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Für eine Kultur des Dialogs in der Kirche
(26. Oktober 1998)

Josef Spindelböck

Hinweis/Quelle: Stellungnahme im Plenum des „Dialogs für Österreich“ am 26.10.1998. Anmerkung: Da die Stellungnahme in freier Rede vorgetragen wurde und nur eine Zeit von maximal drei Minuten zur Verfügung stand, ist der nachfolgende Text als Vorbereitungstext zu verstehen. Inhaltlich ergeben sich allerdings keine Einschränkungen zu dieser schriftlichen Fassung. Vgl. dazu das autorisierte Protokoll der Stellungnahme.

Wenn wir uns zum Abschluß dieser Tage fragen, was davon bleiben wird, so meine ich, daß vor allem eine neue „Kultur des Dialogs“ in unserer Kirche gelebt werden sollte. Die Ansprache des Heiligen Vaters an die österreichischen Bischöfe enthält, was wir diesbezüglich beherzigen sollen. Ich habe erlebt, daß es möglich war, in großem persönlichen Respekt zuweilen gegensätzliche Standpunkte offen auszusprechen, und darüber freue ich mich.

Mit manchen Prioritäten, die dem Plenum zur Meinungserhebung vorgelegt wurden, kann ich mich nicht oder nur teilweise identifizieren. Es sind dies jene Punkte, in denen Auffassungen im Gegensatz zum Lehramt oder zur bewährten Tradition der römisch-katholischen Kirche vertreten werden, wie z.B. der Wunsch nach einer Änderung der Sexualmoral oder die Tendenz zur Einführung des Frauenpriestertums. Ich erlebe das Lehramt des Papstes und der Bischöfe nicht als Einschränkung meiner christlichen Freiheit, sondern als hilfreichen Dienst an der Wahrheit des Evangeliums. So trete ich dafür ein, dem kirchlichen Lehramt einen Vertrauensvorschuß zu geben: D.h. wenn sich jemand schwer tut mit den Argumenten des Lehramtes, so soll er dennoch offen sein für seine Weisung, weil dem Papst und den Bischöfen von Christus über das Argument hinaus ein besonderer Beistand des Heiligen Geistes verheißen ist. Solange jemand im Gewissen um die rechte Annahme des vom kirchlichen Lehramt vorgelegten Wortes Gottes ringt, ist er kein schlechter Katholik.

Ob dieser „Dialog für Österreich“ zu einer Stärkung der katholischen Identität in Offenheit für die Nöte und Anliegen der Menschen in Kirche und Gesellschaft beitragen kann, wird sich nicht zuletzt in den Fragen des Lebensschutzes und der Wiederentdeckung des Sonntags zeigen.

Autorisiertes Protokoll der Stellungnahme:

Was wird aus dem Dialog werden, wie wird er weitergehen? Wie sieht die Zukunft der Kirche in Österreich aus? Es geht dabei nicht um Fortsetzung durch ein neues Gremium, sondern um Weiterführung der „Kultur des Dialogs“: Gegensätzliche, ja sogar einander ausschließende Positionen konnten in großem persönlichen Respekt voreinander ausgesprochen und ausgehalten werden. Mit manchen Vorschlägen kann ich mich nicht oder nur teilweise identifizieren. Es sind dies jene, die im Gegensatz zum Lehramt und zur bewährten Tradition der Kirche stehen, z.B. in der Sexualmoral oder bezüglich des Frauenpriestertums. Ich erlebe das Lehramt des Papstes und der Bischöfe nicht als Einschränkung meiner Freiheit, sondern als hilfreichen Dienst an der Wahrheit des Glaubens. So bin ich froh, zu dieser Kirche zu gehören und will einladen, dem Lehramt einen Vertrauensvorschuß zu geben: Dem kirchlichen Lehramt ist über das Argument hinaus ein besonderer Beistand des Heiligen Geistes durch Christus verheißen. Das Lehramt ist nicht nur ein Dialogpartner unter anderen!