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Predigt:

Bereitet dem Herrn den Weg!

2. Adventsonntag A (09.12.2007)

L1: Jes 11,1-10; L2: Röm 15,4-9; Ev: Mt 3,1-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Umkehr und Buße verkündet der Prophet Johannes der Täufer dem Volk Israel, das auf den Erlöser wartet. Noch ist der verheißene Messias nicht erschienen, und manche meinen, es könnte Johannes sein. Dieser aber weist solche Vorstellungen zurück und weist hin auf den Kommenden, dem die Schuhe von den Füßen zu lösen er sich selber nicht würdig sieht.

Im Grunde handelt es sich beim Geschehen von damals, kurz vor dem öffentlichen Auftreten des Messias, um ein adventliches Geschehen: „Advent“ (lat. „adventus“) heißt wörtlich „Ankunft, Eintreffen, Besuch“, und im weiteren Sinn bedeutet das Wort „Erwartung“, „Vorbereitung auf das Kommende“. Der Kirchenschriftsteller Tertullian hat das Wort „adventus“ mit dem „Erscheinen“ oder „Offenbarwerden Gottes“ gleichgesetzt. In Anlehnung an die Vorbereitung auf das erste Kommen Christi vor 2000 Jahren, welche aufgrund der Predigt des Johannes als Zeit der Buße und des Fastens begangen wurde, hat die Kirche auch eine besondere Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest eingeführt, eine Zeit der Besinnung und der Buße; von daher kommt auch die violette liturgische Farbe in der Adventszeit.

Bedenken wir, wie ernst Johannes der Täufer den führenden Repräsentanten des jüdischen Volkes ins Gewissen redete: Die Pharisäer und Sadduzäer, welche so wie die übrigen Menschen in Scharen zu Johannes kamen, um sich taufen zu ließen, wurden von ihm keineswegs freundlich begrüßt – im Gegenteil! Er sprach sie an als „Schlangenbrut“ und drohte ihnen mit dem „kommenden Gericht“. Keineswegs redete Johannes den Menschen nach dem Mund; er mahnte sie eindringlich und forderte sie auf, Frucht hervorzubringen, „die eure Umkehr zeigt“. Eine bloß äußerliche Bekehrung würde rein gar nichts nützen. Kritisiert wird von Johannes insbesondere die falsche Selbstsicherheit der führenden Personen im Volk. Sie meinten, weil sie wegen ihrer Abstammung gleichsam „Abraham zum Vater“ hätten, würde ihnen nichts passieren können. Sie hätten damit gleichsam einen Freibrief auch für das Tun des Bösen und für die Ungerechtigkeit. Welch ungeheure Vorstellung menschlicher Verblendung!

Demgegenüber zeigt Johannes auf, dass Gott unparteiisch ist und allein auf das Herz der Menschen blickt. Nicht mehr die leibliche Abstammung ist entscheidend, sondern das Ja des Glaubens. Denn: „Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.“ Halbheiten sind unerwünscht, auf das Ganze kommt es an. Das ist die Botschaft Johannes des Täufers, der die Menschen auf das Kommen Jesu Christi vorbereitet und sie zum Zeichen ihrer Umkehr getauft hat.

Auch wir bereiten uns auf das Weihnachtsfest vor und sollen unser Herz vom Bösen ab- und dem Guten zuwenden. Wir haben allerdings als Christen das Glück, dass wir im Glauben bereits von der Menschwerdung des Sohnes Gottes wissen und so erkannt haben, wie gütig und menschenfreundlich Gott der Herr ist. Der Sohn Gottes ist ja nicht gekommen, um die Menschen zu richten, sondern um sie zu erretten vor allem Bösen. Er sprach selber davon, dass nicht die Gesunden des Arztes bedürfen, sondern die Kranken. Ein jeder Mensch ist dem Erlöser willkommen, wenn er nur glaubt und vertraut. Die Demütigen empfangen das Heil in Fülle, die Stolzen müssen leer ausgehen.

Und so werden wir von der Kirche in dieser Adventszeit eingeladen, wieder einmal das Sakrament der Buße zu empfangen. Gottes Geschenk der Vergebung ist übergroß, und für jeden gibt es die Gnade eines Neuanfangs. Wie viel Kraft ist im Bußsakrament enthalten, da es letztlich nur darauf ankommt, das göttliche Geschenk der Lossprechung anzunehmen und mit Gottes Hilfe nicht mehr zu sündigen. Auch jene, die keine größeren Sünden zu haben meinen, können das Sakrament der Buße fruchtbringend empfangen, wie uns das Beispiel vieler Heiliger zeigt. Es geht ja immer um eine Begegnung mit dem lebendigen Gott, der die Liebe ist. Gemessen an dem, was er für uns getan hat, bleiben wir immer dahinter zurück und müssen uns selber an die Brust klopfen: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“

Die adventliche Bußzeit ist eine notwendige Vorbereitung auf die Freude des Weihnachtsfestes. Wenn wir dessen eigentlichen Sinn und seine Tiefe erfahren wollen, muss es uns etwas wert sein, uns in guter Weise darauf zu bereiten. Nicht allein die äußeren Vorbereitungen zählen, sondern vor allem das innere Wachstum im Gebet und in Werken der Liebe. Nehmen wir uns die Mahnung des Apostels Paulus aus der 2. Lesung zu Herzen, der uns im Römerbrief auffordert: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes.“ Wenn wir dies tun und in Liebe füreinander da sind, dann sind wir gut auf Weihnachten vorbereitet.

Amen.