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Predigt:

Jesus Christus, der gute Hirte seiner Schafe

4. Sonntag der Osterzeit A (17.04.2005)

L1: Apg 2,14a.36-41; L2: 1 Petr 2,20b-25; Ev: Joh 1,1-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In seinen Unterweisungen an die Jünger und die versammelte Volksmenge gebrauchte unser Herr Jesus Christus des öfteren Bildworte und Gleichnisse. Auf diese Weise wurde das Vorstellungsvermögen der Zuhörer angeregt und gleichsam eine Brücke geschlagen zu jenen Wahrheiten des Reiches Gottes, die unser Herr verkünden wollte.

An diesem Sonntag ist es das Bild des Guten Hirten, mit dem uns Jesus Christus darlegt, wie Gott für sein Volk sorgt. Ja, er selber als der menschgewordene Sohn Gottes ist der Gute Hirte, der die Seinen kennt und sie liebt. Für alle, die ihm vom himmlischen Vater anvertraut ist, trägt er Sorge. Sind die Lebenswege der Menschen oft auch verschlungen und gibt es Pfade, die in die Irre führen: Christus, der gute Hirte, geht ihnen nach und sucht sie auf, um sie heimzuholen!

Das Evangelium dieses Sonntags lädt uns ein, für die sichtbaren Hirten der Kirche zu beten. Diese stehen in der Nachfolge Christi, des guten Hirten. In Wirklichkeit ist es Jesus Christus, der durch die sichtbaren Hirten – Papst, Bischöfe, Priester – die Kirche leitet. Es gibt in der Kirche das Hirtenamt, und dieses ist ihr von Jesus Christus, dem Herrn, anvertraut. Würde man dies als Machtanspruch deuten, dann hätte man das Evangelium gründlich missverstanden. Ein wirklicher Hirte ist bereit zu dienen. Er ist kein Dieb und Räuber, der sich verstecken muss und der in die Herde einbricht, um sie zu zerstreuen und zu vernichten.

Wir sind in diesen Tagen eingeladen, in besonderer Weise für die Wahl eines neuen Papstes zu beten. Wie auch immer die Spekulationen lauten und welche Interessen auch immer hier im Spiel sind: letztlich ist es Christus, der Herr der Kirche, der uns wieder einen würdigen Nachfolger auf dem Stuhl Petri schenken kann, einen Hirten nach seinem Herzen, der bereit ist, der ihm anvertrauten Herde das Leben Gottes zu vermitteln und wenn nötig, sein eigenes Leben für sie hinzugeben.

Der verstorbene Papst Johannes Paul II. war des Öfteren in Lebensgefahr. Es gab fanatische Gegner und Feinde des christlichen Glaubens und der katholischen Kirche, die ihn töten wollten. Das Attentat auf dem Petersplatz durch den Türken Ali Agca am 13. Mai 1981 hat diese Gefahr auf eine erschütternde Weise aufgezeigt. Wohl nur durch ein Wunder und den besonderen Schutz der Gottesmutter Maria, die er innig verehrte und liebte, ist unser Papst damals mit dem Leben davon gekommen.

Dennoch hat er es auch nachher nicht unterlassen, unbeirrt den Glauben zu verkünden und Wegweisung zu geben für ein Leben der Gottes- und Nächstenliebe, in Einklang mit den Geboten Gottes. Er hätte sich zurückziehen können auf einen sicheren Posten im Vatikan; aber nein: Als Hirte in der Stellvertretung des Guten Hirten Jesus Christus ist er weiterhin in alle Welt gereist und hat das Evangelium bezeugt! Auf diese Weise hat der verstorbene Papst ein Beispiel dafür gegeben, was man sich von einem guten Hirten erwarten darf.

Unser Gebet gilt heute aber nicht nur dem zu wählenden Papst, sondern auch den Bischöfen, Priestern und Diakonen insgesamt, die teilhaben dürfen an jenem Amt und jener Sendung, die nur in der Liebe des guten Hirten ausgeübt werden können. Insbesondere wollen wir in unserer Diözese beten, dass das Priesterseminar im Herbst wieder eröffnet werden kann und ein echter Neubeginn im Sinn der kirchlichen Vorgaben für eine katholische Priesterausbildung auch gelingt.

Jesus ist gekommen, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben. Übergeben wir ihm daher voll Vertrauen all unsere Sehnsucht und unsere Hoffnung; vertrauen wir uns der heiligen Jungfrau Maria an als unserer Mutter und Fürbitterin. Sie vermag uns hinzuführen zum Guten Hirten, der uns im ewigen Leben alles schenken wird, was das Herz im Tiefsten ersehnt: die Liebe und Gemeinschaft des Dreifaltigen Gottes und die Teilnahme am Glück der Heiligen des Himmels. Amen.