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Predigt:

Christus – das wahre Osterlamm

6. Sonntag der Osterzeit A (27.04.2008)

L1: Apg 8,5-8.14-17; L2: 1 Petr 3,15-18; Ev: Joh 14,15-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die gottesdienstliche Feier der Kirche, die wir Liturgie nennen, bringt im Lauf des Kirchenjahres verschiedene Wahrheiten des Glaubens zum Ausdruck. Es hat seinen guten Sinn, dass wir Weihnachten feiern und Ostern und dass es dafür jeweils eigene Zeiten der Vorbereitung gibt, den Advent und die Fastenzeit (Österliche Bußzeit). In Kürze feiern wir das Hochfest Christi Himmelfahrt und schließlich am 50. Tag nach Ostern als krönenden Abschluss der österlichen Zeit das hohe Fest von Pfingsten. Anschließend sind wir wieder in der „Zeit im Jahreskreis“.

Das jeweilige Geheimnis einer bestimmten kirchlichen Zeit oder eines Festes, d.h. dessen wesentlichen Inhalt, stellen uns die sogenannten Präfationen vor. Präfation heißt wörtlich „Einleitung, Vorrede, Einführung“, denn mit diesem Gebet leitet der Priester das Eucharistische Hochgebet bei der heiligen Messe ein, das als zentralen Mittelpunkt den sog. Einsetzungsbericht mit den Wandlungsworten hat. Nicht selten ist die Sprache der Kirche, wie sie in der Präfation und im Hochgebet verwendet wird, durch verschiedene Vergleiche und Bilder geprägt, um uns das Geheimnis Gottes und seines Erlösungswerkes in Jesus Christus anschaulich und zugänglich zu machen.

Die fünfte Präfation für die Osterzeit, wie sie sich im Messbuch findet, steht unter dem Titel: „Christus als Priester und Opferlamm“. Eingeleitet wird jede Präfation, wie Sie ja von der Mitfeier der heiligen Messe wissen und was Ihnen sicher vertraut ist, von einem Aufruf zum Lob und Dank gegenüber dem Herrn. Im konkreten Fall heißt es, dass es in Wahrheit würdig und recht sei, Gott dem Vater in diesen (österlichen) Tagen freudig zu danken, „da unser Osterlamm geopfert ist, Jesus Christus.“

Halten wir hier etwas inne und denken wir darüber nach, was es bedeutet, dass Jesus Christus als Osterlamm bezeichnet wird! Der Begriff ist natürlich bildhaft zu verstehen und entspricht dem Sprachgebrauch der Heiligen Schrift, wo es im Alten Bund das Opferlamm beim Paschafest gibt und im Neuen Bund Jesus Christus als das Lamm Gottes bezeichnet wird. Jesus Christus tritt gleichsam an die Stelle des Opferlammes, wie es bei der jährlichen Paschafeier vom Hausvater geschlachtet wurde zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, zum Dank für die Befreiung durch Gott von der Knechtschaft des Pharao. Mit einem Opfer wurde Gottes Oberhoheit anerkannt. Ein Opfer sollte zum Ausdruck bringen: Gott ist der Herr, wir danken ihm und beten ihn an. Ein Opfer hatte auch den Sinn, von Gott Verzeihung der Sünden zu erbitten. Die Darbringung von Schöpfungsgaben als Opfer an Gott war religionsgeschichtlich nicht nur dem jüdischen Volk bekannt, sondern findet sich auch in anderen Völkern und Kulturen, bis hin zu ganz extremen Verzerrungen wie Menschenopfern, die wir natürlich ablehnen müssen.

Nun aber heißt es in der Präfation dass Jesus Christus als unser Osterlamm geopfert ist. Damit ist gemeint, dass sich Jesus am Kreuz freiwillig zu einer Gabe der Liebe für Gott und die Menschen gemacht hat. Er hat durch sein Opfer der Liebe und Hingabe gleichsam den tiefsten Sinn aller übrigen Opfer zusammengefasst und Gott dem Vater die höchste Form der Anbetung erwiesen, die von der Seite der Menschen aus überhaupt möglich ist. Somit war das Kreuzesopfer der höchste Gottesdienst, da diese „Blutmesse“ vom wahren Mittler zwischen Gott und den Menschen, dem Erlöser Jesus Christus, „zelebriert“ wurde. Was von Seite der Menschen, die ihn kreuzigten, ein Akt der Bosheit und Verblendung war, wurde durch Gott zu einem Ereignis bedingungsloser Liebe und Vergebung, zu einem neuen Anfang. Dieser Neubeginn leuchtete dann machtvoll auf im Ereignis der Auferstehung des Herrn.

Genau dies drücken dann die nächsten Sätze der Präfation aus. Es heißt wörtlich: „Als er seinen Leib am Kreuz dahingab, hat er die Opfer der Vorzeit vollendet. Er hat sich dir dargebracht zu unserem Heil, er selbst ist der Priester, der Altar und das Opferlamm.“

Alle übrigen menschlichen Opfer sind also im einen und einzigen Opfer Jesu Christi auf dem Altar des Kreuzes eingeschlossen. Es braucht künftig nur mehr das eine und einzige Opfer des Neuen und ewigen Bundes. Dieses hat der Erlöser ein für allemal dargebracht zu unserem Heil. Ein jeder, der an Jesus Christus glaubt und sich in Liebe mit ihm verbindet, empfängt die Frucht dieses Opfers, das göttliche Leben. Jesus war am Kreuz wie ein Priester, da dieser das Opfer darbringt, doch er war auch die Gabe, eben das Opferlamm, und schließlich war er sogar der Altar, denn in seinem Herzen hat er dieses Opfer dargebracht und sich selbst zu einer Gabe der Liebe für Gott und uns Menschen gemacht: zu unserem Heil.

Ist es nicht ein großer Trost, liebe Brüder und Schwestern, dass wir in jeder Eucharistiefeier – in jeder heiligen Messe – teilhaben dürfen an diesem Opfer des Erlösers? Wir feiern ja den Tod und die Auferstehung Christi, und was Gott vor 2000 Jahren ein für allemal gewirkt hat, das wird im Sakrament gegenwärtig gemacht, sodass auch wir Anteil erhalten an der Frucht der Erlösung. Im Kreuzesopfer des Herrn, das bei der heiligen Messe vergegenwärtigt wird, sind wirklich alle Schätze des Heils enthalten. Jede gute Gabe, die Gott uns schenken will, hat uns der Sohn Gottes am Kreuz von seinem himmlischen Vater erworben; die Fülle der Gnaden wird uns und unseren Mitmenschen zugewendet, wenn wir die heilige Messe mitfeiern und in der heiligen Messe für andere beten, für Lebende und Verstorbene. Der Gnadenstrom Gottes fließt in reichlichem Maße aus dem Herzen Jesu, und wir sind eingeladen, an dieser Quelle des Lebens zu trinken!

Wer könnte uns hier aber besser im Gebet und im Opfer liebender Hingabe begleiten und mit dem Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu verbinden als Maria, seine Mutter? Sie stand damals unter dem Kreuz und machte sich die Gesinnung des Herzens Jesu zu eigen; sie war auch als erste erfüllt von der Freude der Auferstehung des Herrn. Empfehlen wir uns also der himmlischen Mutter Maria; sie möge uns zum Herrn geleiten, zu Jesus Christus, dem Sohn des himmlischen Vaters, der auch ihr Sohn ist und der uns das Heil schenken will durch sein Opfer am Kreuz und seine Auferstehung! Amen.