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Predigt:

2. Sonntag im Jahreskreis A (16.01.2005)

L1: Jes 49,3.5-6; L2: 1 Kor 1,1-3; Ev: Joh 1,29-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Johannes der Täufer hat Jesus mit einem besonderen Titel hervorgehoben: Er bezeichnet ihn als das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt“. Uns ist dieser Ausdruck aus der Liturgie der heiligen Messe vertraut. Bevor der Priester die heilige Kommunion spendet, hebt er die Hostie empor und sagt dieselben Worte wie Johannes. Denn in der Brotsgestalt begegnet uns derselbe Herr Jesus Christus, auf den Johannes der Täufer hingewiesen hat. Wir sehen ihn nicht, aber wir glauben an ihn!

Für die frommen Juden der damaligen Zeit war die Bezeichnung des „Lammes Gottes“ kein ungewöhnlicher Ausdruck. Jedes Jahr wurde zu Ostern das Paschalamm geschlachtet (vgl. Ex 12,21). Dies erinnerte an die wunderbare Rettung vor der Macht des Pharao in Ägypten und an den Auszug der Israeliten aus dem Land der Sklaverei. Jetzt kann man sagen, dass mit dem Kommen Christi diese Erinnerungsfeier in einer vollkommenen Weise erfüllt ist. Nunmehr ist er „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt“. Er ist der von Gott gesandte Erlöser und Retter.

Zu allen Zeiten waren sich die Menschen der verschiedenen Völker ihrer Unzulänglichkeit und Sündhaftigkeit bewusst. Dies nahm im Heidentum oft extreme Züge und Formen an. Man wollte die Götter besänftigen, die man beleidigt hatte oder die eine gewisse Willkür walten ließen. Verschiedenste Opfer wurden dargebracht, meist Opfer der Früchte des Feldes oder Tieropfer, in besonders grausamen Kulten sogar Menschenopfer wie bei den Azteken.

Schon im Alten Testament war hier eine Korrektur vorgenommen worden: Die Patriarchen und in der Folge das auserwählte Volk der Juden waren überzeugt, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Dieser Gott wird als gütig und gerecht beschrieben. Er ist kein Willkürgott, der einfach seine Laune auslässt und Gute und Böse unterschiedslos bestraft und quält. Gott belohnt vielmehr das Gute und bestraft das Böse. Als Opfer für die Sünden gilt im Alten Testament nicht nur die äußere Gabe, sondern vielmehr das zerknirschte, umkehrwillige Herz. Das ist Gott wohlgefälliger als alle Opfer. Wichtig ist es, Gutes zu tun und sich für die Menschen in Not einzusetzen. Erst dann ist der Gottesdienst glaubwürdig. So lehrten es schon die alttestamentlichen Propheten.

Mit Jesus Christus aber erfüllt sich all das, was vorbereitet wurde im Alten Bund und was die gläubigen Heiden ersehnten. Er ist gekommen als Mittler zwischen Gott und den Menschen. Seine Lebenshingabe am Kreuz wird das eine und einzige Opfer des Neuen Bundes sein. Dieser Bund ist ein Bund der Liebe, und er währt ewig. Keine Macht der Sünde kann ihn auslöschen. Dieser Bund ist mächtiger als der Tod; Gott verheißt uns ewiges Leben. Nicht nur das Volk der Juden ist in diesen Bund gerufen, sondern die Menschen aller Völker und Zeiten sind in Jesus Christus eingeladen zur Teilnahme am Reich Gottes.

Wenn Johannes nun ausruft, dass mit Jesus Christus das „Lamm Gottes“ unter uns erschienen ist, dann ist dies eine frohe Botschaft für all jene, die auf das Kommen des Messias gewartet haben. Obwohl der Sohn Gottes ohne jede Schuld ist, nimmt er freiwillig die Sünden der Menschen auf sich. Er nimmt sozusagen die Verurteilung auf sich, die die Sünder erwarten würde. Auf diese Weise nimmt er die Schuld der Welt hinweg, da er für uns eintritt und stellvertretend Sühne leistet für die Sünden der Menschen.

Wer sich Jesus Christus, dem Erlöser, im Glauben anvertraut, empfängt Heil und Rettung. Nachdem wir einen solchen Mittler beim himmlischen Vater haben, gibt es keinen Grund mehr, am Heil zu verzweifeln. Und das Größte ist wohl, dass diese liebende Opferhingabe Jesu am Kreuz für uns gegenwärtig wird bei jeder heiligen Messe! Der Priester darf in der Person Christi die Wandlungsworte über das Brot und den Kelch mit Wein sprechen, und Gott wirkt das Wunder, dass der Tod und die Auferstehung des Herrn gegenwärtig werden. Jeder von uns darf bekennen und sich sagen, dass Jesus für mich ganz persönlich gestorben und auferstanden ist!

Bedenken wir dies alles, wenn wir im „Jahr der Eucharistie“ die heilige Messe mitfeiern und die heilige Kommunion empfangen! Jesus wartet auf uns, dass wir ihm in Liebe unser Herz öffnen und es ihm schenken. Er hat sich uns selbst ganz geschenkt als das wahre Opferlamm, das Gott gefällt. Machen wir uns in Einheit ihm zu einer Gabe der Liebe für Gott und die Menschen. Dies hat die heilige Gottesmutter Maria getan, da sie allezeit für Gott verfügbar war. Sie sprach, an ihr solle sich Gottes Wille erfüllen. Auf diese Weise hat sie mitgewirkt an der Heiligung der Menschen durch das Erlösungswerk ihres Sohnes Jesus Christus. Auch uns wird Jesus als das „Lamm Gottes“ gezeigt. Glauben und vertrauen wir auf ihn; er wird uns retten und mit seiner Liebe und Freude erfüllen! Amen