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Predigt:

Karfreitag A (25.03.2005)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Obwohl der 25. März heuer auf den Karfreitag fällt, feiert die Kirche in ihrer Liturgie heute nicht das Hochfest der Verkündigung des Herrn an Maria, sondern den Tag des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz, eben den Karfreitag.

Blicken wir auf den am Kreuz hängenden Erlöser und die beim Kreuz stehenden Personen, so fällt uns auf, dass neben Johannes, dem Jünger, den Jesus auf besondere Weise liebte, auch einige Frauen dabei waren, darunter Maria, die Mutter des Herrn. Maria ist nicht einfach „zufällig“ dabei. Sie ist auch nicht einfach deshalb dabei, weil sie die leibliche Mutter des Erlösers ist. Sie steht unter dem Kreuz, weil sie selber bewusst den Herrn begleitet hat auf seinem Kreuzweg. Es ist eine Entscheidung des Glaubens, die sie getroffen hat. Wir können sogar sagen: Das Ja-Wort zum Willen und Plan Gottes, das Maria, die Jungfrau, dem Engel bei der Verkündigung gegeben hat, findet seine Vollendung in Marias geistiger Vereinigung mit dem Leiden und Sterben Christi am Kreuz.

Maria weist uns also hin auf die Erlöserliebe ihres Sohnes Jesus Christus. Und wenn Jesus vom Kreuz herab die Mutter seinem Jünger Johannes anvertraut und umgekehrt den Jünger und mit ihm die Kirche insgesamt der mütterlichen Sorge Marias, dann zeigt das jene innige Verbundenheit, die wir als Glaubende miteinander haben sollen: Wir sind Brüder und Schwestern Christi geworden und sind miteinander verbunden als Kinder Gottes.

Als Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, da schien es, als ob alles umsonst gewesen sei, was der Herr den Menschen an Gutem getan hatte. Auf ungerechte Weise wurde er beschuldigt, und der Hass der Menge entlud sich an ihm, der ohne Sünde war und der der Freund aller Menschen war. Die Bosheit der Sünde schien zu triumphieren, und viele der Apostel und Jünger wurden im Glauben an ihn erschüttert. Nur wenige trugen diesen Glauben und das Vertrauen auch durch diese dunkle Stunde. Zu diesen zählten Maria und Johannes. Auch wenn die Seele übervoll war mit Leid, auch wenn der Himmel dunkel geworden war und es schien, als habe Gott Jesus verlassen – selbst da verzagten sie nicht, sondern ergaben sich ganz in den Willen Gottes.

Als dann der tote Leichnam Jesu vom Kreuz herab genommen wurde, da nahm ihn Maria auf und zeigte nochmals ihre Verbundenheit mit ihrem Sohn, bevor man den Leichnam des Herrn ins Grab legte. Nicht der Tod sollte das letzte Wort haben, sondern das Leben. Und darum war die nun folgende Grabesruhe bereits der Vorbote der Auferstehung des Herrn.

Liebe Brüder und Schwestern! Verbinden wir uns in Dankbarkeit mit dem Leiden und Sterben des Herrn. Jeder von uns kann sagen: Der Erlöser ist für mich ganz persönlich gestorben. Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben. Mein Leben war ihm so viel wert, dass er den Tod für mich erlitt, dass er sein Blut für mich vergoss. Sollten wir da nicht innehalten und aus dem Glauben heraus wieder neuen Mut schöpfen? Es gibt nichts an Widrigem, Leidvollem und Traurigem auf dieser Welt, was der Erlöser nicht mit hinein genommen hätte in sein Leiden und Sterben am Kreuz. Vor allem hat er die Schuld der Welt getragen und die Sünden eines jeden von uns gesühnt. Gottes Barmherzigkeit ist ohne Maß für jene, die sich ihm anvertrauen und auf seine Güte bauen. Diese Gnade ermöglicht uns einen Neuanfang. Wir dürfen uns daher gerade heute, vereint mit unserer himmlischen Mutter Maria, dem Erlöser nahen. Er lädt uns ein, auszuharren unter seinem Kreuz und auf diese Weise der Auferstehung entgegenzugehen. Amen