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Predigt:

Bittet den Herrn um Arbeiter für seine Ernte!

11. Sonntag im Jahreskreis A (15.06.2008)

L1: Ex 19,2-6a; L2: Röm 5,6-11; Ev: Mt 9,36-10,8


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Jedes Jahr beobachten wir das Wachstum in der Natur, und wir sehen, wie die Früchte der Erde gleichsam von selbst heranreifen, vorausgesetzt natürlich, dass die Bedingungen des Wachstums gegeben sind wie guter Boden, ausreichend Sonne und Wärme und auch Regen. Der Mensch kann hier zwar so manches kultivieren und durch seine Arbeit unterstützen, das Wachstum als solches kann er nicht hervorrufen, sondern nur dankbar zur Kenntnis nehmen.

Ähnlich ist es mit dem Wachstum im Reich Gottes: Gott selbst ist es, der uns zu seinen Kindern erwählt und in der Taufe das göttliche Leben geschenkt hat. In Jesus Christus sind wir, die wir zuvor unter der Knechtschaft der Sünde gestanden sind, zu Freunden Gottes geworden. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, beschenkt uns mit seinen Gaben. Er ist gleichsam der Lebensatem der Kirche, der Spender aller guten Gaben. Gute Früchte, d.h. Werke der Liebe, bringen wir nicht aus uns selber hervor, sondern es ist die Gnade Gottes, die in uns wirksam ist; freilich braucht es auch unser Mitwirken, unsere Mitarbeit.

Eben darum sagt unser Herr Jesus Christus im heute gehörten Evangelium: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ Das Reich Gottes bricht sich auch in unserer Zeit machtvoll die Bahn. Auch dort, wo so vieles im Argen liegt und wir Sünde und Gottlosigkeit vorfinden, weiß die Gnade Gottes immer wieder Wege zu den Herzen der Menschen. Wir würden nur unseren Kleinglauben offenbaren, wenn wir es Gott nicht zutrauen wollten, dass der Heilige Geist auch unter den heutigen Umständen Großes bewirkt, denn: „Die Ernte ist groß.“

Aber wie sollen wir das Wort Jesu verstehen: „Es gibt nur wenige Arbeiter“? Eine unmittelbare Auslegung lässt uns an die fehlenden Verkünder des Wortes Gottes denken, an die Not des Priestermangels. Und es ist recht und entspricht dem Willen Gottes, wenn wir uns an die Anweisung Jesu Christi halten, der uns auffordert: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“ D.h. wir beten gezielt um Priester und vor allem um gute und heilige Priester, die bereit sind, sich ganz einzusetzen für das Reich Gottes im Dienst an den unsterblichen Seelen!

Wir können und sollen die Worte Jesu von den „nur wenigen Arbeitern“ im Reiche Gottes aber auch auf uns selbst beziehen: Denn alle Gläubigen, unabhängig von ihrem Stand, sind zur Mitarbeit im Reiche Gottes eingeladen. Jeder und jede soll auf seine und ihre Weise Zeugnis geben von der Hoffnung, die uns in Jesus Christus erfüllt. Der Glaube ist ein Geschenk, das wir empfangen haben und das es mit anderen zu teilen gilt. Wir können uns nicht auf die fehlenden Priester hinausreden: Jeder ist an seinem Ort herausgefordert und zu einem christlichen Leben aufgerufen. Auf diese Weise können auch wir zu „Aposteln“, d.h. zu Gesandten der göttlichen Liebe werden, wenn wir durch das Zeugnis unseres Lebens die Wahrheit des Glaubens anschaulich machen. Eben dies ist ja der Sinn und die besondere Berufung aller gefirmten Christen: Der Heilige Geist befähigt uns zu einem ganz bewussten und entschiedenen christlichen Leben.

Die unleugbare Krise des Glaubens hat nicht nur mit dem sogenannten Priestermangel zu tun, sondern mit einem Mangel an wirklich Glaubenden, an Männern und Frauen, die sich Tag für Tag mühen, auf Gottes Wort zu hören und dieses Wort in die Tat umzusetzen. Es gibt Orte und Lebenswelten, die kein Priester erreicht, wo aber jeder Getaufte und Gefirmte herausgefordert ist zum frohen und mutigen Bekenntnis des Glaubens, und zwar mehr durch die Tat als durch das Wort. Eben das ist sicher auch gemeint, wenn Jesus von den „nur wenigen Arbeitern“ spricht. Wie viele sind getauft, wie wenige aber bekennen sich ausdrücklich zum christlichen Glauben und versuchen danach zu leben, d.h. wie viele echte Christen haben wir im Verhältnis zu den vielen „Taufscheinkatholiken“ bzw. „-christen“!?

Diese Feststellungen sollen nicht zum Pessimismus verleiten. Denn wir haben die Lösung für all diese Not gleichsam zur Hand. Wir sollen Gott gleichsam im Gebet bestürmen, dass er Arbeiter für seine Ernte aussendet. D.h. Gottes Heiliger Geist möge viele Männer und Frauen erwecken, die für sein Wort eintreten und durch ihr Leben Zeugnis dafür geben. Und er wird es tun, wenn wir ihn inständig darum bitten!

Außerdem: Sollten wir nicht selber damit anfangen, nach Wegen der Mitarbeit im Reiche Gottes zu suchen? Wie sieht es aus mit dem Familiengebet? Welche Wege der Versöhnung können wir beschreiten? Welche Personen stehen uns am nächsten und brauchen unsere Hilfe am nötigsten? Und schließlich: Beten wir auch gezielt um geistliche Berufe, vielleicht auch aus unserer Pfarre? Freuen wir uns, wenn ein junger Mensch daran denkt, sein Leben ganz Gott zu weihen und ihm zu dienen, sei es in einer Ordensgemeinschaft oder im priesterlichen und diakonalen Dienst?

All diese Anliegen legen wir hinein in die Feier von Tod und Auferstehung Jesu Christi in der heiligen Eucharistie; wir empfehlen unsere Bitten dem liebenden Herzen der Gottesmutter Maria. Sie ist die Mutter des guten Hirten Jesus Christus und trägt Sorge dafür, dass das Leben der Gnade in unseren Herzen wachsen und reifen kann, bis sich das Reich Gottes in seiner Fülle offenbart und vollendet. Amen