www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Jesus Christus – der gute Hirte

4. Sonntag der Osterzeit A (13.04.2008)

L1: Apg 2,14a.36-41; L2: 1 Petr 2,20b-25; Ev: Joh 1,1-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Viele Menschen unserer Zeit fühlen sich ausgeliefert und alleingelassen. Trotz der vielen Errungenschaften von Technik und Wissenschaft und geradezu bahnbrechender neuer medizinischer Möglichkeiten gibt es oft das Gefühl, als Mensch und Person nicht mehr ernst genommen zu werden. Der einzelne droht unterzugehen in der Anonymität der Masse; was zählt ist das Mess- und Wägbare. Nicht selten treten dann die ökonomischen Bilanzen in den Vordergrund, während der einzelne Mensch in seiner Würde unterzugehen droht.

Wie tröstlich ist auf diesem Hintergrund doch die Botschaft des heutigen Evangeliums! Da wird uns gesagt, dass es wenigstens einen gibt, der sich um uns kümmert und der sich wirklich um uns annimmt: Es ist Gott, der Herr; er ist der gute Hirte, der jedes seiner Schafe kennt und es beim Namen ruft. Keines ist ihm gleichgültig, allen geht er nach und führt sie auf gute Weide. Er liebt besonders die verirrten Schäflein und holt sie zurück, ohne ihnen einen Vorwurf dafür zu machen, dass sie von der rechten Bahn abgekommen sind.

In Jesus Christus ist Gott selber Mensch geworden: Gott als der gute Hirte begegnet uns in menschlicher Gestalt. Er hat die Seinen aufgesucht, weil er sie liebt. Sie waren wie Schafe, die in die Irre gegangen waren. Er führt sie zurück auf den rechten Weg und gibt ihnen das Leben. Ja, er ist gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben! Für jeden einzelnen von uns ist der Erlöser Mensch geworden. Wenn jemand meint, er wäre irgendwo in dieser Welt vergessen und allein gelassen, dann darf er sich trösten: Gott denkt an mich, er vergisst meiner nicht!

Gott hat uns aus Liebe ins Dasein gerufen; er hat uns zur Liebe berufen. Darum ist die Liebe die grundlegende Berufung jedes Menschen, wie Johannes Paul II. es formuliert hat. Ist nicht auf diesem Hintergrund der Blick auf das menschliche Leben ein grundlegend positiver? Sollten wir da nicht Hoffnung schöpfen auch in schwierigen, ja sogar in schier aussichtslosen Situationen? Gewinnt nicht auch der Sünder, der sich bekehren will, Hoffnung, wenn er auf Jesus Christus blickt, den Gekreuzigten und Auferstandenen? Dieser gute Hirte hat am Kreuz sein Leben für uns hingegeben; er hat uns neu geschaffen im Sakrament der Wiedergeburt zum göttlichen Leben, in der heiligen Taufe. Von ihm wollen wir uns führen und leiten lassen, dann werden wir unser Ziel – das ewige und selige Leben bei Gott – bestimmt erreichen!

Wenn wir von Jesus, dem guten Hirten, sprechen, dann wollen wir nicht auf Maria, seine Mutter, vergessen. Hat nicht Gott selber in Maria das verwirklicht, was er durch den Propheten Jesaja so machtvoll und verheißungsvoll ausgedrückt hat? „Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.“ (Jes 66,13) Ja, die Mutter des guten Hirten Jesus, ist auch unsere Mutter. Sie liebt uns und führt uns zur Quelle des Lebens, zu Jesus Christus, ihrem Sohn, unserem Herrn und Gott.

An diesem Sonntag ist der Weltgebetstag für geistliche Berufe. Beten wir zu Gott, dass er auch in unserer Zeit Männer zu Priestern oder Diakonen beruft und dass er viele Frauen und Männer in seine engere Nachfolge im Ordensberuf oder in einer besonderen Lebensweihe an Gott hinführt!

Wir wollen auf den Ruf Gottes hören, jeder dort, wo uns Gott im Leben hingestellt hat. Wenn wir uns bemühen, eine Antwort des Glaubens und der Liebe zu geben, wird Gott seine Gnade und seinen Segen in reicher Weise sichtbar machen. Wir werden zu Trägern des Friedens und der göttlichen Verheißung auch für andere werden, die heimfinden sollen zum guten Hirten Jesus Christus, der uns alle auf die Weide des ewigen Lebens führen will. Amen.