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Predigt:

Nicht bloße Erinnerung: reale Vergegenwärtigung!

Gründonnerstag A (20.03.2008)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Aus der Heiligen Schrift ist uns das Ereignis des Letzten Abendmahles gut bekannt und durchaus vertraut, bei dem Jesus im Kreis seiner Apostel Brot und Wein nahm, Gott dafür dankte und sich ihnen selbst unter der Gestalt dieser Gaben ganz schenkte (vgl. die Wandlungsworte der Messe: „Das ist mein Leib“, „das ist mein Blut“).

Immer wenn die Kirche Eucharistie feiert, d.h. wenn sich in der heiligen Messe das Geheimnis dieser Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi vollzieht, sind wir auf das Letzte Abendmahl bezogen.

Dabei aber sollen wir uns dessen bewusst sein, dass Jesus damals im Abendmahlssaal gleichsam eine Vorwegnahme seines blutigen Opfers am Kreuz vollzogen hat. Die Feier des Letzten Abendmahls war ja ganz eingebunden in das rituelle Geschehen der frommen Juden an diesem Tag, wo der Hausvater ein Lamm schlachtete und es mit der Hausgemeinschaft zur Erinnerung an den Auszug Israels aus Ägypten verzehrte. Dabei erinnerte man sich an die Rettung aus der Knechtschaft der Ägypter und betete zugleich zu Gott, dass sich bald jene letzte Vollendung des Heils erfüllen würde, die man so sehnlich erwartete.

Wenn Jesus nun anschließend an das rituelle Mahl der Juden das Brot nimmt und es zum Sakrament seiner Hingabe macht, wenn er den Kelch mit Wein den Jüngern reicht und ausdrückt, dass er sein Leben für sie hingibt, dann weist er bereits hin auf den kommenden Tag, den Karfreitag: Dort hat der Herr in blutiger Weise sein Leben für uns hingegeben; auf diese Weise ist „dieser an sich gewaltsame und sinnlose Tod in Jesus zum erhabensten Akt der Liebe und zur endgültigen Befreiung der Menschheit vom Bösen geworden“ (Benedikt XVI., Sacramentum caritatis, Nr. 10). So können wir sagen: Beim Letzten Abendmahl wurde die Opferhingabe Jesu am Kreuz gleichsam im Voraus gegenwärtig gesetzt, d.h. unter den sakramentalen Zeichen von Brot und Wein vorweggenommen. Die Frucht seines Leidens und Sterbens zur Vergebung der Sünden ist das neue Leben der Gnade, das den Aposteln durch den Empfang des Leibes und Blutes Christi in der Eucharistie geschenkt wurde. In der Teilnahme an diesem Geheimnis wurden sie noch inniger mit Jesus Christus, dem Erlöser verbunden; so wie sie nun mit seinem Leiden und Sterben verbunden waren, sollten sie es auch mit seiner Auferstehung sein, die bald Wirklichkeit werden sollte.

Auch wir, liebe Brüder und Schwestern, sind immer dann, wenn wir als Gemeinschaft der Glaubenden in Einheit mit dem Priester, welcher die Stelle Christi vertritt, Eucharistie feiern, auf das Geheimnis des Kreuzesopfers Christi verwiesen. Wir verkünden den Tod und die Auferstehung Christi. Das sakramentale Gedächtnis seines Leidens und Sterbens in der heiligen Messe ist kein bloßes Gedenken, keine sterile Erinnerung an unwiderruflich Vergangenes, sondern lebendige Vergegenwärtigung. Auch wir werden so wie die Apostel im Abendmahlssaal einbezogen in dieses heilige Geschehen, wo der Herr am Kreuz sein Leben hingibt für seine Freunde und auch uns auffordert, dasselbe zu tun. Denn wer mit ihm in Liebe verbunden ist, muss auch so für seine Brüder und Schwestern da sein, wie es der Herr getan hat. Er, der Größte, hat sich zu unser aller Diener gemacht in der Hingabe seines Lebens am Kreuz; auch wir sollen einander in Liebe dienen und auf diese Weise zu einer Gabe der Liebe werden für unsere Brüder uns Schwestern.

Zugleich ist das heilige Messopfer die Vergegenwärtigung und Teilnahme an der Auferstehung Christi. Nicht den toten Christus beten wir an und empfangen wir in der heiligen Kommunion, sondern den lebendigen und auferstandenen. Seine Wundmale sind verklärt, verwandelt; der Erlöser ist da für uns als der Lebende, der nicht mehr stirbt. So dürfen auch wir die Zuversicht haben, dass im Tod das Leben verborgen ist. Auch da, wo wir im Kreis unserer Angehörigen und Freunde mit dem Sterben eines Menschen zu tun haben, kann uns niemand die letzte Hoffnung auf Vollendung in Gott nehmen. Wer mit Jesus Christus verbunden ist in seinem Leiden und Tod, wird auch an seiner Auferstehung und seinem Leben in Gott Anteil erhalten! Amen