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Predigt:

Fest der Taufe des Herrn A (09.01.2005)

L1: Jes 42,5a.1-4.6-7; L2: Apg 10,34-38; Ev: Mt 3,13-17


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am heutigen Fest der „Taufe des Herrn“ endet die liturgische Weihnachtszeit. Mit der Taufe Jesu durch Johannes am Jordan erfolgte der Beginn des öffentlichen Lebens Jesu, der ja zuvor dreißig Jahre lang im Verborgenen gelebt und gewirkt hat, bis er vor allem Volk auftrat, um die frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden.

Wenn Johannes, der Prophet, die Menschen getauft hat zum Zeichen der Umkehr und Buße und als Vorbereitung auf das Kommen des Erlösers, dann ist es überraschend, dass Jesus, der ersehnte Messias, sich von Johannes taufen lassen will. Johannes ist ja überzeugt, dass er selber zurücktreten muss, wenn jener Größere kommt. Er hält sich nicht für wert, ihm die Schuhriemen von den Füßen zu lösen. Wie kann er nun Jesus im Jordan taufen? Müsste es nicht umgekehrt sein, dass Johannes von Jesus die Taufe empfängt? Jesus ist doch der Sündenlose; er ist „das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt“! Warum will er die Taufe empfangen?

Als Johannes Jesus diese Bedenken mitteilt, fordert ihn der Herr auf, ihn dennoch zu taufen, damit sich der Wille Gottes erfüllt. Worin dieser Wille besteht, zeigt sich unmittelbar darauf im Vollzug des Geschehens: Der Himmel öffnet sich, und der Heilige Geist kommt wie eine Taube auf Jesus herab. Dabei ist die Stimme des himmlischen Vaters zu hören: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“

Die Taufe Jesu ist kein Geschehen der Umkehr und Reinigung, denn dies hatte unser Herr nicht notwendig. Es ist vielmehr ein Ereignis göttlicher Offenbarung: Der dreifaltige Gott macht sich kund. Der himmlische Vater beglaubigt seinen Sohn und macht kund, dass er der Messias ist, den das Volk Israel erwartet und den Johannes verkündet hat. Indem der Heilige Geist unter dem Zeichen der Taube sichtbar auf Jesus herabkommt, wird jene Wahrheit zum Ausdruck gebracht, dass unser Herr Jesus Christus als Mensch von Anfang an, d.h. von seiner Empfängnis im Schoß seiner Mutter Maria, der vom Heiligen Geist Gesalbte, der „Christus“ bzw. der „Messias“ ist. Auf ihn sollen alle hören!

Was aber wird der Erlöser verkünden? In den rund drei Jahren seines öffentlichen Wirkens hat unser Herr Jesus Christus die Menschen zur Umkehr und zum Glauben aufgerufen. „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird.“ (Hebr 11,6)

Es ist der Glaube an Gott, den himmlischen Vater, zu dem Jesus uns Menschen auffordert. Zugleich glauben wir an ihn, Jesus Christus, der im Wohlgefallen des Vaters steht und der zu uns gesandt ist als unser Retter und Heiland. „In keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4,12) – als eben der Name Jesu. Diese Glaubensgnade wird uns geschenkt durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt und in dem wir rufen: „Abba, Vater!“ (vgl. Röm 8,15; Gal 4,6).

Liebe Brüder und Schwestern! Ist es nicht wunderbar, dass wir durch das Geschenk der Taufe hinein genommen sind in die Liebe des Dreifaltigen Gottes? Jesus Christus, das ewige Wort, ist von Natur aus der wesensgleiche Sohn Gottes; wir sind durch die heiligmachende Gnade in der Taufe zu angenommenen Söhnen und Töchter Gottes geworden. So sind wir der göttlichen Natur teilhaft geworden; wir wurden vergöttlicht und haben die Verheißung, einst Gottes Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht zu schauen im Himmel. Das ist unsere eigentliche Berufung, dass wir teilnehmen dürfen am göttlichen Leben und eins sein dürfen in der Liebe.

Möge uns die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria beistehen und so das göttliche Leben in unseren Herzen durch ihre Liebe und Fürsprache bei Gott zur Erhaltung, Entfaltung und Vollendung führen! Amen