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Predigt:

Ich habe den Herrn gesehen!

Ostersonntag A (23.03.2008)

L1: Apg 10,34a.37-43; L2: Kol 3,1-4 (oder: 1 Kor 5,6b-8); Ev: Joh 20,1-18 oder Mt 28,1-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündigte ihnen: Ich habe den Herrn gesehen.“

Im Evangelium nach Johannes begegnet uns das Osterzeugnis der heiligen Maria Magdalena. Als eine der ersten durfte sie den Auferstandenen persönlich sehen. Zuerst erkannte sie ihn nicht und meinte, es wäre der Friedhofsgärtner; dann aber sprach Jesus sie mit ihrem Namen an und da erkannte sie ihn als ihren Herrn und Meister. Wer wollte sie da noch zurückhalten, als sie voll Freude und Begeisterung zu den Aposteln eilte, die sie zuerst nicht verstanden und verständlicherweise noch skeptisch waren?

Aber auch den Aposteln und vielen anderen Jüngern wurde bald die persönliche Begegnung mit dem Auferstandenen zuteil. Der Osterglaube der Kirche wurzelt nicht in der Phantasie oder den Wunschvorstellungen überdrehter Personen, sondern im Zeugnis ganz nüchtern denkender Männer und Frauen, die zuerst erschüttert waren von Jesu Leiden und Sterben und dann aber dem Auferstandenen wirklich begegnen durften.

Auferstehung Jesu: Das ist der Einbruch des Göttlichen und Übernatürlichen in diese Welt. Auferstehung Jesu: Das bedeutet, dass wir von Gott nicht allein gelassen sind im Dunkel dieses Lebens und in der Finsternis der Sünde und des Todes. Auferstehung Jesu: Das heißt auch für uns Hoffnung auf ewiges Leben, welches uns von Gott zugesagt ist und nicht zerstört werden kann. Auch wir werden mit Jesus auferstehen; auch uns wird Gott aufnehmen in seine selige Gemeinschaft. Auch wir werden mit Leib und Seele Anteil erhalten an Gottes Herrlichkeit, wenn wir uns seiner Liebe ganz anvertrauen.

Wie aber können wir österlich leben? Zuerst ist es wohl vor allem unsere ganz persönliche Gottesbeziehung, die wichtig ist. Suchen wir die Nähe Gottes im Gebet! Teilen wir uns die Zeit so ein, dass wir wenigstens einige Minuten jeden Tag übrig haben für die Erhebung des Herzens zu Gott. Auch während des Tages und bei der Arbeit dürfen und sollen wir daran denken, dass der Auferstandene bei uns ist. Kurze Gebete des Herzens können uns auf überaus wirksame Weise mit Gott verbinden, z.B. „O Jesus, ich vertraue dir!“ – „O Gott, ich liebe dich!“ Dann aber sollen wir auch öffentlich Zeugnis geben für diesen Osterglauben, den wir im Herzen tragen dürfen. Im Grunde sind wir Christen die einzigen, welche dieser Welt eine wirkliche Zukunft anbieten können. Ja, nicht wir selber können dies; aber es ist Jesus Christus, der Auferstandene, der uns in ihm die Erneuerung und Vollendung des Lebens verheißt.

Und dort, wo wir so viele Zeichen der Unvollkommenheit und der Vergänglichkeit, ja selbst der Sünde und der Bosheit wahrnehmen, tröstet uns die Verheißung der künftigen Unsterblichkeit und des ewigen und seligen Lebens bei Gott. Gott ist die Liebe, und Liebe ist stärker als aller Hass und jede Finsternis der Sünde und des Todes! Wir erwarten, wenn Jesus in Herrlichkeit wiederkommt, auch die Auferstehung unseres Leibes und den „neuen Himmel“ und die „neue Erde“, wo Gottes Reich vollendet sein wird.

Der Auferstehungsglaube, den wir als Christen bekennen, hat mit tiefstem Realismus zu tun; es handelt sich nicht um leeres Gerede oder um eine billige Vertröstung, sondern um einen echten Trost, der von Gott geschenkt ist, welcher das „Alpha“ und das „Omega“ ist: der Ursprung und die Vollendung aller Dinge. Christus allein hat wirklich das Tor zum Himmelreich weit aufgetan, und wir sind eingeladen, durch diese Tür hineinzugehen. Amen