www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation

Gott bleibt seiner Kirche treu
Kritisches zu Herbert Haags Thesen über Eucharistie, Priestertum und Kirche (2000)
Als Dank an Bischof Dr. Kurt Koch, Basel

Robert Bösner

Hinweis/Quelle: Diese Bemerkungen von einem Pfarrer, der vor über 40 Jahren Theologie studiert hat, sind gedacht als Reaktion auf einen ekklesiologischen Rundumschlag mit ungenügenden sakramententheologi-schen Voraussetzungen durch Dr. Herbert Haag in einem Artikel der „Basler Zeitung“ vom 4. Januar 2000, der sich gegen seinen Bischof Dr. Kurt Koch wendet, weil dieser in der Ausübung seines Lehramtes mit den Aussagen des Papstes übereinstimmt. Im folgenden Artikel folgen auf Zitate aus dem Zeitungsartikel jeweils eiige Bemerkungen.

Zitat 1: „Wir wissen heute, daß vom 1. bis 3. Jahrhundert der Vorsitz beim Herrenmahl nicht an eine Weihe gebunden war, daß vielmehr von der Gemeinde beauftragte Männer und Frauen dieser Feier vorstanden.“

Was würde der Hl. Ignatius von Antiochien zu dieser Behauptung sagen? Auf seinem Weg zum Martyrium hat er, um das Jahr 107, einige Briefe an kleinasiati-sche Christengemeinden geschrieben, die auf seinem Weg lagen.

Da kann man z.B in seinem Brief an die Smyrnäer, 8,1 lesen: „Jene Eucharisitefeier gelte als zuverlässig, die unter dem Bischof oder einem von ihm Beauftragten stattfindet. Keiner soll ohne Bischof etwas, was die Kirche betrifft, tun. Folgt alle dem Bischof, wie Jesus Christus es dem Vater gegenüber tat, und dem Presbyterium wie den Aposteln; die Diakone aber achtet wie Gottes Gebot.“

Auch der bekannte evangelische Theologe und Historiker Adolf v. Harnack (1851–1930: könnte mit Prof. Haag in seiner Aussage über das Priestertum nicht übereinstimmen. Denn aufgrund seines theologischen Grundansatzes als protestantischer Theologe wunderte er sich als Historiker damals schon, daß rund um das Jahr 100 schon der monarchische Episkopat („Frühkatholizismus“) so allgemein verbreitet war. Seinem evangelischen Vorverständnis entsprechend hätte es ja eigentlich um diese Zeit noch gar nicht eine hierarchische Struktur des geistlichen Amtes geben „dürfen“.

Und was hätte der gelehrte Hippolytus (+ 235: gesagt, der ab dem Jahr 189 als einflußreicher Theologe in Rom wirkte.? Sein theologisches Forschen ging in die Richtung, zu untersuchen, ob das Leben der damaligen Kirche mit den apostolischen Anfängen übereinstimmt; (vgl. sein Werk: „Traditio apostolica“), Wenn er zu seiner Zeit erfahren hätte, daß jemand meinte, es könne jemand ohne Weihe die Heilige Eucharsitie feiern, d.h. ohne im apostolischen Zusammenhang zu stehe, dann hätte er entschieden gesagt, daß man ohne diesen Weihezusammenhang sicher nicht das Gleiche tun könne, was die Apostel und ihre Nachfolger vollzogen.

Zitat 2: „ Die Eucharistie ist keine Einsetzung Jesu, sie ist eine Einsetzung der Kirche. Diese hat es somit in der Hand, die Voraussetzungen zu bestimmen, unter denen sie gefeiert werden soll. Die Kirche kann schon deswegen nicht als Sakrament verstanden werden, weil nach geltender Theologie die Einsetzung durch Jesus zum Wesen des Sakramentes gehört. Jesus aber hat keine Kirche eingesetzt.“

Über diese Aussage (Jesus habe keine Kirche gegründet) würde sich Alfred Loisy freuen, der bekannte Modernist (1857–1930:, der leider ohne Versöhnung mit der Kirche gestorben ist. Sein berühmt gewordener Ausspruch : „Jesus wollte das Gottesreich künden, gekommen aber ist die Kirche!“ (die, nach seiner Lehre mit dem Gottesreich gar nichts zu tun hat.)

