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Predigt:

2. Sonntag der Osterzeit A (03.04.2005)

L1: Apg 2,42-47; L2: 1 Petr 1,3-9; Ev: Joh 20,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Alle Welt und besonders die katholischen Christen nehmen in diesen Stunden Anteil am Heimgang unseres Heiligen Vaters, Papst Johannes Pauls II., zu Gott. Auch wenn ein Mensch schon in vorgerücktem Alter steht, so gilt doch, dass niemand den Tag und die Stunde weiß, wann der Herr kommt.

Wohlvorbereitet und gestärkt durch die Sakramente der Kirche nahm der Papst den Tod aus Gottes Hand an, der ihn erwartete. Es wird berichtet, dass er sich noch in den letzten Stunden an seine engsten Mitarbeiter gewandt hat und sie aufgefordert hat, mit ihm zu beten. Seine (allerdings nicht offiziell bestätigen) Worte, die er mit Unterstützung vom Privatsekretär Erzbischof Stanislaw Dziwisz auf einen Zettel schrieb, lauteten: „Ich bin fröhlich, seid ihr es auch. Beten wir gemeinsam mit Fröhlichkeit zur Jungfrau Maria.“

Dies zeigt das große Vertrauen und den Glauben des Papstes, der nicht in Angst und Verzweiflung, sondern mit Mut und Glaubensfreude bereit ist, aufzubrechen zum Herrn, um dort die Worte zu hören: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. … Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (Mt 25,23) In besonderer Weise hat sich der Papst schon als Kind und in seiner Jugend der Gottesmutter Maria anvertraut. Unter ihren Schutz und Schirm hat er sein Leben als Priester und Bischof gestellt; auch als Papst hat er sich ihr ganz anvertraut und den Wahlspruch „Totus Tuus“ gewählt: „Maria, ich bin ganz dein Eigentum – und alle, die mir Gott anvertraut hat, um sie zu ihm zu führen, übergebe ich ganz dir.“ Wir tun gut daran, diese Bereitschaft auch selber zu verinnerlichen und uns an der Hand unserer himmlischen Mutter Maria durch das Leben führen zu lassen, der himmlischen Herrlichkeit entgegen.

Heute feiert die Kirche den „Weißen Sonntag“, der seit dem Jubiläumsjahr 2000 offiziell auch „Sonntag der Barmherzigkeit“ heißt. Das Erbarmen Gottes ist uns in seiner Fülle und gleichsam ohne Maßen zuteil geworden in Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Jeder, der zu ihm kommt und ihn um seine Gnade und sein Erbarmen bittet, findet Erhörung. Auch der größte Sünder kann mit Hilfe der Gnade Gottes umkehren und ein neues Leben beginnen.

Am 17. August 2002 erfolgte die Weihe des neuen Heiligtums der göttlichen Barmherzigkeit in Krakau-Łagiewniki. In seiner Predigt stellte Papst Johannes Paul II. damals unter anderem fest:

„Wie dringend braucht die heutige Welt das Erbarmen Gottes! Aus der Tiefe des menschlichen Leids erhebt sich auf allen Erdteilen der Ruf nach Erbarmen. Wo Hass und Rachsucht vorherrschen, wo Krieg das Leid und den Tod unschuldiger Menschen verursacht, überall dort ist die Gnade des Erbarmens notwendig, um den Geist und das Herz der Menschen zu versöhnen und Frieden herbeizuführen. Wo das Leben und die Würde des Menschen nicht geachtet werden, ist die erbarmende Liebe Gottes nötig, in deren Licht der unfassbare Wert jedes Menschen zum Ausdruck kommt. Wir bedürfen der Barmherzigkeit, damit jede Ungerechtigkeit in der Welt im Glanz der Wahrheit ein Ende findet. In diesem Heiligtum möchte ich daher heute die Welt feierlich der Barmherzigkeit Gottes weihen mit dem innigen Wunsch, dass die Botschaft von der erbarmenden Liebe Gottes, die hier durch Schwester Faustyna verkündet wurde, alle Menschen der Erde erreichen und ihre Herzen mit Hoffnung erfüllen möge. Jene Botschaft möge, von diesem Ort ausgehend, überall in unserer geliebten Heimat und in der Welt Verbreitung finden.“

Nehmen wir diese Worte an als kostbares Vermächtnis von Papst Johannes Paul II.! Lassen wir uns von Maria, der Mutter der Barmherzigkeit, hinführen zu den Quellen der Gnade und des Erbarmens, das uns vom Herrn zuteil wird! Gestärkt durch Gottes gute Gaben werden wir den Weg des Lebens mit Vertrauen und Zuversicht gehen, der ewigen Vollendung entgegen. Amen.