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Predigt:

Der Osterglaube als Vermächtnis von Johannes Paul II.

3. Sonntag der Osterzeit A (10.04.2005)

L1: Apg 2,14.22-33; L2: 1 Petr 1,17-21; Ev: Lk 24,13-35 Joh 21,1-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vielen katholischen Christen, aber auch Gläubigen anderer Konfession oder Religion, ja selbst manchen Nichtglaubenden ist in den letzten Tagen angesichts des Heimgangs von Papst Johannes Pauls II. und dessen Begräbnisses aufgegangen, dass es Werte und Ziele gibt, die nicht allein im Bereich des Irdischen zu finden sind. Das bewusst angenommene Sterben dieses großen Papstes, der von vielen bereits wie ein Heiliger verehrt wird, lässt sich nur verstehen im Blick auf das, was er geglaubt und verkündet hat. So wie sein Leben ist auch sein Sterben ein Zeugnis für die Hoffnung, die ihn erfüllt hat und die ihm Kraft gegeben hat bis zuletzt.

Was aber ist jener Glaube und jene Hoffnung, die Papst Johannes Paul II. bis zuletzt geleitet haben? Es ist der Glaube an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, den Sohn Mariens, der uns erlöst hat und uns ewiges Leben bei Gott verheißt!

Schon vor zweitausend Jahren war es Petrus, in dessen Nachfolge jeder Papst steht, der der versammelten Menschenmenge den Osterglauben der Kirche verkündete. Die Worte des Apostels, die wir in der ersten Lesung gehört haben, lauten: „Gott hat Jesus von den Wehen des Todes befreit und auferweckt … Sein Leib schaute die Verwesung nicht.“ Die Botschaft von der Auferstehung Jesu gehört zum Wesen des Christentums. Es ist eine zugleich „sperrige“ wie auch froh machende Botschaft. Denn nur wenn Jesus Christus wirklich auferstanden ist, haben auch wir Hoffnung auf die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott. Wäre er nicht auferstanden, dann wäre unser Glaube umsonst und nichtig.

Die Auferstehung Christi lehrt uns, was der Mensch ist und wozu er berufen ist. Wir sind geschaffen nach Gottes Bild und Gleichnis. Als Wesen mit Leib und Seele sind wir zur Vollendung gerufen. Die Materialisten aller Zeiten leugnen, dass der Mensch eine unsterbliche, geistige Seele besitzt. Sie anerkennen nur das, was man sehen kann und meinen, das Seelische wäre nur eine Funktion oder ein Epiphänomen des Leiblichen. Natürlich bedeutet der Tod in einer solchen Sichtweise das absolute Ende des Menschen.

Es gibt aber auch eine gegenteilige Irrlehre, den Spiritualismus. Hier wird der Mensch auf sein geistiges Prinzip reduziert. Man sagt dann, das Eigentliche des Menschen sei seine Seele. Der Leib sei ein bloßer Kerker für die Seele, aus dem sich der Mensch in einer höheren Existenzweise befreien müsse. Diese Lehre wird von der leibfeindlichen Gnosis seit Jahrtausenden vertreten und ist keineswegs christlich.

Denn der christliche Glaube lehrt, dass Gott den Menschen mit Leib und Seele erschaffen hat, als Mann und als Frau, und Gott sah, dass es „sehr gut“ war (vgl. Gen 1,31). Weil Gott der Schöpfer, Erlöser und Vollender des Menschen ist, halten wir daran fest, dass Gott der Herr auch den ganzen Menschen – an Leib und Seele – vollenden wird. Nichts von dem geht verloren, was Gott geschaffen hat.

Blicken wir daher auf Jesus Christus, der als Sohn Gottes wahrer Mensch geworden ist und uns in seinem Menschsein auch unser künftiges Schicksal aufgezeigt hat. Freiwillig hat der Sohn Gottes als Mensch den Tod auf sich genommen, um uns von der Sünde und den Folgen der Sünde – dem ewigen und zeitlichen Tod – zu erlösen. Am dritten Tage ist er auferstanden; sein Leib wurde verherrlicht, er brauchte die Verwesung nicht zu schauen, das Grab ist leer!

Wer an ihn glaubt und in ihm stirbt, geht nicht unter. So darf jeder, der im Herrn stirbt (d.h. in der heilig machenden Gnade, also in der Liebe zu Gott) darauf hoffen, dass seine Seele entweder gleich zur Anschauung Gottes gelangt oder doch nach einer Läuterung im Reinigungsort (Fegefeuer) zur Schau Gottes von Angesicht zu Angesicht eintreten darf.

Das aber ist noch nicht die Vollendung des ganzen Menschen. Denn wir halten gemäß unserem Glaubensbekenntnis fest an der „Auferstehung des Fleisches“ am Jüngsten Tag, wenn Christus wiederkommt, um alles Irdische zu vollenden. Dann nämlich wird er in seiner Macht und Herrlichkeit auch unseren Leib vollenden und verklären. Wie das geschehen wird, wissen wir nicht. Wir dürfen es Gott aber zutrauen, dass er den Leib auferweckt und mit seiner ewigen Herrlichkeit bekleidet. Erst dann ist der ganze Mensch vollendet!

Lassen wir uns also von der österlichen Hoffnung erfüllen, in der der verstorbene Heilige Vater Papst Johannes Paul II. gelebt hat! Beten wir jetzt schon um einen guten Nachfolger auf dem Stuhle Petri, der das Wort Gottes ebenso treu aufnimmt und verkündet wie der zu Gott heimgegangene Papst. Möge uns die heilige Gottesmutter Maria, die durch die Gnade ihres Sohnes Jesus Christus bereits mit Leib und Seele vollendet ist, durch ihre Fürsprache bei Gott das ewige Leben erbitten! Amen.