und bringen es hervor, sondern Gott schenkt das Wachstum für sein Reich in den Herzen der Menschen.

Und dass sich hier täglich Großes ereignet, vermögen wir manchmal zu erfahren, doch meist nur zu erahnen. Wie viele Wunder der Gnade wirkt der Heilige Geist in den Herzen der Menschen! Einmal aber kommt die Stunde, wo dies alles offenbar wird.

Die Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther macht uns bewusst: „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.“

So haben wir als Christen eine Hoffnung und Zuversicht, die sich nicht auf unsere eigenen Werke und unsere eigene Gerechtigkeit gründet, sondern auf das Erbarmen Gottes, das uns zuteil geworden ist in Jesus Christus. Darauf gilt es zu bauen, nicht auf menschliche Einsicht und Kraft. Denn diese ist immer begrenzt; wer aber auf den Herrn vertraut, wird nicht zuschanden werden.

Im Reich Gottes gelten andere Maßstäbe als hier auf Erden: So manches, was in den Augen der Menschen großartig war, wird dann als klein und erbärmlich erscheinen; so manches Geringe und Verachtete wird sich in seiner wahren und eigentlichen Größe zeigen. Können wir nicht hierauf die Worte der ersten Lesung aus dem Buch Ezechiel beziehen? Dort heißt es: „Ich mache den hohen Baum niedrig, den niedrigen mache ich hoch. Ich lasse den grünenden Baum verdorren, den verdorrten erblühen.“

Jesus Christus, der Erlöser, ist sanft und demütig von Herzen. Gott schenkt uns seine Liebe und lässt uns auf sein Erbarmen vertrauen. Wir wenden uns an die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria. Wir empfehlen unser Herz ihrem ganz reinen und unbefleckten Herzen, und mit ihr wenden wir uns vertrauensvoll an das Heiligste Herz Jesu, das uns Erhörung schenkt in allen Ängsten und Nöten und uns das Heil Gottes in seiner ganzen Fülle gewähren möge!erz Jesu. Amen