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Predigt:

3. Sonntag im Jahreskreis A (23.01.2005)

L1: Jes 8,23b-9,3; L2: 1 Kor 1,10-13.17; Ev: Mt 4,12-23


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vom 18.-25. Januar findet jedes Jahr die „Weltgebetswoche für die Einheit der Christen“ statt. Auch wir wollen besonders bei dieser Sonntagsmesse in diesem Anliegen beten. Möge Gott der Herr das Geschenk der Einheit all jenen verleihen, die an seinen Namen glauben, die festhalten am Bekenntnis zu unserem Herrn Jesus Christus und die kraft der Taufe zu Kindern Gottes und untereinander zu Brüdern und Schwestern geworden sind!

Das Thema der Gebetswoche für die Einheit der Christen lautet heuer: „Christus, das eine Fundament der Kirche“ (vgl. 1 Kor 3,1–23). Die heutige 2. Lesung aus dem 1. Korintherbrief macht uns bewusst, wie wichtig die Einheit im Glauben ist. Paulus ruft die Christen seiner Zeit dazu auf, keine Spaltung unter sich zu dulden. Er stellt die Frage: „Ist denn Christus zerteilt?“ Am 21. November 1964 verkündete das 2. Vatikanische Konzil das Dekret über den ÖkumenismusUnitatis redintegratio“. Es sind also jetzt 40 Jahre, dass uns dieses Erbe anvertraut wurde. Wir wollen daher über die wichtigsten Aussagen nachdenken und mögliche Wege der Verwirklichung suchen.

Bereits in der Einleitung des Ökumenismusdekretes findet sich die Aussage, dass unser Herr Jesus Christus „eine einige und einzige Kirche gegründet“ hat. So wie er mit dem Vater eins ist in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes, so sollen auch alle jene eins sein, die an ihn glauben. Christus hat der Kirche die Einheit im Glauben verheißen und auch geschenkt. Diese grundlegende Einheit ist ein Wesensmerkmal der Kirche Christi, und sie kann nicht verloren gehen.

Dennoch gab und gibt es Spaltungen unter den Christen. Diese widersprechen dem Willen Jesu. Sie sind „ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums“. Darum wurde im Ökumenismusdekret festgestellt: „Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen ist eine der Hauptaufgaben des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils“ (UR 1).

Die Einheit als Wesenseigenschaft der Kirche ist nicht erst ein künftiges oder gar erst ein eschatologisches Ziel; die Kirche ist bereits jetzt die „eine heilige Kirche“ (UR 4). Von dieser einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche haben sich im Laufe der Jahre und Jahrhunderte immer wieder einzelne Menschen oder gar Gruppen getrennt. Besonders schmerzlich sind jene Spaltungen, die sich auf die orientalischen Kirchen und die aus der Reformation hervorgegangenen kirchlichen Gemeinschaften beziehen.

Eine recht verstandene ökumenische Bewegung darf nichts von all dem preisgeben, „was der Kirche in ihrer bisherigen Geschichte wert und teuer war; sie steht in Treue zu der einmal erkannten Wahrheit; sie fügt ihr auch nichts schlechterdings Neues hinzu“ (Kardinal Kasper). Der Heilige Geist ist gleichsam die „Seele der Kirche“ und schenkt die Einheit wie die Vielfalt der Gaben und Dienste (vgl. UR 2). So konnte das Konzil sagen, der geistliche Ökumenismus sei das Herz der Ökumene. Geistlicher Ökumenismus meint innere Umkehr, Neuwerden des Geistes, persönliche Heiligung des Lebens, Liebe, Selbstverleugnung, Demut, Geduld, aber auch Erneuerung und Reform der Kirche. Vor allem ist das Gebet das Herz der ökumenischen Bewegung (vgl. UR 5–8).

Wie aber verhält es sich mit dem Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche? Ist dieser aufgrund des ökumenischen Anliegens aufgegeben? Keineswegs! Die katholische Kirche beansprucht von sich nach wie vor, die wahre Kirche Jesu Christi zu sein, in der die ganze Fülle der Heilsmittel gegeben ist (vgl. UR 3). Zugleich anerkennt die Kirche, dass „viele und bedeutende Elemente oder Güter, aus denen insgesamt die Kirche erbaut wird und ihr Leben gewinnt, auch außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche existieren können: das geschriebene Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und Liebe und andere innere Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente: all dieses, das von Christus ausgeht und zu ihm hinführt, gehört rechtens zu der einzigen Kirche Christi“ (UR 3). Doch „nur durch die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben. Denn einzig dem Apostelkollegium, an dessen Spitze Petrus steht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu konstituieren, welchem alle völlig eingegliedert werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören“ (UR 3).

In der ökumenischen Bewegung geht es also darum, dass erstens die in der Kirche bereits vorhandene Einheit noch tiefer wahrgenommen und gelebt wird und dass zweitens die von der katholischen Kirche getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und die damit verbundenen Christen hingeführt werden zu dieser wahrhaft katholischen Einheit der Kirche. Dabei geht nichts von all dem verloren, was wahr und heilig ist; vielmehr erlangen die bereits vorhandenen Heilsmittel in der Einheit der katholischen Kirche ihre volle und rechtmäßige Geltung und Wirksamkeit. In dem Maße, wie wir mit Jesus Christus eins sind, werden wir auch untereinander eins werden. So wird die der Kirche eigene Katholizität in ihrer ganzen Fülle verwirklicht.

„Das katholische Verständnis der Ökumene setzt die in der katholischen Kirche bereits gegebene Einheit und die ebenfalls bereits gegebene teilweise ‚communio’ [= Gemeinschaft] mit den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften voraus, um von dieser unvollständigen Gemeinschaft zur vollen Gemeinschaft zu gelangen (UUS 14), welche Einheit im Glauben, in den Sakramenten und in der kirchlichen Leitung einschließt (LG 14; UR 2 f.)“ (Kardinal Kasper).

Was können wir konkret für die Ökumene tun? Das erste und wichtigste ist das Gebet sowie die Feier der Heiligen Messe in diesem Anliegen! Dann ist es wichtig, dass wir unseren katholischen Glauben als Geschenk betrachten, für das wir verantwortlich sind. Wenn wir unseren Glauben nicht leben, dann kann dieser Glaube seine Leuchtkraft für die von der Einheit der katholischen Kirche getrennten Brüder und Schwestern nicht voll entfalten. Umgekehrt kann gerade das Zeugnis eines Lebens aus dem Glauben hinführen zu gegenseitigem Respekt und eine echte Hilfe sein für alle jene, die die Wahrheit aus ganzem Herzen suchen!

Möge uns die heilige Gottesmutter Maria, die Mutter der Einheit, durch ihre Fürsprache beim einen Herrn und Gott den Weg weisen zur Einheit aller Glaubenden in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche! Amen