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Predigt:

2. Adventsonntag A (05.12.2004)

L1: Jes 11,1-10; L2: Röm 15,4-9; Ev: Mt 3,1-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gott selber spricht zu uns im Wort der Heiligen Schrift und in der Tiefe unseres Herzens. Damit wir seinen Ruf vernehmen, lasst uns stille werden und beten! Als adventliche Menschen wenden wir uns dem Gotteswort zu und lassen uns treffen, genau dort, wo wir momentan vor Gott stehen.

Der heilige Apostel Paulus erinnert im Brief an die Römer daran, dass „alles, was einst geschrieben worden ist, zu unserer Belehrung geschrieben“ ist, „damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schrift Hoffnung haben.“ Ja, das Wort Gottes leitet uns an zum hoffnungsvollen Vertrauen, auch in Zeiten der Not und in Schwierigkeiten. Gott verlässt uns nicht. Er führt uns zum Ziel. Eben deshalb spricht Paulus auch vom „Gott der Geduld und des Trostes“. In seiner Vorsehung geleitet uns der Herr durch das Leben. Wir sehen nur die momentane Situation; er sieht das Ganze und lenkt alles zum Guten für jene, die Gott lieben. Daraufhin bittet der Apostel Gott um jene Einmütigkeit, die Christus Jesus entspricht“, denn es gibt nur einen Gott und „Vater unseres Herrn Jesus Christus“, der uns alle zu seinen Kindern erwählt und berufen hat. Wer an diesen einen Gott glaubt, soll ihn „einträchtig und mit einem Munde“ preisen. Und dann folgt die wichtige Mahnung: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes.“ Zugegebenermaßen haben wir genau damit so manches Mal unsere Schwierigkeiten, vor allem, wenn die Mitmenschen anders sind und sich anders verhalten, als wir uns das so vorstellen. Wie leicht ist es da, ein ungutes Wort zu verlieren und aufzubrausen; wie schwer ist es, die Geduld zu üben und sich um ein gutes Auskommen zu bemühen! Aber wir sollten es immer wieder versuchen – zur Ehre Gottes.

Die Lesung endet mit dem Hinweis darauf, dass Christus der „Diener der Beschnittenen geworden“ ist, „damit die Verheißungen an die Väter bestätigt werden.“ Denn Gott ist wahrhaftig, und was er verheißt, das hält er auch. Das soll auch uns zu neuem Vertrauen auffordern und ermutigen. Nicht zuletzt sind es die Heiden, die „Gott um seines Erbarmens willen“ rühmen. Gottes Erwählung reicht über das Volk Israel hinaus und umfasst alle Menschen, da er allen sein Heil schenken will. Darum sollen auch wir Gott „bekennen unter den Heiden“ und seinem Namen lobsingen.

Im Evangelium berichtet der Evangelist Matthäus vom Auftreten des letzten Propheten vor Jesus: Johannes der Täufer predigt in der Wüste und ruft die Menschen zur Umkehr auf. Auch seine Botschaft ist trotz ihres hohen Anspruchs und der teilweise hart klingenden Worte echte Frohbotschaft, denn der Messias kommt bald: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Jene „Stimme in der Wüste“ war bereits vom Propheten Jesaja angekündigt worden. Nun gilt es, dem Herrn den Weg zu bereiten und ihm die Straßen zu ebnen. Alle Hindernisse für das Kommen des Erlösers sollen weggeräumt werden: das sind die Sünden, welche die Menschen bereuen sollen.

Johannes, der „ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften“ trug und sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte, fand mit seiner Botschaft ein großes Echo. Viele Menschen „von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus“: Sie bekannten ihre Sünden – legten also ein öffentliches Bekenntnis vom Bösen ab, das sie getan hatten – und ließen sich zum Zeichen dieser Umkehr von Johannes im Jordan taufen.

Kaum jemand konnte sich seinem Ruf entziehen. Sogar die Pharisäer und Sadduzäer kamen, allerdings nicht mit lauterer Absicht, sondern mit einem falschen und verschlagenen Herzen. Dementsprechend hart waren dann auch die Worte, die Johannes speziell an sie richtete: „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.“ Ein bloßes Lippenbekenntnis genügt nicht. Es braucht Werke der Gottes- und Nächstenliebe, die als gute Früchte beweisen, dass die Umkehr echt ist. Die Schriftgelehrten können sich nicht auf Abraham berufen, dessen Kinder sie in Wahrheit nicht sind, wenn sie nicht so leben wie er.

Und dann kommt die klare Ankündigung des Propheten Johannes: „Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ Klingt das nicht radikal? Spüren wir nicht, wie der Prophet die Menschen hier aufrütteln und im Herzen erschüttern will, weil er weiß, dass in Kürze Großes anbricht, für das sie in rechter Weise bereitet sein sollen?

Dann nennt Johannes denjenigen, der da kommen soll: Er ist mächtiger als Johannes, und er selber hält sich nicht einmal für würdig, ihm die niedrigsten Dienste eines Sklaven zu erweisen. Der Messias wird die Menschen „mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“. Sein Auftreten wird machtvoll sein; das Feuer des Heiligen Geistes wird die Herzen verwandeln und sie Gott zuwenden. Es ist, als ob Johannes den Erlöser bereits vor sich sieht. In einem apokalyptischen Bild beschreibt er ihn als den kommenden Richter, vor dem sich jeder verantworten wird müssen: Er hält „die Schaufel in der Hand“ und „wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.“ Christus, der Erlöser, vollzieht das große Werk der Reinigung. Wer sich ihm in Liebe zuwendet und an ihn glaubt, wird als Weizen Gottes eingehen dürfen in seine Scheune. Wer sich hingegen als Spreu erweist, weil er nicht glaubt und nicht liebt, muss damit rechnen, von der Liebe Gottes getrennt zu werden, sofern er sich nicht bekehrt und retten lässt.

Liebe Brüder und Schwestern! Diese ernsten und doch gut gemeinten Mahnworte des Propheten Johannes gelten auch uns. Das Grundthema ist dasselbe: Wir sollen uns abwenden von allem Bösen und Gott zuwenden. Vor der Taufe haben dies einmal unsere Eltern und Paten bekannt und zum Ausdruck gebracht, dass sie sich abwenden wollen von allem Bösen und dass sie im Glauben und in der Liebe mit Gott verbunden sein wollen. Genau dies sollten auch wir täglich neu im Herzen erfassen und durch die Taten des Lebens bejahen: Wir wollen das Gute tun und Gott lieben. Diese Liebe zeigt sich dadurch, dass wir den Mitmenschen Gutes tun und den Bedrängten und Leidenden nahe sind. Wer in dieser Haltung Christus entgegen geht, braucht sich nicht vor dem „Richter der Lebenden und der Toten“ zu fürchten, sondern kann voll Hoffnung auf ihn harren und zu ihm Ausschau halten. Bekennen wir im Sakrament der Buße unsere Sünden und gehen wir dann unseren Weg im Vertrauen auf Gottes liebende Nähe! Er nimmt uns in Gnaden an, wenn wir uns ihm anvertrauen. In der heiligen Kommunion dürfen wir die Gegenwart des Erlösers erfahren, der uns mit seiner Liebe beschenkt.

Die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria wird uns das Herz öffnen für alles Wunderbare und Große, was Gott uns in seinem Kommen bereitet hat. Amen.