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Predigt:

Jesus Christus: Weg, Wahrheit und Leben

2. Sonntag im Jahreskreis A (20.01.2008)

L1: Jes 49,3.5-6; L2: 1 Kor 1,1-3; Ev: Joh 1,29-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Täglich sind wir einer Vielzahl von unterschiedlichen Meinungen ausgesetzt. Wir hören dies und jenes, werden dahin und dorthin gelenkt. Gerade in den wesentlichen Lebensfragen, die uns alle angehen und die auch mit dem Glauben zu tun haben, gibt es oft ein „heilloses Durcheinander“. Der eine hält dies für wahr, der andere jenes, und manche meinen, sie könnten einer persönlichen Entscheidung dadurch entkommen, dass sie einfach alles und jedes gelten lassen, so aber auch allem und jedem gegenüber gleichgültig sind, was bekanntlich das Gegenteil von wahrer Toleranz ist.

Wo also findet der moderne Mensch Orientierung? Wo kann er sich gleichsam geistig „anhalten“ und festmachen, wenn er seinen Weg durch diese Welt möglichst unbeschadet von den vielen Gefahren, die es gibt, gehen will? Johannes der Täufer hat vor 2000 Jahren die Menschen auf Jesus hingewiesen und gesagt, auf ihn sollten sie hören. Er verkündet die Wahrheit, die von Gott kommt und die uns nicht trügen kann. Auf diesem Fundament können wir das Haus unseres Lebens aufbauen.

Freilich: Da spüren wir ein gewisses Dilemma. Einerseits sind wir im katholischen Glauben aufgewachsen und erleben uns eingebunden in so manche bewährten christlichen Traditionen. Andererseits spürt doch ein jeder, dass er auf eigenen Füßen stehen muss und dass er selbstverantwortlich seine Entscheidungen auch in diesen wichtigen Fragen zu treffen hat. Niemand kann uns diese Entscheidung abnehmen!

Hier ist es wichtig zu bedenken, dass der Glaube an Gott unsere Freiheit voraussetzt. Gott möchte uns nicht als „Hampelmänner“ oder Marionetten haben, die keine eigene Freiheit haben und auch kein eigenes Leben führen. Wer an Gott glaubt und Jesus Christus als Erlöser annimmt, wer sich zu seiner Kirche bekennt und diesen Glauben im Leben bezeugen will, der muss tatsächlich Farbe bekennen. Dazu braucht es Mut, welcher bestimmt ein Geschenk Gottes ist, der den Menschen einlädt, an sein Wort zu glauben. Und wenn wir dies tun, dann entdecken wir plötzlich, dass uns eine neue innere Freiheit geschenkt ist: Wir sind frei geworden von den Fesseln des Egoismus und des Nie-genug-kriegen-Könnens, weil wir wissen, dass uns in Jesus Christus viel mehr geschenkt ist, als wir erbitten und uns vorstellen können.

Gott liebt uns unendlich und schenkt uns deshalb seine Gnade. Er verheißt uns Großes in seinen Gnadenführungen in diesem Leben und einst die ewige Freude in seinem Reich. Wer an Jesus Christus, das Lamm Gottes, glauben darf, wird entdecken, dass jeder Tag ein Geschenk Gottes ist. Gott wirkt immer neue Wunder, und er lässt uns daran teilhaben, indem er unser Leben auf guten Bahnen lenkt. Gottes Liebe nimmt uns nicht die Freiheit, sondern schenkt sie uns. Wir erfahren dann, dass wahre Freiheit nicht Willkür bedeutet, sondern Hingabe der Liebe, um gerade so zu sich selbst, zu den anderen und zu Gott zu finden.

In der Woche vom 18. bis 25. Januar betet die Kirche mit den nichtkatholischen Kirchen und christlichen Gemeinschaften um das Geschenk der Einheit aller Christen im Glauben und in der Liebe. Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, und darum müssen wir uns alle bei ihm sammeln und ihn bitten, er möge uns den Geist der Wahrheit senden, dass er die Menschen erleuchtet und sie Wege zueinander und zu Gott finden.

Gott hat sich uns in seinem Sohn Jesus Christus geschenkt und uns in ihm die Fülle der Wahrheit und der Gnade anvertraut. Wir sind froh, dass wir zur Kirche Christi gehören dürfen, und beten, dass auch die getrennten Brüder und Schwestern sich dort versammeln, wo nur eine Herde und ein Hirte sind. Möge uns die Gottesmutter Maria, die Mutter der wahren Einheit, den Weg dazu weisen! Amen