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Predigt:

4. Fastensonntag A (06.03.2005)

L1: 1 Sam 16,1b.6-7.10-13b; L2: Eph 5,8-14; Ev: Joh 9,1-41


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es gibt ein Licht, das von innen kommt, aus der Seele eines Menschen. Jeder, der in der Wahrheit steht und mit Gott verbunden ist, strahlt dieses innere Licht aus. Es ist das Licht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

Wenn wir heute im Evangelium gehört haben, dass Jesus einem Blindgeborenen das Augenlicht geschenkt hat, so bezieht sich das nicht nur auf das äußere Sehvermögen. Es geht auch darum, dass dieser vorher blinde Mann nun wirklich „sehend“ geworden ist: mit den Augen des Leibes, aber noch mehr mit den Augen des Herzens.

Wie trügerisch ist doch oft der Augenschein! Da nehmen wir einen Menschen wahr und bilden uns ein Urteil allein nach seinem äußeren Aussehen. Ein heruntergekommener Mensch, ein Armer, ein Bettler, wird anders eingeschätzt als eine elegant gekleidete, vornehm wirkende und mit Gaben äußerer Schönheit und Attraktivität ausgestattete Dame. Und doch können die Qualitäten des Herzens ganz andere sein: Unter einem unscheinbaren, ja vielleicht abstoßenden Äußeren können sich wirkliche Tugenden des Herzens verbergen, während umgekehrt jemand ganz kalt und egoistisch ist, der sich zwar elegant präsentiert, aber keinen Reichtum des Herzens aufzuweisen hat.

Als der Blindgeborene das äußere Sehvermögen wieder erlangt hatte, da begann er nachzudenken über das Wirken Jesu. Er gelangte zur Überzeugung, dass dieser ein besonderer Mensch sein müsse, denn Gott erhört keinen Sünder. So fand er zum Glauben an Jesus Christus als den von Gott gesandten Messias, den Erlöser. An diesem Bekenntnis hielt er auch fest, als er deswegen von den Schriftgelehrten und Pharisäern Schwierigkeiten bekam. Diese wollten nicht anerkennen, dass Jesus ein Wunder gewirkt hatte. Das Wunder war für sie kein Zeichen, das ihnen die Größe der Macht Gottes und die Nähe seines Reiches offenbaren konnte. Sie waren in ihrem Herzen blind, obwohl sie meinten zu sehen.

Liebe Brüder und Schwestern! Haben wir den Mut, uns ein eigenes Urteil zu bilden nicht nach dem, was die Augen des Leibes wahrnehmen, sondern aufgrund dessen, was uns als Gabe des Herzens erkennbar ist. Zwar sieht niemand ins Herz des Nächsten, das nur Gott kennt, und doch gibt es bestimmte Qualitäten, die ihren Ausdruck auch nach außen hin – in guten Worten, in Taten und Werken der Liebe – finden. Wir alle sind aufgerufen, unser Herz zu bilden nach dem Herzen Jesu. Denn in Jesus Christ sind uns die Schätze der Weisheit und Liebe offenbar. Sein Heiligstes Herz steht offen für alle, die ihn anrufen und die auf ihn vertrauen.

Der Erlöser – der menschgewordene Sohn Gottes – war bereit, sich bis in den Tod hinein für uns hinzugeben. Auf diese Weise offenbarte er uns das Übermaß seiner Liebe, die in der Auferstehung siegreich triumphierte über Sünde, Tod und Teufel. Das Licht des Erlösers erleuchtet auch uns, und niemand kann es auslöschen.

Wenn in unserem Herzen vielleicht noch der Schatten der Sünde das Licht der Liebe Gottes trübt, dann wollen wir vertrauensvoll hinzutreten zum Thron der Gnade und Barmherzigkeit und uns im Sakrament der Buße die Vergebung Gottes neu schenken lassen. Übergroß ist das Erbarmen des Herrn mit allen, die ihn suchen und auf ihn hoffen.

Lassen wir uns von der Gottesmutter Maria den Weg weisen zur Liebe des Herzens Jesu, zu seinem Licht, das uns den Weg weist zum ewigen Leben. Wir müssen nicht perfekt sein, aber wir sollen ein glaubendes, hoffendes und liebendes Herz haben. Dann wird Gottes Liebe mit uns sein, und das Licht dieser Liebe wird auch die Herzen anderer erleuchten. Amen