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Predigt:

Mit Heiligenschein, doch nicht scheinheilig

Allerheiligen A (01.11.2014)

L1: Offb 7,2-4.9-14; L2: 1 Joh 3,1-3; Ev: Mt 5,1-12a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ Mit diesen Worten verheißt unser Herr Jesus Christus allen, die ihm nachfolgen, das ewige Leben im Himmelreich. Wir nennen jene Personen, die bereits die ewige Seligkeit in der Anschauung Gottes erlangt haben, Heilige.

Auf bildlichen und in figürlichen Darstellungen werden Heilige oft durch einem „Heiligenschein“ bezeichnet. Was soll dieses Zeichen ausdrücken? Wie immer der Heiligenschein zur Darstellung kommt, es wird damit ein mit der Person verbundenes Leuchten zum Ausdruck gebracht. Dieser Glanz und dieses Strahlen kommen von innen her, aus der Seele dieses Menschen, der so sehr mit Gottes lebendigem Licht verbunden ist, dass sie oder er auch selber zu leuchten beginnt. Wir erinnern uns an die Worte Jesu: „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,14)

Eigentlich sollte jeder Christ von innen her leuchten und ein solches Licht sein, das ausstrahlt in die Dunkelheit der Welt. Wenn in diesen Tagen auf den Gräbern der Verstorbenen Lichter entzündet werden oder wenn vor Allerheiligen als sinnvolle Alternative zu Halloween eine „Nacht der 1000 Lichter“ gefeiert wird, so weist uns das auf jenes übernatürliche Licht hin, das mit dem Kommen Christi in die Welt gekommen ist. Wer mit Jesus Christus in Glaube, Hoffnung und Liebe verbunden ist, darf auch selber zum Licht für andere werden! Der auferstandene Herr erleuchtet das Dunkel des Todes; er verheißt ewiges Leben in der Gemeinschaft mit ihm, und die Heiligen des Himmels haben bereits für immer Anteil daran.

Sie sind bei Gott vollendet. Doch schon auf Erden haben sie ausgestrahlt auf andere; ihre guten Werke konnten nicht verborgen bleiben, so wie man ja auch nicht ein Licht anzündet und es unter einen Scheffel stellt (vgl. Mt 5,15). In der Gegenwart Gottes, den sie selig schauen dürfen, sind die Heiligen des Himmels unsere Fürbitter. Sie erwarten auch uns in ihrer Nähe und wollen, dass wir teilhaben am Glück des Himmels.

Wie aber werden wir heilig? Wollen wir das überhaupt? Manche Menschen verwechseln wahre Heiligkeit mit einem ein Zerrbild von Heiligkeit, also mit Scheinheiligkeit. Demgemäß wären Heilige lebensuntaugliche, empfindungslose Menschen, die mit asketisch-finsterem Blick durch die Welt gehen und sich und anderen die Freude am Leben verderben …Die heilige Kirchenlehrerin Teresa von Avila, deren Geburtsfest vor 500 Jahren wir am 28. März 2015 feiern werden, betete zu Gott: „Von törichter Frömmigkeit und sauertöpfigen Heiligen verschone uns, o Herr.“ Denn nichts Gekünsteltes und Freudloses soll sich bei echten Heiligen finden. Heilig sein heißt nämlich „ganz“ sein, also vollendet sein in der Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Durch die Verbundenheit mit Gott gewinnt die Qualität des Lebens insgesamt und auch die Qualität der Beziehungen der Menschen untereinander.

So gesehen gibt es auch nicht nur einen einzigen Weg zur Heiligkeit, sondern so viele Wege, als es Menschen gibt. Niemand ist ausgeschlossen; alle sind von Gott in seine Gemeinschaft berufen. Jede und jeder zählt; gerade an Deiner Stelle und in Deiner Weise bist Du vor Gott unentbehrlich! Auf Dich, auf mich, auf uns alle kommt es an im Reiche Gottes. Im Himmel freut sich ein jeder am Glück des anderen. Es gibt kein Konkurrenzdenken, sondern alle Heiligen sind in der Liebe Gottes vollendet.

Das wird jedenfalls ein Fest sein, zu dem Gott uns selber einlädt. Seine Verheißungen sind getreu, und die Seligpreisungen des Evangeliums weisen uns den Weg zur wahren Freude. Diese Freude kommt von innen, strahlt aus wie ein helles Licht und erreicht die Herzen der Mitmenschen. Wir beten für uns selber sowie für alle Lebenden und alle Verstorbenen, dass wir auf die Fürbitte der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria zum Ziel des ewigen und seligen Lebens bei Gott in der Gemeinschaft aller Heiligen gelangen mögen.

Amen.