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Predigt:

Bekenntnis zu Gott in Freimut

12. Sonntag im Jahreskreis A (22.06.2008)

L1: Jer 20,10-13; L2: Röm 5,12-15; Ev: Mt 10,26-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Unser Herr Jesus Christus fordert uns im Evangelium dieses Sonntags zu innerer Freiheit und zu äußerem Freimut auf: Wir sollen uns nicht vor den Menschen fürchten, sondern in freudiger Bereitschaft unseren Weg gehen im Dienst vor Gott und im Liebe zum Nächsten. Dabei brauchen wir das offene Wort nicht zu scheuen, wenn es darum geht, für Gott einzutreten und ihn zu bezeugen.

Doch ist es nicht so, dass wir immer wieder aufgrund menschlicher Rücksichten gehemmt sind, das Gute zu tun? Mitunter sind wir zu vorsichtig, etwa nach dem Motto: Was wird die oder der sagen oder denken, wenn ich mich so oder anders verhalte? Wir alle kennen den Druck der sozialen Umgebung, der Gruppe, der Öffentlichkeit, und es ist nicht leicht und braucht durchaus eine gewisse Festigkeit, diesem Druck in rechter Weise standzuhalten. Allzu schnell gibt man um des „lieben Friedens“ willen nach oder versteckt sich hinter dem, was „man“ sagt und tut. Wir haben Angst vor der eigenen Meinung, vor dem eigenen Standpunkt, auch dort, wo es um Fragen des Gewissens und der Überzeugung des Glaubens geht. Nicht zuletzt spielen die Medien eine wichtige Rolle in dem, was uns im Denken und Handeln gleichsam vorgegeben ist. Wehe dem, der ausschert …!

Und da sollen wir noch frei sein?! Genau hier aber fordert uns das Wort des Herrn heraus, indem uns die frohe Botschaft der Liebe Gottes dazu aufruft, alle Menschenfurcht fallen zu lassen. Selbst wenn wir in einer Verfolgungssituation wären, in der man als Christ um sein Leben fürchten müsste, gibt es keinen Grund, vor den Mächtigen dieser Welt in die Knie zu gehen. Nein – „fürchten“ und anbeten dürfen wir nur Gott allein! Dabei aber ist die „Gottesfurcht“ nicht als Angst vor Gott zu verstehen, sondern vielmehr als Haltung der liebenden Ehrfurcht, des demütigen und vertrauensvollen Respekts gegenüber Gott, unserem himmlischen Vater, der für uns sorgt und nicht zulässt, dass uns letztlich etwas von dem fehlt, was wir für unser Leben brauchen.

Die innere Freiheit, die uns Gottes Wort schenkt, besagt nämlich auch, dass wir uns klar darüber werden, dass dieses unser irdisches Leben nicht der Güter höchstes ist. Was würde es uns nützen, wenn wir alle Schätze und Reichtümer dieser Welt gewinnen könnten, aber dabei Schaden an unserer Seele leiden müssten? Ist nicht die Verbundenheit mit Gott, die Freundschaft mit ihm, mehr wert als alle Macht und Ehre dieser Welt? Ist es nicht ein Zeichen großer Zuversicht, wenn wir uns auch angesichts von Nachstellungen und Verleumdungen, ja sogar Verfolgungen zu Jesus Christus bekennen und ihm so die Ehre geben? Auch er wird sich dann einst vor seinem himmlischen Vater und den Engeln des Himmels zu uns bekennen, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit, um zu richten die Toten und die Lebenden.

Eines will das Evangelium dieses Sonntags mit Sicherheit nicht: uns Angst einjagen oder gar mutlos machen. Es könnte nämlich jemand sagen, dass ihm die Anforderungen des Glaubens zu hoch und zu groß sind und er diese unmöglich aus eigener Kraft bewältigen kann. Ja, das ist richtig! Aus eigener Kraft schaffen wir dies sicher nicht. Doch eben darin liegt der Schlüssel des Verständnisses und der Grund unserer Hoffnung: Je mehr wir uns der eigenen Schwachheit bewusst sind und unsere Hoffnung allein auf den Herrn gründen, desto sicherer und mächtiger wird uns Gottes Hilfe zuteil. So brauchen wir auch nicht zu fürchten, überfordert zu sein. Denn Gott gibt uns jeden Tag das Nötige, was wir brauchen. Wie er Sorge trägt für die Pflanzen und Tiere, so sorgt er sich umso mehr um uns. Nicht unsere eigene Kraft ist es, auf die wir bauen, sondern der Beistand Gottes, die Stärkung und Salbung seines Heiligen Geistes gibt uns Kraft und Mut.

Möge uns Maria, die Gottesmutter, den rechten Weg weisen! Sie war allezeit die demütige „Magd des Herrn“, aber gerade in ihrer Demut hat sie auch die Mächtigen dieser Welt nicht gefürchtet, sondern hat Gott in größter Freiheit der Liebe gedient und den Menschen Gutes getan. Ja, wir sind frei und sind erlöst; der Glaube schenkt uns die Freiheit des Herzens und Freimut gegenüber unseren Mitmenschen, die das Zeugnis unseres Glaubens und unserer Liebe brauchen. Amen