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Predigt:

Ganz schön bist du, Maria

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria A (08.12.2007)

L1: Gen 3,9-15.20; L2: Eph 1,3-6.11-12; Ev: Lk 1,26-38


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Blick auf die heilige Gottesmutter Maria, die „Unbefleckte Empfängnis“, wird uns der Mensch vorgestellt, wie er vor Gott sein soll.

Jeder von uns sehnt sich im Grunde seines Herzens nach Unversehrtheit und Vollkommenheit. Meistens kommt diese Sehnsucht nur in oberflächlicher Weise zum Ausdruck, wenn z.B. peinlichst genau darauf geachtet wird, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen oder nach außen hin die guten Formen des Umgangs zu wahren. Wie viele aber sind sich bewusst, dass wahre Schönheit mit der Schönheit des Herzens zu tun hat – dass also in Wahrheit nur ein guter und liebender Mensch, der von innen her schön ist, auch im vollen und eigentlichen Sinn des Wortes „schön“ genannt zu werden verdient?

In Maria wird uns diese Schönheit in ihrer Ursprünglichkeit und Reinheit vorgestellt. Von Anfang an war Maria durch Gottes Gnade „ganz schön gemacht“, d.h. Gott hat sie geheiligt und vor allem Bösen bewahrt. Sie war der Schuld Adams nicht unterworfen, da sie durch den Erlöser Jesus Christus im Voraus davor bewahrt wurde. Der Sohn Gottes sollte eine menschliche Mutter haben, die in ihrer Heiligkeit und Würde ganz ihm entsprach.

All dies aber war das Werk Gottes: Maria selber hatte es auf unverdiente Weise empfangen. Als sie daher vom Engel gegrüßt wird und dieser ihr die große Gnade und Berufung verkündet, dass sie die Mutter des Herrn werden soll, weiß sie sich selber nicht würdig: Sie möchte nur „Magd des Herrn“ sein und nichts weiter. Weil sie aber weiß, dass von ihrem Ja-Wort alles Übrige abhängt, stimmt sie Gottes Heilsplan aus ganzem Herzen zu.

Die „Unbefleckte Empfängnis“ der Jungfrau und Gottesmutter Maria, die wir heute feiern, bezieht sich also nicht darauf, dass sie selber ihren Sohn Jesus als Jungfrau ohne Zutun eines Mannes vom Heiligen Geist empfing, so wahr dies auch gemäß unserem Glauben ist. „Unbefleckte Empfängnis“ meint vielmehr Marias eigenes „Empfangen-Sein“, welches einerseits ganz auf natürliche Weise erfolgt ist, andererseits aber gerade vom Anfang ihres Menschseins an, d.h. von ihrer eigenen Empfängnis im Schoß ihrer Mutter Anna, das völlige Angenommensein von Gott bedeutet, also die Zugehörigkeit und das Geborgensein in der Liebe Gottes. Diese Liebe Gottes hat sie vor der Erbschuld bewahrt und war auch die Ursache für jene Gnade, die es Maria ermöglichte, Zeit ihres Lebens ohne persönliche Sünde zu leben. „Voll der Gnade“ ist Maria, wie sie der Engel preist: Ihre Gnadenfülle kann nicht mehr überboten werden, da ihr dann in ihrer Berufung zur Gottesmutterschaft Jesus selber geschenkt ist, der die Gnade in Person ist. Weil Maria uns Jesus schenkt, kann sie auch als Mittlerin der Gnade für uns bezeichnet und verehrt werden. In Jesus Christus, dem einzigen Erlöser und Mittler, wird uns alle Gnade zuteil, und er selber teilt sie uns zu, indem er Maria daran mitwirken lässt.

Auch wenn wir selber in unserem Leben diese oder jene „Defekte“ aufweisen und keineswegs sündenlos sind, dürfen wir uns doch an die ganz und gar unbefleckte und heilige Gottesmutter Maria wenden. Sie weist keinen ab, sondern nimmt gerade die Sünder auf, wenn sie sich ihrer Fürbitte empfehlen.

Vom 8. Dezember 2007 bis 8. Dezember 2008 findet in Lourdes das Jubiläumsjahr zum 150jährigen Jahrestag der Marienerscheinungen in der Grotte von Massabielle statt. In Lourdes hatte sich die Gottesmutter Maria gegenüber dem Seherkind Bernadette Soubirous als die „Unbefleckte Empfängnis“ bezeichnet. Das Mädchen wusste nicht, was dieses Wort bedeutete; sie erzählte es dem Pfarrer, der hellhörig wurde und darin ein Zeichen der Echtheit dieser Erscheinung sah. Hatte doch Papst Pius IX. 1854 das Dogma verkündet, dass Maria „im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde“.

Bringen wir voll Vertrauen alle unsere persönlichen Anliegen zur Gottesmutter Maria! Sie wird uns nicht zurückweisen, auch wenn wir selber armselig und schwach sind. Vergessen wir auch nicht auf die Not unserer Brüder und Schwestern. Je mehr wir ein offenes Herz für andere haben, desto eher wird auch uns geholfen.

Wir wollen Gott dafür danken, dass er Maria in besonderer Weise auserwählt und zur Mutter seines Sohnes Jesus Christus sowie zur Mutter und Königin aller Menschen gemacht hat!

Amen.