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Predigt:

Vom rechten Einsatz der Talente

33. Sonntag im Jahreskreis A (16.11.2014)

L1: Spr 31,10-13.19-20.30-31; L2: 1 Thess 5,1-6; Ev: Mt 25,14-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Oftmals hat unser Herr Jesus Christus in Gleichnissen zu den Menschen gesprochen. Diese Gleichnisse beziehen sich zuerst auf die Erfahrungswelt, also auf den Alltag bzw. auf das, was den Menschen aus ihrem eigenen Leben und aus ihrer Umwelt bekannt war. Es gilt aber nicht dabei stehen zu bleiben; sondern die Bilder aus dem Leben sind gleichsam die Brücke für die Begegnung mit der Wirklichkeit des Reiches Gottes. Das Bekannte soll uns im Gleichnis hinführen zu dem, was uns naturgemäß verborgen ist, was Jesus Christus uns aber im Namen seines himmlischen Vaters offenbart hat.

Ausgerechnet aus dem Wirtschaftsleben ist das Gleichnis dieses Sonntags entnommen. Um nichts anderes geht es auf der Bildebene als um den Profit, den die Menschen durch ihre Tätigkeit erwirtschaften. Je mehr Ertrag jemand aus diesen Recheneinheiten von Talenten Silbergeld herausholt, desto besser ist es. Der Diener, dem fünf Talente Silbergeld anvertraut worden sind, gewinnt weitere fünf hinzu. Der mit zwei kann das Geld ebenfalls verdoppeln. Nur der Diener mit einem Talent versteht es nicht, diesen Einsatz fruchtbringend anzulegen. Statt das Geld zumindest der Bank anzuvertrauen und so Zinsen zu erhalten, vergräbt er das Talent in der Erde – angeblich weil er Angst hat vor seinem strengen Herrn.

Als der Herr dieser Diener Rechenschaft verlangt für das ihnen anvertraute Geld, ist er hocherfreut, dass die beiden ersten Diener ihre Talente verdoppelt haben. Als Lohn für ihren Einsatz und ihre Treue werden ihnen große Aufgaben anvertraut; sie dürfen teilhaben an der Freude ihres Herrn. Dem einen jedoch, der sein einziges Talent vergraben hat und daher keinen Ertrag aufweisen kann, wird dieses Talent weggenommen. Jener erhält es, der bereits die zehn Talente besitzt. Den nichtsnutzigen Diener aber ereilt die verdiente Strafe.

Wie aber sieht die Erklärung dieses Gleichnisses aus? Diese wird ja von Jesus nicht mitgeliefert. Wir tun uns relativ leicht damit, denn die Tradition der Kirche hat uns die Auslegung aufgezeigt. Einen Hinweis darauf gibt uns schon das Wort „Talent“: Obwohl es ursprünglich eine Gewichtseinheit ist (30–40 kg) und konkret eine entsprechende Menge von Silbergeld bezeichnet hat, ist es gerade durch das Gleichnis Jesu zu einem eigenen Begriff geworden, dessen neue Bedeutung uns klar ist. Talent heißt so viel wie anvertraute Gabe, ja Begabung; es ist wie ein Pfund, das uns gegeben ist und mit dem wir wuchern sollen, um es zu vermehren. Viele Talente sind uns geschenkt: es gibt natürliche und übernatürliche Gaben, für deren Entfaltung wir Verantwortung tragen. All diese Gaben sind kostbar, und sie gilt es zu entdecken. Wir dürfen und sollen sie nicht einfach brach liegen lassen oder gar „vergraben“, d.h. vernachlässigen.

Als Menschen gehen wir der Vollendung in Gottes Liebe entgegen. Nach dem Maß seiner Gnade und Liebe sind wir aufgerufen, unsere je eigenen Talente fruchtbar und wirksam zu machen für uns selber und für das Wohl und Heil unserer Mitmenschen. Auf diese Weise wird Gott verherrlicht, wenn wir seine Gaben einsetzen, die er uns gegeben hat. Gewiss: Wir haben unterschiedliche Gaben – unterschiedliche „Talente“ – empfangen. Doch niemand kann sagen, er hätte nichts empfangen. Gerade das Kleine erweist sich oft als wirksamer als etwas zur Schau gestelltes Großes. Bitten wir Gott um seinen Segen für unser Leben, damit alle unsere Talente als Gaben Gottes dem Wachstum und der Entfaltung seines Reiches dienen und das Zusammenleben der Menschen in Liebe fördern.

Amen.