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Von der christlichen Liebe
(1963/1979)

Johannes Maria Lenz

Hinweis/Quelle: Unveränderte Wiedergabe eines Faltblattes von + P. Johannes Maria Lenz aus dem Jahr 1963 (Nachdruck 1979). Dieses Dokument als PDF-Datei zum Ausdruck im Originalformat. Mit Druckerlaubnis des Erzbischöflichen Ordinariates Wien vom 22. Mai 1963, Zahl 3395/63.

Von der christlichen Liebe

  1. Die wahre christliche Liebe braucht nicht viele Worte, wohl aber viele Taten! Sie lebt nur von Opfern und lebt im Gebet – oder sie lebt überhaupt nicht!

  2. Täglich um diese Liebe beten! Besonders im göttlichen Liebesopfer (Hl. Messe) und nach dem göttlichen Liebesmahl (Hl. Kommunion). »Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben aus deinem ganzen Herzen ... und deinen Nächsten wie dich selbst« (Matth. 22,37–40).

  3. Grundsätzlich nie ein böses Wort! Man wird dabei nicht bersten! (vgl. Jak. 3,1–12) »Ein Herz und eine Seele sein!« (Apg. 4,32) – Parteien und »Freunderlwirtschaft« sind der Untergang des guten Geistes in jeder christlichen Gemeinschaft.

  4. Grundsätzlich gut denken vom Nächsten. Keine böse Absicht unterschieben. Entschuldigungen gelten lassen. Manche denken nur von sich selbst gut – für schuldig halten sie immer nur die anderen.

  5. Monatlich (oder alle Sonntage lesen: 1 Cor. 13, 1–7 und Matth. 25, 31–46. »was ihr dem Geringsten tut ... !« Leicht wird uns die echte, rechte Liebe, sobald wir Christus sehen im Mitmenschen!

  6. »In eurer Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen!« (Luk. 21,19). Das heißt also: ohne Geduld geht die Seele verloren! Ohne Geduld keine Demut, ohne Demut keine Liebe, ohne Liebe keine Tugend.

  7. »Siehe, wie gut es ist und angenehm – Brüder (oder Schwestern) in Eintracht beisammen!« (Ps. 132,1) Seien wir gütig zu allen in Gedanken, Worten und Werken! Christus – gnadenhaft in unseren Seelen – wird es uns danken! »Er hat seinen Engeln deinetwegen befohlen ...« (Ps. 91,11) – Himmelsfürsten begleiten unser Leben!

  8. Eine christliche Gemeinschaft ohne Liebe ist widernatürlich, ist eine Verleugnung des Christentums. Im Kloster vor allem soll diese Liebe herrschen – nicht bloß da sein! – »Das ist mein Gebot ...!« (Joh. 15,12) – »Ein neues Gebot ...: Liebet einander ...« (Joh. 13,34).

  1. Oft ist eine geistliche, eine christliche Person »entzückend lieb« gegen die Auswärtigen, aber gegen die Hausgenossen eher das Gegenteil: Unsere ersten »Nächsten« sind unsere Mitbrüder (Mitschwestern), unsere Familie, die Menschen um uns.

  2. Niemals schreien, niemanden anschreien. Das ziemt sich nicht für das Haus des Herrn, nicht für die Kinder Gottes! »Weise voll Milde zurecht!« (Tim. 2,25) – »... unter vier Augen« (Matth. 18,15) – mit großer Ehrfurcht behandelst Du uns« (Sap. 12,18) ... o Gott und achtest den freien Willen, den Du selbst uns geschenkt!

  3. Niemals zanken – am wenigsten vor anderen! Sonst verlieren sie Glauben und Achtung für unser Christentum. Wir werden zum Ärgernis. Edles Dulden und Schweigen wird den Helden zeigen! – Was man mit Liebe nicht erreichen kann, muß man mit Geduld ertragen – und beten. Ein »Muß« kennt nur der Tod.

  4. Nörgeln und Kritisieren ist die Unart von Unreifen. Wenn die Liebe spricht, dann immer: das rechte Wort am rechten Ort. Wo Glaube und Vernunft sprechen, da kündet die Liebe zu Gott den Heiligen Willen Gottes! Nachgeben – auch vor Untergebenen – wann und wo immer der heilige Wille Gottes spricht.

  5. Wahre Liebe ist selbstlos. Sie hat ständig Sorge anderen zu helfen, Freude zu bringen. Unablässig findet sie jene »Geringsten« (Matth. 25,40), in denen sie Christus begegnet. Das ist jene Liebe, die jedes Kloster, jedes christliche Heim zum Himmel macht. – »Einer für alle – alle für Einen!«

  6. Mit gutartigen Menschen auszukommen ist leicht – auch für Heiden und Gottlose (vgl. Matth. 5,44–48). Große Tugend braucht es bei schwierigen Charakteren. Diese sind umso empfindlicher und haben deshalb umso mehr Liebe nötig. Darum gilt umso mehr auch hier: »Was ihr dem Geringsten tut, das habt ihr Mir getan!«

  7. Jedes Menschenherz hungert nach Liebe! Ordensleute z.B. sollen alle ihre Lieben radikal verlassen. Sie erwarten daher im Kloster reichen Ersatz – und mit Recht! Sonst suchen sie die Liebe anderswo. Versagen wir nicht – sonst werden wir mitschuldig!

  8. Gotteskinder bindet Christus, die menschgewordene Liebe Gottes. Christus, gelebt und gestorben für alle – Seelenspeise und Bruder uns allen – Retter im Sterben – unendlicher Lohn in der Ewigkeit! Welch göttliche Beweggründe! – »Kindlein, liebet einander« – mahnt daher immer wieder der greise Liebesjünger Johannes.

  9. Christi göttliche Gnade und göttliche Speise bindet unvergleichlich fester und wertvoller, denn alle Bande des Blutes. Welch eine Tragik, wenn wir gleich Fremden oder Feinden aneinander vorbeigehen. Wie oft geschieht das doch! Niemals vergessen: Mit der Liebe steht und fällt das Christentum!

  10. Bei jeder Gewissenserforschung, bei jeder Beichte: keinesfalls die Sünden gegen die Liebe vergessen! Sonst wäre beides fruchtlos, die Beichte sogar oft unwürdig. »Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir... (Matth. 6,12) »Was ihr dem Geringsten ...« (Matth. 25,40). Und immer wieder: Christus sehen im Nächsten!

  11. »Laß über deinen Zorn die Sonne nicht untergehen!« (Eph. 4,26) Dazu Christi Wort: »Wenn du deine Gabe zum Altare bringst … (Matth. 5,23–24). Hast du jemandem wehgetan? Beeile dich und sage es ihm mit herzlichem Händedruck: »Es tut mir leid!« (Luk. 17,4). So reift die Liebe auf dem Wege zu Gott, der unendlichen Liebe!

  12. Du magst alles erdenklich Gute haben, sein, wissen, können und geleistet haben: wenn die Liebe fehlt, ist alles wertlos. »Ich wäre nichts! ... Es nützt mir nichts! ... (1. Kor. 13,2,3) – Mit der Liebe dagegen ist alles gut und groß vor Gott – und auch der Kleinste und Ärmste im göttlichen Wohlgefallen.


Uralte Weisheit im neuen Kleide! Keine Kritik! – Sondern Anregungen der Liebe. Mögen sie recht vielen helfen, im Mitmenschen Christus selbst zu finden und in Liebe zu dienen. Darum betet der Verfasser und bittet ums Gebet:

+ Pater Johannes M. Lenz, Wien.