Auch als Alttestamentler mit historischer Bildung wirtd Prof.Haag nicht gut leugnen können, daß Jesus den Zwölferkreis der Apostel eingesetzt hat.

Im Hohenpiesterlichen Gebet beim Letzten Abendmahl hat Jesus gemäß dem Johannes-Evangelium gebetet: „Ich bitte nicht nur für diese hier (sc. Apostel), sondern für alle, die auf ihr Wort hin an mich glauben.“ (Joh 17,20:.

Zeitlich vor dem Johannesevagelium spricht das Matthäusevangelium (Mt 16,18: von der Jüngergemeinde der Apostel, die durch Jesus zum Glauben an ihn gekommen ist. Später ist die frühchristliche Gemeinde jene „Kirche“ Jesu (hebräisch: qahal), die durch das Wort der Apostel auf dem Felsen Petri aufgebaut ist. Sie ist jene Kirche, die Er sich selbst ( „meine Kirche“) „immer wieder auf diesen Felsen auferbauen wird“. Das ist – nach den Worten des Mt-Evangelium – auch der letzte Grund, warum die Mächte des Todes die Kirche Jesu nicht überwältigen werden können!

Die Apostel haben nach der Auferstehung Jesu immer wieder Gemeinden gegründet. „So predigten sie in Stadt und Land und setzten ihre Erstlinge nach vorhergegangener Prüfung im Geiste zu Bischöfen und Diakonen für die künftigen Gläubigen ein.“ (siehe Brief des Clemens Romanus, Kap 42,4, um das Jahr 96:.

Die Apostel können – wenn die Aussage Haags und Loisys stimmen sollte – eigentlich damals von Jesus keine Aufgabe bekommen haben. Dementsprechend wären dann folgerichtig nach dem bekannten Wort des Hl. Paulus (Eph 1,20: die Apostel eigentlich ein heilsgeschichtlich „leeres“ Fundament, auf dem Christus eigentlich nichts hätte aufbauen können (vgl. Eph 2, 1–8: Sie, die Zwölf, würden wegen der glaubensfremden Aussage dieser „modernen“ Theologen wahrscheinlich ganz ausdrücklich dem Wort ihres Mitapostels Paulus zustimmen, wenn er an andere Gemeinden schreibt: „Es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen. Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir (Anm. d. Zitators: Apostel) verkündigt haben, der sei verflucht ! Auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.“ (Gal 1,7–8:. Und er wiederholt das Wort vom Anathem noch einmal in V. 9.

Zitat 3: (So wie sich die Stimmberechtigten der Schweiz vor kurzem eine neue Verfassung gegeben haben), „so kann sich auch die katholische Kirche eine neue Verfassung geben. Sie muß es, wenn sie überleben will. Die gegenwärtige hierarchische Verfassung mag früher einmal gut gewesen sein. Heute ist sie anachronistisch. Vor allem aber läuft sie dem Evangelium zuwider!“

“Wer euch (Apostel) hört, der hört mich ...“ (vgl. Mt 10,40; Lk 10,16; Joh 13,20:. Das ist eine bleibende Vorgabe der Kirche und somit ihre Grundverfassung! Diese hat sich die Kirche nicht selbst gegeben, wie Haag offenbar – ohne tiefere Kenntnis des Geheimnisses der Kirche – meint, sondern Jesus selbst!

