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Predigt:

Vom Stern zum König des Himmels geführt

Hochfest der Erscheinung des Herrn A (06.01.2008)

L1: Jes 60,1-6; L2: Eph 3,2-3a.5-6; Ev: Mt 2,1-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der liturgische Titel des im Volksmund als „Dreikönigstag“ bekannten Festes lautet „Erscheinung des Herrn“. Vielleicht klingt uns dieser Begriff zu abstrakt, und wir können uns darunter nicht viel vorstellen. Bei „Erscheinung“ (griech. Epiphanie) ist aber hier nicht an ein flüchtiges Phänomen zu denken, das sich unseren Sinnen entzieht und von dem man nicht weiß, ob es Wirklichkeit ist oder nicht.

Es geht hier vielmehr um ein Sichtbarwerden des zuvor noch Unsichtbaren und Verborgenen, um ein Offenbarwerden dessen, was Gott uns zeigen wollte: seine Liebe. Ja, noch mehr: Gott selber offenbart sich im „Fleische“; er ist Mensch geworden und wurde als kleines Kind im Stall von Bethlehem sichtbar und „begreifbar“, ist also auf diese Weise der ganzen Welt erschienen. Nicht irgendein irdischer Herrscher ist der Welt hier aufgegangen nach der Art eines zuvor noch unbekannten Sterns, sondern der ewige Gott selber hat sich klein gemacht und ist als Mensch unter uns Menschen zu uns gekommen; das göttliche Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

Dieses große und einzigartige Ereignis der Geburt des Gottessohnes aus der Jungfrau Maria geschah im Verborgenen; und doch war es von weltbewegender Bedeutung. Zum Zeichen für die Größe des in Armut und Verborgenheit geborenen Kindes zeigte sich am Himmel ein leuchtendes Zeichen: ein Stern, welcher sogar Menschen aus einem fernen Land, Weise, „Könige“, zum Kind an der Krippe hinführte und damit hinwies auf die einzigartige Würde des königlichen Kindes im Stall zu Bethlehem.

Der lange und beschwerliche Weg der Weisen aus dem Morgenland zum Jesuskind zeigt uns, dass Gott aus allen Völkern und Nationen Menschen ruft, um ihm zu dienen. In der Geschichte des Christentums hat sich dieser Zug der Fernen und Fernsten hin zur Nähe des göttlichen Erlösers immer wieder aufs Neue ereignet: Menschen haben zu Gott gefunden, die ihm zuvor fern waren. Sie waren verstrickt in den Irrtum des Aberglaubens oder heidnischer Vorstellungen; sie waren gefangen in ihren Lastern und Leidenschaften und hatten keinen Blick für das Höhere. Da aber erreichte sie gleichsam ein Strahl des Lichtes von oben, und in ihrem Herzen begann der Glaube an Gott zu keimen, der sich machtvoll Bahn verschaffte, bis zur Bekehrung zum einzigen Erlöser aller Menschen, Jesus Christus.

Mitunter wird uns Christen vorgehalten, wir wären anmaßend, wenn wir im Glauben daran festhalten, dass Jesus Christus wirklich der einzige Erlöser aller Menschen ist. Es sollten doch auch Mohammed, Buddha und andere angebliche Heilsbringer zu ihrem Recht kommen, heißt es mit einer gewissen Großzügigkeit. Und doch dürfen wir hier nicht vergessen, dass Toleranz nicht dasselbe ist wie Wahrheitsverzicht. Wer im Gegenteil von nichts mehr überzeugt ist und keinen Standpunkt mehr hat, den er um der Wahrheit willen zu vertreten bereit ist, gibt sich selber auf und nimmt auch den anderen nicht ernst, der anders denkt. Hingegen lässt sich das Festhalten an der Wahrheit des christlichen Glaubens sehr wohl mit der Offenheit für andere Menschen und mit echter Toleranz im Sinne des Respekts für Andersdenkende verbinden.

Gott hat seinen Sohn Jesus Christus jedenfalls für alle Menschen in diese Welt gesandt. Damit sie an ihn glauben können, sollen sie von ihm etwas hören. Damit sie das Wort hören können, muss es ihnen verkündet werden. Eben darum wurden die Apostel in alle Welt ausgesandt und versteht sich die Kirche Christi als „Weltkirche“. Es ist auch unser Auftrag, dem Wort Gottes treu zu sein, und es vor Andersdenkenden und Suchenden zu bezeugen. Wie damals, als sich die Weisen auf den Weg machten, weil sie von einem Stern geführt wurden, möge auch unser christliches Leben ein Licht sein, das vielen den Weg weist zu Gott.

Es ist ein demütiges und doch zugleich festes Zeugnis für die Wahrheit Christi, welches wir als glaubende Menschen der Welt anzubieten haben. Das Wort des Glaubens ist ein Appell an die Freiheit der Menschen. Nur in Freiheit kann man glauben und Gottes Wahrheit zustimmen. Wer dies mit der Gnade Gottes tut, wird niederfallen vor dem göttlichen Kind wie die Weisen aus dem Morgenland. Er wird das Jesuskind anbeten und verehren und ihm als Gabe das eigene Herz schenken. Wir dürfen überzeugt sein, dass der Erlöser daran mindestens ebensoviel Freude hat als an noch so kostbaren äußeren Gaben. Denn auch Gold, Weihrauch und Myrrhe waren der Ausdruck eines tiefen Glaubens und einer großen Liebe, welche die Weisen in ihrem Herzen trugen. Amen