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Predigt:

Zuerst geht es um das Reich Gottes

8. Sonntag im Jahreskreis A (02.03.2014)

L1: Jes 49,14-15; L2: 1 Kor 4,1-5; Ev: Mt 6,24-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?“ So fragt Jesus seine Jünger, und er weist damit hin auf die Begrenztheit menschlichen Planens und Sorgens.

Sollen wir uns also überhaupt keine Sorgen machen und einfach leben? Im Jahr 1948 veröffentlichte ein gewisser Dale Carnegie ein Buch mit genau diesem Titel: „Sorge dich nicht, lebe!“ Er wurde damit zu einem einflussreichen Promotor der Bewegung des „Positiven Denkens“. Interessant ist jedoch auch, dass in seinem Buch der Ratschlag zu beten von großer praktischer Bedeutung ist.

Allerdings: Unserem Herrn Jesus Christus geht es um mehr als um „positives Denken“ im irdischen Sinn. Er möchte uns von allen unnötigen und ängstlichen Sorgen befreien, damit wir uns der einzig wahren Sorge zuwenden, für die es sich lohnt zu leben. Diese Sorge ist nicht bedrückend, sondern befreiend. Es geht um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. Wenn dies an erster Stelle in unserem Sinnen und Trachten steht, „dann wird euch alles andere dazugegeben“, sagt Jesus.

Um besser zu begreifen, was unser Herr meint, wenn er von der rechten und verkehrten Sorge spricht, stellen wir uns am besten einen Menschen vor, der meint, das Leben sei mit dem Tode ganz zu Ende. Er hat keine Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott. Ein solcher Mensch gerät er unter Druck: Er muss hier auf Erden alles ausschöpfen, alles genießen, alles tun, alles leisten, was ihm möglich ist. Er hat ja sonst nichts mehr.

Diese Person kreist nur um sich selbst und macht sich viele Sorgen in jeder möglichen Richtung. Er meint nämlich, alles hängt von ihm ab. So fehlen ihm die Gelassenheit und das ruhige Vertrauen. Er dient nicht Gott, sondern dem Mammon, wie Jesus sagt, also dem irdischen Wohlergehen, dem Genuss und Reichtum. Vielleicht liefert er sich sogar den verschiedenen Begierden aus und richtet sich durch seine Sucht und Leidenschaft langsam aber sicher zugrunde. Wie traurig!

Wer hingegen in Gottes Liebe verankert ist, darf sich ganz der gütigen Hand Gottes anvertrauen. In der Lesung aus dem Buch Jesaja heißt es, dass Gott sein Volk nicht vergisst. Eher wäre es noch möglich, dass eine Frau auf ihr Kind vergäße; Gott verlässt uns nicht!

Wir sind entlastet und aller ängstlichen Sorge enthoben, wenn wir das Reich Gottes im Glauben annehmen. Die irdischen Aufgaben bleiben uns, aber sie sind nicht mehr das Wichtigste im Leben. Sobald wir Gott in allem die Ehre geben und seinem Reich in Liebe dienen, kehrt Friede ein in unsere Herzen. Das, was nötig ist, gehen wir mit Ruhe und Vertrauen an; was uns vom Bleibenden und Wesentlichen abhält und ein Hindernis darstellt, dürfen wir ruhig beiseitelassen. Die Freiheit der Kinder Gottes zeigt sich darin, dass unsere Herzen dort verankert sind, wo die wahren Freuden sind. Irdische Wechselfälle und Ungewissheiten vermögen uns im Tiefsten der Seele nicht zu erschüttern. Wenn wir Vorkehrungen treffen und etwas planen, tun wir dies im Bewusstsein, dass nicht alles von uns abhängt. Der selige Papst Johannes XXIII. hat sich selber öfter gesagt – und darin zeigte sich auch sein Humor: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig, du bist ja nur der Papst.“ Oder auch, wie er es in seinem Geistlichen Tagebuch formuliert hat: „Ich gehöre nicht mir selbst oder anderen: Ich gehöre meinem Herrn im Leben und im Tod.“

Sich selber nicht in allem ganz so wichtig zu nehmen, das schenkt Freude und verleiht uns Heiterkeit. Wir haben Grund uns zu freuen; wir dürfen das Geschenk unseres Lebens aus Gottes Hand dankbar annehmen. Ein Kind Gottes wandelt auf gutem Pfad.

Im Leben der Gottesmutter Maria stand stets der Wille Gottes im Vordergrund; ihr Herz war frei, Gott und den Menschen zu dienen. So gelangte sie zur seligen Vollendung in Gottes Herrlichkeit. Möge sie uns alle mit ihrer Fürbitte begleiten!

  Amen.