Die Evangelien drücken dies eindeutig aus. Sie geben das wider, was die Apostel gepredigt und getan haben, und zwar schon zu einer Zeit, da ihre Predigt noch nicht niedergeschrieben wurde. Es waren die Apostel (und ihre Mitarbeiter), die die Gemeinden gegründet habe. Bei dieser Gründungstätigkeit konnten sie sich darauf berufen, daß der Herr ihnen, „die Er sich selbst erwählt hatte“ (Apg 1,2b) noch „v o r seiner (Anm: endgültigen) Aufnahme in den Himmel Anweisungen durch den Heiligen Geist gegeben hat“ (Apg 1,2c). „Vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen, und hat vom Reich Gottes gesprochen“ (Apg 1,3c).

Diese kurzen Hinweise zeigen, daß die innere Struktur der sich entwickelnden Kirche den Aposteln vom gekreuzigten und auferstandenen Jesus vorgegeben wurde. Die Kirche mit ihrem – dem Stiftungswillen Jesu entsprechenden – späteren inneren Ordnung ist kein „Zufallsprodukt“ von Entwicklungen. Immer wieder war es die Frage der geweihten Hirten, ob die zeitgenössische Kirche mit den Anfängen, die Christus gesetzt hat, in Übereinstimmung wäre. Immer wieder ist es das Selbstbekenntnis und die Berufung der Kirche, dass sie jene geisterfüllte apostolische Gemeinschaft ist, wie sie in den Anfängen von Jesus und seinen Apsosteln selbst gegründet worden. war.

Zitat 4: „Was kann eine Gottesdienstgemeinde daran hindern, gemeinsam den Einsetzungsbericht zu sprechen und dann das geweihte Brot zu empfangen ?“

Was sie daran hindern könnte, ist ihr katholisches, gläbiges Selbstverständnis. Selbst in der evangelischen Kirche wird das Abendmahl von einem bestellten „Gottesdienstleiter“ vollzogen und zur Austeilung dargeboten!

Wie sich ein der Sakramententheologie Unkundiger das so vorstellt! So als ob die bloße Rezitation eines heiligen Textes (Passage der Hl. Schrift mit den Ereignissen vom Letzten Abendmahl) durch eine Gruppe von gläubigen Christen das Brot am Altar zum „Leib Christi“ wandeln könnte!!

Wer „macht“ denn überhaupt etwas bei der Heiligen Liturgie? Jesus, der Hohepriester, durch seine Apostel (und die von ihnen geweihten Mitarbeiter), oder sind es die getaufte Menschen, die gerne nach ihren Wünschen etwasd tun wollen und deswegen die Apostel äusserlich kopieren?

Wenn jene „Gemeinde“, von der Haag spricht, eine (Gottersdienst-) Gemeinde im katholischen Sinn wäre, dann hat sie einen durch bischöfliche Handauflegung geweihten Pfarrer, der vom Bischof als Hirte, Priester und Gemeindeleiter eingesetzt ist. Dieser Priesterr ist ja dann auch mit dem heiligen Geist (spiritus presbyterii) „ausgerüstet“, um die heiligste Eucharistie zu feiern und und die dabei konsekrierten Opfergaben auszuteilen. Er hat auch jenen Geist des Hirtenamtes bekommen, durch den er seine Gemeinde in Einheit mit dem Bischof der Ortskirche und dem Papst in Rom erhält.

Aber selbst bei ihnen, den Presbytern, „macht“ nicht das „bloße Rezitieren“ eines Schrifttextes (Einsetzungs“bericht“) aus dem vorbereiteten Brot und Wein den heiligen Leib und das Blut Christi. Vielmehr sind es die in ihrem gedenkenden Danksagen an den himmlischen Vater (anamnesis) von den Aposteln ermächtigte Presbyter! Will sagen jene, die durch die bischöfliche (apostolische) Handauflegung zum geisterfüllten Presbyterium Dazugehörige, die ermächtigt sind, das zu tun, was die Apostel vollzogen haben und was vor dem Vater im Himmel auch geistmächtig anerkannt ist. Somit ist es der Hohepriester Jesus Christus selbst, der durch seinen geweihten Priesterr handelt, wenn er „in seinem Namen“ spricht: „Das ist mein (d.h. Jesu ) Leib, mein Blut.“

