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Predigt:

2. Fastensonntag A (20.02.2005)

L1: Gen 12,1-4a; L2: 2 Tim 1,8b-10; Ev: Mt 17,1-9


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Es gibt Momente in unserem Leben, wo wir fasziniert sind von der Schönheit dieser Welt und unseres Lebens. Gerade Kinder machen oft diese Erfahrung, da sie noch fähig sind zum Staunen und zur dankbaren Anerkennung all dessen, was ihnen an Gutem begegnet. Es gibt darüber hinaus auch Augenblicke, ja vielleicht sind es sogar Stunden, wo uns das Himmlische, das Übernatürliche begegnet und uns im Herzen berührt. Da wird uns durch irgendein Erlebnis, durch die Begegnung mit einem Menschen oder durch eine andere Erfahrung eine Ahnung davon zuteil, was mit Gott zu tun hat. Wir „spüren“ etwas von seiner Größe, Schönheit und Güte, von seiner alles Irdische übersteigenden Herrlichkeit!

In ähnlicher und doch noch viel überragenderer Weise durften drei der Apostel – Petrus, Jakobus und Johannes – in der Gegenwart Christi auf dem Berg Zeugen seiner Herrlichkeit werden. Vor ihren Augen wurde er verwandelt, verklärt. Die gewöhnliche Welt schien ihnen plötzlich wie entrückt. Das Himmlische brach ein in diese Wirklichkeit, und aus einer leuchtenden Wolke war die Stimme zu hören: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“ Auf geheimnisvolle Weise anwesend waren auch Mose und Elija als Zeugen des Alten Bundes, die durch ihre Gegenwart hinwiesen auf den nun gekommenen Messias.

Vor 88 Jahren, genau gesagt von Mai bis Oktober des Jahres 1917, durften drei Hirtenkinder in Fatima auf eine besondere Art Zeugen des Übernatürlichen werden. Ihnen erschien die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria, die durch diese Hirtenkinder Lucia, Francisco und Jacinta die Menschen zum Gebet (vor allem des Rosenkranzes), zur Umkehr und Buße aufrief. Auf diese Weise erinnerte Maria uns alle an die Botschaft ihres Sohnes Jesus Christus, die wir leben sollen.

Am vergangenen Dienstag wurde im Beisein Tausender Portugiesen Schwester Lucia dos Santos, die letzte der drei Seherkinder von Fatima, in Coimbra beigesetzt. Die Karmelitin war vorigen Sonntag im Alter von 97 Jahren in ihrem Kloster gestorben. Zwei von den drei Seherkindern von Fatima starben bereits in jungen Jahren, nämlich Francisco und Jacinta Marto. Sie wurden vom Papst bereits selig gesprochen, und ihr Gedenktag wird heute am 20. Februar begangen. Diese beiden Seherkinder waren bereit, Gott aus Liebe zu den Sündern jedes Opfer zu bringen, damit diese sich bekehrten und der Welt der Friede geschenkt werde. Besonders tapfer ertrugen sie ihre Krankheit und ihre Leiden, die schließlich zum Tod führten.

Auch das Leben von Schwester Lucia war geprägt von einer liebevollen Vertrautheit mit Gott und den Menschen, für die sie ihr betendes und sühnendes Leben im Karmel einsetzte. In besonderer Weise ist Lucia zu einer Wegweiserin geworden, das Unbefleckte Herz Mariens zu verehren. Die Menschen sollen den Rosenkranz beten, sich bekehren und auf das Unbefleckte Herz der Gottesmutter Maria vertrauen: So lautet der wesentliche Kern der Botschaft von Fatima. Dann wird der Welt der Friede geschenkt werden. Andernfalls geschieht viel Unglück in der Welt, bis hin zu Kriegen und anderen Katastrophen, welche der Mensch durch seine Abkehr von Gott mit verursacht.

Wenn es Gott zulässt, dass die heilige Jungfrau Maria erscheint, dann geht es immer um ihren Sohn Jesus Christus. Maria hat keinen anderen Wunsch, als die Menschen zu ihm hinzuführen. Er ist der Erlöser, an ihn glauben wir, seine Herrlichkeit halten wir im Herzen fest und erwarten sie in ihrer Fülle, wenn er sich offenbaren wird am Ende der Tage, wenn er wiederkommt, um zu richten die Lebenden und die Toten.

Unser Heiliger Vater, Papst Johannes Paul II., war in einer besonderen Weise mit Schwester Lucia von Fatima verbunden. In einer Botschaft würdigte der Papst die Ordensfrau als Vorbild einer „freudigen Treue gegenüber Gott und seinem Willen“. Außerdem schrieb der Papst: „Ich habe mich immer vom täglichen Geschenk ihrer Gebete unterstützt gefühlt, besonders in Momenten der Prüfung und des Leidens.“ Im Laufe der Jahre seien diese “Bande einer spirituellen Freundschaft“ mit der Ordensfrau zunehmend stärker geworden.

Johannes Paul II. schrieb die Errettung vom Attentat am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz der Muttergottes von Fatima zu. 1982 ließ er die Kugel, die ihn getroffen hatte, in die Krone der Marienstatue des portugiesischen Wallfahrtsortes einarbeiten.

Wir dürfen davon ausgehen, dass nun auch Schwester Lucia im Himmel ist und dort fürbittend für uns eintritt. Möge sie uns eine innige Verbundenheit mit dem Unbefleckten Herzen Mariens erbitten, sowie die Bekehrung der Welt, damit bald wirklich Friede einkehrt in die Herzen aller Menschen! So werden wir den Glanz der Herrlichkeit auf dem Antlitz Christi im Glauben erfassen, von seiner Größe, Schönheit und Liebe ergriffen werden und wie die Hirtenkinder von Fatima Boten der Freude sein für die suchende Welt. Amen