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Predigt:

Auftrag und Sendung der Apostel

11. Sonntag im Jahreskreis A (12.06.2005)

L1: Ex 19,2-6a; L2: Röm 5,6-11; Ev: Mt 9,36-10,8


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als Christen bekennen wir uns zur „einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“, wie es im Großen Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel heißt. Immer dann, wenn es Krisenerscheinungen gibt, die mit der Suche nach der eigenen Identität zu tun haben, ist es wichtig, sich des eigenen Ursprungs zu vergewissern. Woher kommen wir, wohin gehen wir, was ist der Sinn und das Ziel unseres Lebens? Dies gilt für uns als einzelne, dies gilt auch für die katholische Kirche insgesamt, der wir angehören.

Auch die Kirche als solche hat einen Ursprung. Sie gründet im Stiftungswillen des Herrn Jesus Christus. Ganz wesentlich für den Ursprung und das Selbstverständnis der Kirche ist, dass sie sich als „apostolische“ Kirche begreift. Das Evangelium dieses Sonntags hilft uns, den geschichtlichen Anfang und wesensmäßigen Ursprung der Kirche neu zu entdecken.

Zuerst spricht Jesus im Evangelium dieses Sonntags von der großen Ernte und den wenigen Arbeitern. Er lädt dazu ein, „den Herrn der Ernte“ zu bitten, „Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“ Im Anschluss daran ruft er die Zwölf zu sich, welche in einer besonderen Weise ausersehen sind, als Apostel zu wirken. Ihre Namen werden uns genannt, und sie erhalten vom Herrn den Auftrag, die Botschaft vom Reich Gottes in Wort und Tat zu verkünden.

Es darf uns nicht überraschen, dass in dieser ersten Aussendung die Apostel nur „zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ geschickt wurden. Sie sollen noch nicht zu den Heiden gehen, sondern zu den Angehörigen jenes Volkes, das Gott in einer besonderen Weise auserwählt hat. Erst später, nach seiner Auferstehung, sendet Jesus Christus die Apostel hinaus in alle Welt und zu allen Völkern (vgl. Mt 28,16–18).

Ganz wesentlich lautet die frohe Botschaft: „Das Himmelreich ist nahe“ (Mt 10,7). Es gibt ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt. Es gibt eine Berufung, die über das irdische Leben hinausgeht. Es ist das Reich Gottes, das Reich seiner Liebe und seines Friedens, das wir erwarten dürfen und das uns geschenkt wird, wenn wir dafür bereit sind. Eben dieses Reich Gottes – das Himmelreich – verkünden die Apostel und verkündet seither die Kirche.

Es werden dann besondere Aufgaben genannt, die Jesus den Aposteln anvertraut. Diese gelten in ganz einzigartiger Weise für sie, aber in der einen oder anderen Form sind sie in der Kirche durch die Geschichte hin immer gegenwärtig und wirksam. Die Apostel erhalten nämlich „die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.“ Da ist also zuerst die Aufgabe des Exorzismus, d.h. der Austreibung der Dämonen und der Heilung der Besessenen von ihrer Bedrängnis. Für uns heutige Menschen klingt das wie ein Rest eines überwundenen Weltbildes; in Wirklichkeit gibt es das personale Böse, den Teufel oder den Satan. Wir Christen brauchen freilich den Teufel nicht zu fürchten, denn durch sein Leiden und Kreuz hat uns der Erlöser von der Sünde, dem Tod und dem Teufel befreit. Die zweite große Aufgabe der Apostel, die benannt wird, ist die Krankenheilung. Gemeint sind damit sowohl körperliche wie auch seelische Krankheiten und Leiden. In der ersten Zeit des Christentums gab es nicht selten außergewöhnliche und wunderbare Heilungen durch die Apostel, welche den Kranken im Namen Jesu die Hände auflegten und ihnen die Gesundheit als Geschenk Gottes vermittelten. Die Kirche als ganze ist in einer besonderen Weise zu den Kranken, Leidenden und Sterbenden gesandt, um ihnen beizustehen, sie wenn es möglich ist zu heilen und zu trösten im Hinblick auf das ewige Leben bei Gott.

So lautet der Auftrag Jesu an die Apostel nochmals, zusammengefasst: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“

In all dem zeigen sich die Macht und das Wirken Gottes, von dem wir Großes erwarten dürfen auch für unser Leben. Wenn uns die Kirche heute durch die Nachfolger der Apostel – den Papst und die Bischöfe – dieselbe anspruchsvolle und zugleich froh machende Botschaft vom Glauben und der Bekehrung als Weg der Teilhabe am Reich Gottes verkündet, dann sollen wir dafür offen sein. Möge uns die heilige Jungfrau Maria den Weg weisen ein aufmerksames Hören des Wortes Gottes, wie es uns die Kirche verkündet. Der Weg zum Leben steht uns offen in Jesus Christus. Gehen wir auf ihm, und wir werden sicher zum Ziel des Himmelreiches gelangen! Amen