Erst wenn ein geweihter Apostelmitarbeiter (Mitarbeiter des Bischofs im heiligen Priesteramt) an der Stelle Jesu mit Brot und Wein das Gleiche vollzieht, was Jesus beim Letzten Abendmahl tat, und er dabei bekennt, daß er damit das tut, was die ganze Kirche (immer schon) tut, dann erst haben die Glieder der Kirche die Gewähr, daß sie das Gleiche erhalten, was Jesus beim Letzten Abendmahl den Aposteln gereicht hat: nämlich sich selbst.

Wenn gläubige Christen durch Prof. Haag dazu aufgefordert werden, nich t warten zu brauchen, bis sie die vom zuständigen gerweihten Priester konsekrierten Gaben des Heiligen Leibes und Blutes Christi bekommen sondern sie in Protest und Ablehnung (!!) des durch einen Bischof in das geisterfüllte Kollegium hineingeweihten Presbyters sich selbst zu „sättigen“ bereit sind,und zwar durch das Kopieren der liturgischen Gesten, des Priesters, dann haben sie in Prof. Haag einen schlechten Ratgeber!

Denn sein Rat führt dazu, daß die Christen eine von Gott nicht gewollte Speise als „göttliche Speise“ (theion deipnon) ansehen und empfangen. Durch diesen schmeichelnden, aber schlechten Rat verhungern und verdursten sie eher, als wenn sie auf die göttliche Speise warten und sich darauf vorbereiten. Sie können diese Speise in der Zwischenzeit in „geistlicher Kommunion“ (d.h. in gläubiger und liebevoller Sehnsucht) empfangen.

Im übrigen ist zu befürchten, dass – wenn dann einmal ein geweihtrer Priester bei ihnen ist, – der geweiht ist. – den sie aber nicht mögen und deshalb es vielleicht ablehnen, von ihm die Heilige Kommunion zu erbitten und zu empfangen, weil sie es nicht für notwendig empfinden, ihn zu bitten, dann wären sie durch ein solches angeratenes Verständnis (sich selbst „Priester“ genug zu sein) vom wahren sakramentalen Leib und Blut Christi getrennt, aber im Laufe der Zeit auch vom mystischen Leib des Herrn, seiner Kirche..

Zitat 5 ) „Die Bischöfe und Theologen mögen sich doch den Kopf zerbrechen, ob diese (oben erwähnte Kopie einer Meßfeier als) Feier ‚gültig‘ sei. Was heißt hier überhaupt ‚gültig‘? Jesus lädt alle seine Jünger und Jüngerinnen zum Mahl, die Amtskirche aber entscheidet, wann und für wen diese Einladung ‚gültig‘ sei.“

Mit trickreicher Sophistik lassen sich Glaubensfragen nicht klären!

Entweder will der Verfasser mit den obigen Worten sagen:

Jesus lädt alle ein zum Mahl in der Weise, dass sie alle (ohne Priester) eine Mahlfeier halten können (und meinen, dabei „ konsekrieren“ zu können) und dass diese „heiligen“ Gaben dann der heilige Leib Christi wäre, den sie an alle (Teilnehmer) austeilen könnten,

oder Prof Haag will sagen:

Jesus lädt alle ein zum Mahl, das heißt, Jesus lädt sie ein an einer Mahlfeier teilzunehmen, die einer seiner geweihter Priester hält, um die Gabe des Herrn dann vom feiernden geweihten Priester zu empfangen.

