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Predigt:

5. Fastensonntag A (13.03.2005)

L1: Ez 37,12b-14; L2: Röm 8,8-11; Ev: Joh 11,1-45


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Können Tote auferstehen? Sie haben recht: Im Allgemeinen gehört es nicht zu unserer menschlichen Erfahrung, dass Tote wieder lebendig werden. Ausgenommen ist jener seltene Fall, dass ein Scheintoter wieder erwacht; aber dass wirklich Tote wieder lebendig werden, ist unmöglich. So meint und sagt man jedenfalls.

Von Jesus wird uns im Johannes-Evangelium berichtet, dass er sehr erschüttert darüber war, dass sein Freund Lazarus gestorben war. Die Trauer der Geschwister des Lazarus, Marta und Maria, sowie der übrigen Menschen ging ihm sehr zu Herzen. Er war mitfühlend und wusste als wahrer Mensch, was es bedeutet, einen lieben Angehörigen durch den Tod zu verlieren.

Der bereits eingetretene Tod des Lazarus – es hieß, er rieche schon – sollte aber zum Anlass dafür werden, dass sich die Macht Gottes offenbarte. Gott allein ist der Herr über Leben und Tod, und Er, der das Leben genommen hat, kann es dem Menschen auch wieder zurückgeben.

Bevor sich jene Großtat der Liebe und Macht Gottes ereignete, versicherte sich Jesus des Glaubens. Im Besonderen war es Marta, die Schwester des Lazarus, der er die Frage stellte, ob sie denn glaube. Vorher hatte sie ihre Überzeugung zum Ausdruck gebracht, Lazarus wäre nicht gestorben, wenn Jesus hier gewesen wäre. Und auch jetzt war sie im Vertrauen nicht erschüttert, da sie Jesus vor sich wusste, an den sie glaubte: „Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“ Marta setzt in diesen ihren Worten ihrem Vertrauen keine Schranke. Bei Gott ist alles möglich, und was er will, das wird geschehen. Was Jesus, der Sohn, von seinem himmlischen Vater erbittet, wird sich erfüllen!

Groß ist darum die Antwort Jesu, in der er Marta die Erhörung ihrer Bitten verheißt: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Marta bezieht dies auf die Auferstehung am Jüngsten Tag, doch Jesus erwidert ihr, er selber sei die Auferstehung und das Leben. Wer an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, ja er wird auf ewig nicht sterben.

Und Marta bekennt hier ihren Glauben an den Erlöser! Auch der Tod ist keine Schranke. Sie bekennt mit innerster Überzeugung, dass Jesus der Messias ist, „der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“

Danach geschieht das Wunder: Jesus erweckt Lazarus von den Toten, und dieser kommt aus dem Grab hervor und ist wieder bei den Lebenden. Welche Freude und welcher Dank müssen da die drei Geschwister erfüllt haben! Wie groß wird ihr gemeinsamer Lobpreis Gottes gewesen sein, der an Lazarus Großes getan hat in seiner Macht durch den menschgewordenen Sohn Gottes, Jesus Christus!

Liebe Brüder und Schwestern! Was trauen wir Gott zu? Wo setzen wir unserem Vertrauen eine Grenze? Haben wir überhaupt Vertrauen in die Liebe und Macht Gottes? Oder sind wir der skeptischen Meinung, es gäbe ohnehin nichts Großes und Wichtiges, das Gott für uns tun und wirken wolle? Wunder geschehen auch in unserer Zeit und in unserem Leben. Das wird jeder erfahren dürfen, der sich vertrauensvoll und mit ganzem Herzen auf Gottes Liebe einlässt. Es ist der Glaube daran, dass Gott uns Leben gibt in seinem Sohn, der uns rettet. Weil Gott alles vermag und er uns liebt, darum sollen wir dieser Liebe keine Grenzen setzen! Auch der Tod wird nicht das letzte Wort haben, denn wer glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Das ist die frohe Botschaft, die wir heute am 5. Fastensonntag hören.

Noch ein Gedanke ist wichtig für uns: Wir sollen auch in der Weise von den Toten auferstehen, dass wir uns aus unseren Sünden erheben. Die Kraft dazu gibt uns der Sohn Gottes, der uns mit dem Ruf der Liebe und Barmherzigkeit einlädt zur Umkehr und zu einem echten Neubeginn. Was immer auch geschehen sein mag: Gott vergibt dem reuigen Sünder und schenkt ihm sein Erbarmen. Das Sakrament der Buße ist das bleibende Angebot der Barmherzigkeit Gottes für uns alle, jetzt in der Vorbereitung auf das Osterfest, aber auch während der übrigen Zeit des Kirchenjahres. Gehen wir nicht achtlos daran vorbei!

Als Glaubende und Vertrauende wollen wir gemeinsam unseren Weg gehen, dem ewigen Ziel entgegen. Uns erwartet das himmlische Jerusalem, und der Herr hat uns durch sein Kreuz und Leiden den Weg zur Auferstehung und zum ewigen Leben bereitet. Lassen wir uns an der Hand unserer himmlischen Mutter Maria führen und leiten! Dann werden wir das Leben haben und es in Fülle haben. Bei Gott gibt es die wahre Freude und das wirkliche Leben ohne Ende. Amen