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Predigt:

Danken wir Gott für jede Frau und Mutter!

7. Sonntag der Osterzeit A (08.05.2005)

L1: Apg 1,12-14; L2: 1 Petr 4,13-16; Ev: Joh 17,1-11a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Dieser Sonntag vor dem Pfingstfest wird fast überall auf der Welt auch als Muttertag gefeiert. Natürlich wäre es zu wenig, nur an einem einzigen Tag im Jahr an unsere Frauen und Mütter zu denken. Wir wollen aber diesen besonderen Tag zum Anlass nehmen, uns all des Großen dankbar bewusst zu werden, was uns Gott in jeder Frau und insbesondere in ihrer mütterlichen Berufung geschenkt hat.

Vor einem Jahr hat die „Kongregation für die Glaubenslehre“ unter ihrem damaligen Präfekten Joseph Kardinal Ratzinger, der jetzt als Papst Benedikt XVI. die Kirche leitet, ein Schreiben über die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und in der Welt veröffentlicht. Darin wird aufgezeigt, dass Gott der Herr die Menschen als Mann und Frau erschaffen hat. Sie sollen einander beistehen und sind zur Liebe berufen. In ihrer Verschiedenheit sind sie aufeinander angewiesen und ergänzen sich. Beide haben die gleiche Würde und sind berufen, Kinder Gottes und Erben des Himmels zu werden.

Beide – Mann und Frau – besitzen die „Fähigkeit, der Liebe Ausdruck zu geben: jener Liebe, in welcher der Mensch als Person Geschenk wird und — durch dieses Geschenk — den eigentlichen Sinn seines Seins und seiner Existenz verwirklicht“ (Nr. 6). So sind Mann und Frau in der „Einheit der zwei“ von Anfang an gerufen, nicht nur „nebeneinander“ oder „miteinander“, sondern auch einer für den anderen zu leben, was sich besonders in Ehe und in der Familie verwirklicht, vor allem dann wenn sie in großherziger Liebe Kindern das Leben schenken und diesen die rechte Fürsorge und Erziehung zukommen lassen.

Es gibt aber auch eine „Disharmonie zwischen Gott und Mensch, die mit der Sünde gekommen ist. Diese Verfälschung entspricht jedoch weder dem anfänglichen Plan Gottes über Mann und Frau noch der Wahrheit der Beziehung zwischen den Geschlechtern. Daraus ergibt sich, dass diese gute, aber verwundete Beziehung der Heilung bedarf“ (Nr. 8). Eben dazu ist Jesus Christus in diese Welt gekommen, um uns von der Sünde und allem Bösen zu erlösen. „Die christlichen Eheleute, die in das Paschamysterium eingetaucht und zu lebendigen Zeichen der Liebe Christi und der Kirche gemacht wurden, sind in ihrem Herzen erneuert. Sie können die Beziehungen meiden, die von der Begierde und der Tendenz, den anderen zu beherrschen, geprägt sind, welche der Bruch mit Gott durch die Sünde im ersten Menschenpaar hinterlassen hatte. Die Güte der Liebe, nach der sich das verwundete menschliche Herz immerfort gesehnt hatte, offenbart sich durch sie mit neuen Akzenten und Möglichkeiten“ (Nr. 11).

Dabei hat die Frau eine besondere Berufung. Das „Beste ihres Lebens“ besteht darin, „sich für das Wohl des anderen einzusetzen, für sein Wachstum, für seinen Schutz.“ Dabei ist die „gelebte oder potentielle Fähigkeit zur Mutterschaft … eine Wirklichkeit, die die weibliche Persönlichkeit zutiefst prägt. Sie hilft ihr, sehr schnell Reife, Sinn für die Bedeutung des Lebens und die damit verbundene Verantwortung zu erlangen“ (Nr. 13).