Bei der zweiten Variante heißt „gültig beim Mahl sein“, sich zu fragen, ob ich erlaubterweise den Leib Christi von einem geweihten Priester empfangen kann, der die hl. Eucharistie feiert: E es ist das eine Frage, die den Gewissensbereich (das „forum internum“) betrifft (bin ich im Stande der Gnade?); aber sie betrifft auch den äusseren Rechtsbereich („forum externum“) insofern sich jemand Rechenschaft gibt, ob die Feier in Übereinstimmung mit der kirchlichen Lehre und Sakramentenodnung ist;

bei der ersten Variante will „gültig“ soviel heissen wie „gültig die Mahlfeier vollziehen“, so daß die Teilnehmer an jener – von Prof. Haag angeratenen –Mahlfeier (ohne Priester) in gleicher Weise das erhalten sollten, was Jesus durch (s-)eine Eucharistiefeier seinen Jüngern geben wollte. Alle früheren Generationen von Christen habe ja immer geglaubt, dass sie bei einer von einem geweihten Priester gefeierten Hl. Messe das empfangen, was die Apostel selbst beim Letzten Abendmal ausgeteilt bekommen haben, als Jesus sagte::“Nehmt und eßt!“ Niemand aber kann etwas, was Jesus den Aposteln angeordnet hat, nämlich „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ willkürlich ungeschehen machen und behaupten: „Wir alle können es eigenmächtig in gleicher Weise tun, wie es Jesus nur den Aposteln aufgetragen hat; wir brauchen keine Apostel (-nachfolger)!“

Durch alle Zeiten der Kirche gehörte es immer zum apostolischen Hirtenamt dazu, diese und ähnliche Fragen des Glaubens und der Sakramentenordnung verbindlich zu beantworten und zu klären, damit niemand in der Gemeinschaft der Gläubigen durch Wortspielereien sich verwirren lasse. Daß die Frage nach der Verläßlichkeit und Echtheit der eucharistischen Gaben für die (große) Gemeinschaft der Gläubigen „ein Verrat am Evangelium sei“, das ist wohl ziemlich abwegig und im höchsten Maße glaubenszerstörend. Der Apostel Paulus sagt im Korintherbrief (1 Kor 11,23:: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann selbst überliefert habe. Er hat nicht eigenmächtig, sondern in Glaubenseinheit mit Jesus und den anderen Aposteln das eucharisitsiche Geheimnis den Korinthern ausgelegt und gehütet.

Eine ähnlich trickreiche Täuschung und suggestive Negativbewertung vollzieht der Verfasser auch in einem anderen Bereich:

Zitat 6: „Da (der Priester) in einem Seelsorgeverband (aus mehreren Gemeinden) nicht allgegenwärtig sein kann, reduzieren sich die Eucharistiefeiern auf ein Minimum. In einem aus fünf Pfarreien bestehenden aargauischen Seelsorgeverband fand am letzten Osterfest in einer Kirche eine Eucharistiefeier statt.“

Es ist offenbar dem Verfasser entgangen, daß es seit einigen Jahren durch ein Schreiben der Gottesdienstkongregation direkt angeregt wurde, sich zu überlegen, ob man nicht anstelle mehrerer kleiner österlicher Gottesdienste mit wenig Assistenz in einer größeren Kirche eines Gebietes eine entfaltete Liturgie feiern sollte, bei der alle Dienste und Riten hinreichend und deutlich vollzogen werden können. Das Jahr über wird man diese Regelung nicht anwenden können, aber gerade zu Ostern ist es direkt angebracht. Die verwirrende Argumentation ist gewollt; denn im Text des Verfassers heißt es gleich weiter:

Zitat 7: „Statt für wirksame Abhilfe zu sorgen, vertrösten unsere Bischöfe (und auch sein zuständiger Bischof Dr. Koch) auf bessere Zeiten ... Die nächstliegende Erleichterung, der Verzicht auf den Pflichtzölibat, wird nicht genannt, denn das darf ein Bischof nicht sagen.“

Christus hat die freiwillige Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen eingeführt und dazu ermutigt; „Es gibt Menschen , die um des Himmelreiches willen ehelos sind! Wer es fassen kann, der fasse es! “ (Mt 19,12:. Die Kirche hat mit der späteren Zölibatsgesetzgebung diese „Neuheit des Christentumes“ im Laufe ihrer Geschichte aufgegriffen und weitergeführt.

