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Predigt:

Die Freude am Herrn ist unsere Stärke

3. Adventsonntag A (16.12.2007)

L1: Jes 35,1-6a.10; L2: Jak 5,7-10; Ev: Mt 11,2-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Nicht mehr lange dauert es bis Weihnachten; die Kinder zählen erwartungsvoll die Tage im Adventkalender, und so mancher Erwachsene denkt sich wohl: „So viel Stress ausgerechnet in dieser Zeit. Wie froh wäre ich, wenn dies alles schon vorbei wäre!“

Die einzig richtige Möglichkeit, mit all dem gut umzugehen, was in dieser Zeit an uns herantritt und uns so manches Mal auch ablenkt vom Wesentlichen, ist der Blick des Herzens auf Jesus Christus, den Herrn, der als der Kommende bei uns ist. Gott selber hat sich angesagt, er will eintreten in unser Herz, und um einen solchen Gast richtig willkommen zu heißen, muss man sich schon gut vorbereiten!

Dieser Sonntag hat den Namen „Gaudete – freuet euch!“ Denn die Freude am Herrn, der zu uns kommt, darf uns schon jetzt in froher und hoffnungsvoller Erwartung erfüllen. Freude aus dem Glauben, Freude an Gott – das ist unsere Stärke, darin gründet unsere Hoffnung auf Vollendung. Trostvoll sind hier die Worte aus der 2. Lesung, wo es im Jakobusbrief heißt, wir sollten geduldig ausharren „bis zur Ankunft des Herrn“. Und dann wird ein Vergleich aus der Natur angeführt: So wie die Früchte der Erde ihre Zeit brauchen, um heranzuwachsen und zu reifen, so ähnlich ist es mit dem Kommen des Herrn, das uns vorausgesagt ist, dessen Tag und Stunde wir aber nicht wissen.

Richtig: Es geht hier um das Kommen des Herrn in unser Herz, vor allem aber um das endgültige Kommen Gottes zu uns am Tag unseres Abschiednehmens von dieser Welt, d.h. in der Todesstunde, bzw. auch bei der sichtbaren Wiederkunft Christi am sog. „Jüngsten Tag“. Das Weihnachtsfest, auf das wir unmittelbar zugehen, soll uns darauf vorbereiten. Denn es erinnert uns daran und macht dieses Ereignis in gewisser Weise neu gegenwärtig, dass Jesus Christus vor 2000 Jahren als Kind in der Krippe zu uns gekommen ist: Er, der wahre Gott, wollte zu uns kommen als Mensch! In aller Niedrigkeit und Ohnmacht zeigt sich die Allmacht der göttlichen Liebe.

Im Sinne der hoffnungsvollen Erwartung Gottes des Herrn als des zu uns in Liebe Kommenden fordert uns der Jakobusbrief zur Geduld auf: „Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor.“ Gleichsam als praktische Anwendung folgt dann ein ganz konkreter Ratschlag des Apostels: „Klagt nicht übereinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Seht, der Richter steht schon vor der Tür.“ Wir könnten es auch so übersetzen: Jammern wir nicht immer nur; verzichten wir in unseren Familien und Gemeinschaften, im Beruf und am Arbeitsplatz darauf, uns grundlos gegenseitig Vorwürfe zu machen. Besser ist jedenfalls das Gebet füreinander, das gegenseitige Verständnis und wo nötig auch die gewährte Vergebung für erlittenes Unrecht.

Dies heißt freilich nicht, dass wir uns nicht für Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzen sollen und auch dürfen. Doch alles menschliche Bemühen bleibt unvollkommen. Immer wird man auch sagen müssen: Wer sich selber für gut und vollkommen hält, gebe acht, dass er nicht zum Opfer der Selbstüberschätzung wird. Denn wir alle haben unsere Fehler und auch unsere Sünden, die uns Gott verzeihen möge. Ja, es gibt immer wieder auch innere Einstellungen, Worte und Handlungen, mit denen wir andere kränken und verletzen und wofür wir unsere Nächsten um Verzeihung bitten müssen. Wäre nicht die Zeit vor Weihnachten eine gute, vielleicht nie mehr wiederkehrende Gelegenheit und einmalige Chance, so manche alte Feindschaften zu begraben und einen Neuanfang zu suchen – sei es in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder sonst wo? „Der Richter steht schon vor der Tür“, sagt uns jedenfalls der Jakobusbrief, und dies heißt: Wir sollen nicht selbstgerecht urteilen, sondern das Gericht Gott überlassen. An uns ist es, Verständnis füreinander zu haben und Versöhnung zu stiften.

Wer aber schenkt uns die Kraft zu diesem immer nötigen Neuanfang im Guten? Es ist Jesus Christus, der Herr und Erlöser. Er ist gekommen, um uns aus geistiger Blindheit zum Licht des Glaubens zu führen; er schenkt uns in aller Kraftlosigkeit wieder neues Leben und gibt uns Hoffnung; er weckt uns auf aus der Taubheit des Herzens, damit wir sein Wort hören und in Liebe befolgen. Dann dürfen wir in Freude dem Herrn entgegen gehen, der mit seinen Heiligen kommt in Herrlichkeit. Komm, o Herr, und zögere nicht; komme bald!

Amen.