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Predigt:

Mit Maria unter dem Kreuze stehen

Karfreitag A (21.03.2008)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als unser Herr Jesus Christus durch den Verrat eines seiner Apostel, des Judas, seinen jüdischen und römischen Feinden ausgeliefert wurde und in der Folge Spott, Misshandlungen und schwerstes Leid, ja sogar den Tod am Kreuz zu erdulden hatte, verließen ihn fast alle, die bisher zu ihm gehalten hatten. Selbst Petrus, der sich zuvor noch so mutig gezeigt hatte, dass er dem Diener des Hohenpriesters das rechte Ohr abhieb, hatte nun Angst und verleugnete Jesus in der Nacht der Gefangennahme dreimal, bevor der Hahn krähte.

Wer blieb zuletzt noch übrig? Wer hatte die Kraft und den Mut, sogar unter dem Kreuz Jesu zu stehen und sich zu ihm zu bekennen? Es waren nicht viele. Das Passionsevangelium nach Johannes berichtet: „Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.“ Außerdem war dort noch Johannes, jener Jünger, der in einer besonders tiefen Weise mit Jesus verbunden war.

Jene Menschen also, die in den Augen der Welt schwach und gering erscheinen, hatte Gott erwählt, ganz nahe und unmittelbar Anteil zu nehmen am Kreuzesopfer Jesu Christi. Nur mit einem Herzen, das von Glaube und Liebe erfüllt war, war es möglich, all die äußere Schmach und Verachtung, mit der man Jesus wie einen Verbrecher behandelte, zu ertragen. Jene gläubigen Frauen, zusammen mit Maria, der Mutter Jesu, sowie der Lieblingsjünger Johannes wurden an Jesus auch in dieser so dunklen Stunde nicht irre. Mitten in allem Leid, das der Erlöser zu tragen hatte und für das Heil der Menschen auf sich nahm, standen sie zu ihm und boten ihm dadurch einen gewissen menschlichen Trost in aller von ihm freiwillig auf sich genommen Trostlosigkeit, die bis zu einer als solcher erlebten Gottverlassenheit ging.

Jesus Christus, der wahre Sohn Gottes und zugleich der Menschensohn, war nicht ohne Gefühl und bestimmt dankbar für diesen menschlichen Beistand aus gläubigem Herzen, den ihm die Frauen und der Jünger erwiesen. Es ist jedoch mehr als ein Zeichen bloß menschlicher Fürsorge für die Seinen, die an ihn glaubten, wenn er sich dann ausdrücklich an seine Mutter Maria wandte und mit Blick auf den Jünger, den er liebte, zu ihr sagte: „Frau, siehe dein Sohn!“ Mit ähnlichen Worten sprach er zu Johannes: „Siehe, deine Mutter!“

Die Kirche hat diese Worte immer so verstanden, dass Jesus hier uns alle seiner Mutter Maria anvertraut hat. Johannes steht für die Gesamtzahl der Apostel, ja für alle Jünger, für alle Glaubenden, letztlich für alle Menschen, die Gott zum Heil beruft. Alle werden der heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria anvertraut, die von Jesus in dieser bedeutungsvollen Stunde als „Frau“ angeredet wird, womit ihre besondere heilsgeschichtliche Sendung als „neue Eva“ zum Ausdruck kommt.

Wie der Jünger Johannes Maria von jener Stunde an zu sich genommen hat, so sind wir alle aufgerufen und eingeladen, Maria einen Platz in unserem Herzen zu geben. Denken wir nicht, wir könnten zu Jesus Christus kommen und ihm die Ehre geben und dabei seine Mutter Maria links liegen lassen! Nur wer die Mutter ehrt, ehrt auch den Sohn. Nur an der Hand unserer himmlischen Mutter Maria haben wir die Kraft, welche Gott uns schenkt, dass wir auch in Leiden und Schmerz beim Kreuz Christi ausharren und ihn nicht verlassen. Nur in Einheit mit Maria gehen wir in hoffnungsvoller Zuversicht durch dieses „Tal der Tränen“ der himmlischen Herrlichkeit entgegen.

Ja, bald wird es Ostern sein! Bald zeigt sich der Herr seinen Aposteln und Jüngern und an erster Stelle den treuen Frauen als der Auferstandene. An seiner Freude und Herrlichkeit dürfen auch wir Anteil erhalten, wenn wir mit dankbarem und gläubigem Herzen auf Jesus blicken, der am Kreuz sein Leben für uns hingegeben hat, um uns das ewige Leben bei Gott zu schenken! Amen