Soll man in der Zeit eines offenbaren sittlichen Verfalles durch das Aufgeben dieser „kostbaren Gabe“ diesen mangelhaften Zustand der Gesellschaft gleichsam sanktionieren und den sittlichen Verfall als normative Vorgabe billigen?

Der Verfasser des Artikels sollte auch zwischen Abschaffen und Erleichterung besser unterscheiden, denn sonst macht Prof. Haag deutlich, daß für ihn „der steile Weg und die enge Pforte, die zum Himmelreich führt“ und von welcher Jesus gekündet hat, dass dies die „neue Welt Gottes“ ist, nicht verbindlich ist und somit – nach seiner Ansicht – folgerichtig auch nicht für die Kirche.

Zitat 8: „Wenn sich über Jahrhunderte hinweg die Auffassungen über Wesen und Zahl der Sakramente gewandelt haben, dann können sie sich ja auch heute wieder wandeln! Könnte nicht – im Sinne des (heiligen) Augustinus – die Verkündigung des Wortes wieder als Sakrament verstanden werden ?“

Hier wird auch wieder schematisch und verwirrend argumentiert. Ja, es haben sich manche Auffassungen geändert! Aber gerade deswegen wurde (mit höchster Lehrautorität) auf einem Konzil (von Trient) klärend entschieden, was durch die Jahrhunderte gleich geblieben ist und sich nicht verändert hat. Und nach einer solchen definitiven Entscheidung kann man sich dann aber nicht so verhalten wie vorher, als es diese Entscheidung noch nicht gab.

Ist zum Beispiel das, was vor ca. 400 Jahren (Konzil von Trient) als „Glaube der Kirche“ hingestellt wurde (z.B. Anzahl der Sakramente der Kirche), vierhundert Jahre später nicht mehr „Glaube der Kirche“, sondern etwas, was man beliebig wieder ändern kann?

Zitat 9: „Seit Jahren fordern Theologen, die dieser Kirche kritisch gegenüber stehen, ihr gleichzeitig aber verantwortungsbewußt verbunden sind, daß sie sich eine neue Verfassung gebe. Trotz erheblichen Priestermangels fehlt der Wille zur Reform. Noch immer geht die Treue zum Dogma vor. Katholische Kirche: Verhungern einem Dogma zuliebe !“

Wenn man der Kirche mit der Änderung der apostolischen Glaubensvorgabe gleichsam ein künstliches „Plastik-Fundament“ verleihen will, müßten die Menschen wahrscheinlich früher „verhungern“, als wenn man sich (in Treue zum Stiftungswillen Jesu) um gläubige, im apostolischen Zusammenhang geweihte Priester bemüht, die befähigt sind, der Gemeinde der Gläubigen das weiterreichen zu können, was Jesus den Aposteln beim Letzten Abendmahl gereicht hat. Das ist der tiefste Grund, weswegen die Kirche diese Art von Berufungen fördert. Dieses geisterfüll tes Amt jedoch – den Schwierigkeiten zuliebe – in seiner Grundstruktur zu ändern, kann nur Ersatzlösungen bringen!. Wer läßt eigentlich wen verhungern ?

Zitat 10: „Erst im dritten Jahrhundert kam die Vorstellung auf, es bedürfte für die Mahlfeier einer Weihe. Der s o entstandene Priesterstand läßt sich nicht auf Jesus zurückführen. Er wurde von der Kirche geschaffen. Sie bestimmte die Bedingungen für die Funktionen des Priesters.“

Wenn diese (in protestantischer Unkenntnis der Kirchengeschichte begründeten) Aussagen stimmten, dann „handelt es sich also keinesfalls um ein unaufgebbares Dogma, wonach für die ‚gültige‘ Eucharistiefeier ein Priester nötig ist.“

Es ist schade, daß Prof.Haag die Glaubensverkündigung der Bischöfe (auch die des eigenen Bischofs Koch von Basel) nur als eine „theologische Darstellung“ anerkennt und nicht als die Glaubenswahrheit der Kirche. Und auch, daß jene Theologen, die im Sinne der Kirche lehren, als „den Bischöfen ‘unterwürfige’ Theologen“ benannt werden. Glücklicherweise gibt es aber mehr Theologen, die das Lehramt der Bischöfe unterstützen, als jene, die glaubensfremd die Kirche „basisorientiert“ zerstören.

