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Predigt:

Das Glaubensbekenntnis des Petrus

21. Sonntag im Jahreskreis A (24.08.2014)

L1: Jes 22,19-23; L2: Röm 11,33-36; Ev: Mt 16,13-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Welchen Eindruck machte Jesus auf die Menschen seiner Zeit? Wie erlebten sie ihn, als wen sahen sie ihn an? Gewiss ist das Urteil der Menschen nicht unfehlbar; allzu oft lassen wir uns nur vom äußeren Eindruck leiten, den jemand auf uns macht, und übersehen dabei das Eigentliche dieser Person.

So wurde auch unser Herr Jesus Christus von vielen Menschen, die ihm begegneten oder die ihn vom Hörensagen kannten, nach herkömmlichen Kriterien eingestuft: Er sei – so sah und hörte man ja – ein Wundertäter, ein Heiler, ein Exorzist. In seiner Verkündigung wirke er auf viele wie einer der großen Propheten, die es früher gegeben habe. Er sprach ja machtvoll vom Reich Gottes; er war ein Lehrer der Weisheit, ein Rabbi, der seine Schüler um sich sammelte und einen Kreis von Männern und Frauen hatte, die sich für ihn interessierten und ihn begleiteten.

Manche wurden noch konkreter und sahen in Jesus den wiederauferstandenen Johannes den Täufer: Denn dieser war von König Herodes Antipas enthauptet worden, weil er es gewagt hatte, das ehebrecherische Leben des Königs zu kritisieren. Doch die Frage blieb im Raum stehen: Wer ist dieser umherziehende und predigende Jesus wirklich, der mit einem einzigartigen Anspruch auftritt und sich doch in Demut und Liebe zu den niedrigsten und verlassensten Menschen hinwendet und den umkehrwilligen Sündern die Vergebung Gottes zuspricht?

Wer konnte hier eine gültige Antwort geben? Vielleicht jener engere Kreis der Jünger, den man die zwölf Apostel nannte! Und so hören wir im Evangelium des heutigen Sonntags, dass Jesus selbst genau diese Frage den Aposteln stellte. Nachdem sie ihm die Meinungen der Menschen über ihn referiert hatten, stellte Jesus selbst ihnen die entscheidende Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15)

Die Antwort kommt nicht von allen zugleich oder gar im Durcheinander oder Widerspruch, sondern einer antwortet für alle. Es ist Petrus, dem schon damals ein gewisser Vorrang zukam, obwohl er auch nicht heiliger war als die übrigen. Seine Antwort ist klar: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“

Welch ein Bekenntnis! Niemand sonst hatte es bisher so klar erkannt und ausgesprochen. Jesus ist wirklich der von den Juden erwartete Messias, der Gesalbte, der Christus. Ja, er ist sogar „der Sohn des lebendigen Gottes“! Wie kommt Petrus darauf? Wer hat ihm diese Worte eingegeben? Sind sie ihm durch eigenes Nachdenken und Überlegen zugefallen oder haben die Apostel untereinander beraten und dann abgestimmt und Petrus hätte das gemeinsame Ergebnis mitgeteilt? Keineswegs!

Jesus selber preist Petrus selig, „denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ (Mt 16,17b). Gott der Vater hat ihm diese Einsicht und dieses Bekenntnis geschenkt, sodass er es im Namen der Apostel aussprechen konnte. Und genau dies wird auch künftig die besondere Aufgabe des Petrus sowie aller übrigen Apostel sein: das unverfälschte Bekenntnis für Christus abzulegen und den Menschen zu verkünden, wer er wirklich ist. Er ist der von Gott gesandte Messias, der das Heil bringt, der die Menschen von ihren Sünden erlöst und ins Reich Gottes führt. Er ist der wahre Sohn Gottes, dem niemand anderer gleichkommt und der sich freiwillig für uns Menschen erniedrigt hat in seiner Menschwerdung und in seinem Leiden und Sterben am Kreuz (vgl. Phil 2,5–8)!

Die Apostel sind nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu umhergezogen und haben in der damals bekannten Welt die frohe Botschaft vom Himmelreich verkündet, das in Jesus Christus zu uns gekommen ist. Paulus spricht von einer neuen Sichtweise, zu der er und die übrigen gelangt sind: „Also schätzen wir von jetzt an niemand mehr nur nach menschlichen Maßstäben ein; auch wenn wir früher Christus nach menschlichen Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt schätzen wir ihn nicht mehr so ein.“ (2 Kor 5,16)

Nach dem Tod der Apostel haben ihre Nachfolger, nämlich der Papst und die Bischöfe, dieses Bekenntnis zu Jesus Christus wiederholt und durch ihr Leben und Sterben bezeugt. Bis in unsere Tage bekennt die Kirche in Einheit mit Papst Franziskus, wer Jesus Christus wirklich ist: Er ist der Erlöser der Menschen, der wahre und einziggeborene Sohn Gottes.

Auf diese Weise ist auch der Kirche und der Menschheit in unserer Zeit ein unerschütterlicher Fels des Glaubens geschenkt, von dem Jesus gesagt hat: „Du bist Petrus – der Fels –, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“

Bleiben wir daher Christus dem Herrn treu, indem wir seiner Kirche in Einheit mit dem Papst und den Bischöfen die Treue halten. Gott führt auch uns auf den Weg des Heils, sodass wir im Himmel Gott loben und preisen dürfen in Ewigkeit. Amen.