Mutterschaft der Frau bedeutet nicht nur eine physische Möglichkeit oder Tatsache, sondern auch und vor allem eine geistige Berufung. Auch dort, wo eine Frau kein Kind haben kann, ist sie dazu berufen, Leben zu schenken und für andere da zu sein. „Um dem anderen wirklich das Leben zu schenken, darf man sich nicht mit der physischen Zeugung begnügen. Dies bedeutet, dass es Formen der vollen Verwirklichung der Mutterschaft auch dort geben kann, wo keine physische Zeugung erfolgt“ (ebd.). Hinzuweisen ist hier insbesondere auf die Berufung zum ehelos-jungfräulichen Leben als besondere Weise des Dienstes für Gott und die Kirche und als Weise, den Mitmenschen in schwesterlicher Liebe nahe zu sein.

In der gegenwärtigen Situation unserer Gesellschaft fällt es vielen Frauen nicht leicht, die die Arbeit in der Familie und einen außerhäuslichen Beruf miteinander zu verbinden. „Deshalb stellt sich die Aufgabe, die Gesetzgebung und die Organisation der Arbeit mit den Anforderungen der Sendung der Frau innerhalb der Familie zu harmonisieren. Hier geht es nicht nur um eine rechtliche, wirtschaftliche und organisatorische Frage, sondern vor allem um eine Frage der Mentalität, der Kultur und der Achtung. Erforderlich ist eine gerechte Wertschätzung der Arbeit, welche die Frau in der Familie leistet. So könnten die Frauen, die es freiwillig wünschen, ihre ganze Zeit der häuslichen Arbeit widmen, ohne sozial gebrandmarkt und wirtschaftlich bestraft zu werden. Jene hingegen, die auch andere Tätigkeiten verrichten möchten, könnten dies in einem angepassten Arbeitsrhythmus tun, ohne vor die Alternative gestellt zu werden, ihr Familienleben aufzugeben oder einer ständigen Stresssituation ausgesetzt zu sein, die weder dem persönlichen Gleichgewicht noch der Harmonie in der Familie förderlich ist“ (ebd.).

Der verstorbene Papst Johannes Paul II. hat einmal festgestellt: „Es wird einer Gesellschaft zur Ehre gereichen, wenn sie es der Mutter ermöglicht, sich ohne Behinderung ihrer freien Entscheidung, ohne psychologische oder praktische Diskriminierung und ohne Benachteiligung gegenüber ihren Kolleginnen der Pflege und Erziehung ihrer Kinder je nach den verschiedenen Bedürfnissen ihres Alters zu widmen“ (Laborem exercens, 19).

Denken wir also gerade heute an jenen unersetzlichen Beitrag, den die Frauen und Mütter für unser Leben und die Gesellschaft insgesamt leisten. Gott hat ihnen einen besonderen Platz zugewiesen, auch in der Kirche – und das unabhängig davon, ob sie Priester werden können oder nicht, was ja nach dem Urteil der Kirche nicht im Stiftungswillen Jesu für dieses Sakrament liegt. Es handelt sich dabei um keine Diskriminierung, sondern um eine Anerkennung der Eigenart der Geschlechter. Der Priester als Mann soll Christus als Bräutigam der Kirche repräsentieren, während die Frau das Volk Gottes in dessen bräutlichem Charakter verkörpert.

Wir alle sind eingeladen, auf jene Frau zu blicken, die Gott in besonderer Weise erwählt hat zu jungfräulicher Mutterschaft: auf die Gottesmutter Maria. Sie ist die „neue Frau“, die „neue Eva“, die alle Gaben Gottes in reicher Fülle aufnimmt und verwirklicht. Sie ist die Mutter aller Glaubenden und repräsentiert die Kirche als Mutter und Braut. Je mehr eine Frau Anteil erhält an dem, was Maria in ihrer Liebe zu Gott und den Menschen verwirklicht, desto mehr wächst sie in ihrem Menschsein und desto tiefer lebt sie ihre eigene Berufung.

So dürfen wir heute dankbar sein für jede einzelne Frau, ob sie nun physisch Mutter geworden ist oder nicht. Gott will, dass wir alle unseren Platz in seinem Heilsplan der Liebe erfüllen und auf diese Weise dem Reich Gottes die Wege bereiten. Amen.