Leider muß man sagen, daß Herbert Haag nicht nur gegen seinen Bischof, den er als Einzelperson und nicht als zum Bischofs-Kollegium gehörig achtet, agitiert, sondern auch gegen die „Römische Instruktion zu einigen Fragen der Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester“ vom 15. August 1997, die der Papst ausdrücklich gebilligt hat. Freilich steht da drinnen, daß Lehren, wie sie Haag verbreitet, als „schwerer Mißbrauch“ zu werten sind. (z..B.. „Wenn Laien gleichsam den Vorsitz bei der Eucharistiefeier übernehmen und dem Priester nur das Minimum belassen, um deren Gültigkeit (!) zu garantieren.“ Prof. Haag geht ja leider noch viel weiter mit seiner einseitigen Darstellung!

Inmitten von vielerlei Aufgaben gerade in der weihnachtlichen Zeit wollte Gefertigter die Thesen Haags nicht unwidersprochen lassen und wenigstens einen Diskussionsbeitrag zu den grundlegend irrigen Behauptungen bieten, die Dr. Herbert Haag mit seinem Artikel in der Basler Allgemeinen Zeitung zugleich anschneidet und unterhöhlt. Mißtrauen säen in der kirchlichen Gemeinschaft und noch dazu durch einen Priester, das soll nicht unwidersprochen getan werden können!

Maria Dreieichen, 17. 5. 2006

Als ein Mit-Priester des heute schon verstorbenen Herrn Professor H. Haag, fühlte ich mich mit dieser kritischen Stellungnahme als jemand, der – an und für sich wie jeder andere Priester auch (!) – in die Hirtenaufgabe der Bischöfe Hineingeweihter, und darüber hinaus erinnere ich mich damit an die Aufgabe, die uns Christen allen mit dem Petruswort übergeben ist: „Gebt Rechenschaft von der Hoffnung, die euch beseelt!“

Herr, gib allen Verstorbenen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr lass sie ruhen in Frieden! Amen.

KATHPRESS/Schweiz/Kirchen/Bischöfe/Haag/

Zitat Schweizer Bischöfe warnen vor Thesen des Theologen Herbert Haag

Sie werfen dem emeritierten Alttestamentler „unhaltbare“ Aussagen zu Priestertum, Eucharistie und Wesen der Kirche sowie „Aufforderung zu kirchenspaltenden Verhaltensweisen“ vor – Warnung an Gläubige, aber keine kirchenrechtlichen Konsequenzen

 

Bern, 13.1.00 (KAP) Die Schweizer Bischöfe haben dem Theologen Herbert Haag das Vertrauen entzogen und die Gläubigen vor seinen Aussagen gewarnt. Haag verbreite „kirchlich und wissenschaftlich unhaltbare Thesen“ und rufe zu „kirchenspaltenden Verhaltensweisen auf“, heißt es in einer Erklärung der Bischofskonferenz. Haag, der 85 Jahre alt ist und als emeritierter Professor für Altes Testament in Luzern lebt, behauptet unter anderem, für die Feier der Eucharistie sei ein Priester nicht nötig und die hierarchische Struktur der Kirche laufe dem Geist des Evangeliums zuwider.

Die Erklärung der Bischöfe zieht keine kirchenrechtlichen Konsequenten nach sich, erklärte der Sprecher der Bischofskonferenz, Nicolas Betticher, auf Anfrage. Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Amedee Grab, verstehe die Erklärung vielmehr als Brief an die Gläubigen, die sich durch die Aussagen von Haag verunsichert fühlten.

In verschiedenen Artikeln habe Haag seine „äußerst problematischen Thesen“ wiederholt, die er bereits in seinem Buch „Worauf es ankommt. Wollte Jesus eine Zwei-Stände-Kirche?“ veröffentlicht habe, so die Erklärung der Bischöfe. Er behaupte, um die Eucharistie zu feiern, sei kein Priester nötig, und das Priestertum sei eine Erfindung der Kirche. Des weiteren stelle er die hierarchische Struktur in Frage und fordere, die ganze Verfassung der Kirche müsse revidiert werden, denn die Kirche habe sich diese selbst gegeben. Auch die Eucharistie sei bloß eine „Einsetzung der Kirche“.

Lehre des II. Vaticanums geleugnet

Auf Grund dieser „kirchlich und wissenschaftlich unhaltbaren Thesen“ rufe er die Pfarren zum Handeln im Sinne der „Selbsthilfe“ auf, bdeauern die Schweizer Bischöfe. Haag habe geschrieben: „Was kann eine Gottesdienstgemeinde daran hindern, gemeinsam den Einsetzungsbericht zu sprechen und dann das geweihte Brot zu empfangen?“ Dieser Aufruf komme einer „Aufforderung zu kirchenspaltenden Verhaltensweisen“ gleich.

Nach der Lehre der Kirche sei der geweihte Priester für den Vorsitz bei der Eucharistiefeier unersetzbar, weil er „Kraft der Weihe nicht im eigenen Namen, sondern im Auftrag Jesu Christi handelt“. Nur so könne die Eucharistie Gewähr der Einheit der Kirche sein. Dies sei nicht eine „Konstruktion“ der Bischöfe und der „ihnen unterwürfigen Theologen“, wie Haag unterstelle. „Dies ist vielmehr die Glaubensüberzeugung der Kirche, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil vertieft worden ist. Mit großem Bedauern müssen wir deshalb feststellen, dass Prof. Haag nicht nur die Leser und Leserinnen völlig falsch informiert, sondern vor allem die vom Zweiten Vatikanischen Konzil bestätigte Lehre unserer Kirche öffentlich leugnet.

Ein Theologe, der die Grundlagen des katholischen Kirchenverständnisses für falsch erkläre, könne in dieser Frage nicht mehr als „wissenschaftlich seriöser katholischer Theologe“ angesehen werden. Die Schweizer Bischöfe sehen sich daher gezwungen, Haag das Vertrauen zu entziehen, das er selbst leichtfertig verspielt habe. Sie sähen sich zu diesem Schritt auch deshalb genötigt, weil sich Haag weiterhin jedem Gespräch mit dem Basler Bischof Kurt Koch verweigere, der für ihn zuständig ist. Koch habe bereits 1997 in der Öffentlichkeit die Thesen Haags mit Entschiedenheit zurückgewiesen. Die Bischöfe wollten es heute nicht verantworten, unwidersprochen zuzusehen, wie das Volk Gottes „desinformiert und in einer äußerst gefährlichen Weise indoktriniert wird“.

Konsens in der Weltkirche notwendig

Wie auch Haag seien die Bischöfe vom großen Priestermangel in den Schweizer Diözesen tief betroffen, so die Erklärung weiter. Sie nähmen ihre Verantwortung wahr, Auswege aus dieser pastoralen Notsituation zu finden. Die von Haag geforderten Maßnahmen seien indes kein Weg für die Zukunft, „sondern verhängnisvolle Irrwege“, halten die Bischöfe fest. Sie weisen deshalb auch den Vorwurf zurück, dass „wir uns hinter dem mangelnden Konsens der Weltkirche verschanzen“. Wer zum Zweiten Vatikanischen Konzil treu stehe, der wisse, dass man bei dieser für die Zukunft der Kirche entscheidenden Frage nur im Konsens mit der Universalkirche handeln könne.

Haag war von 1948 bis 1960 in Luzern und anschließend bis zur Emeritierung 1980 in Tübingen Professor für Altes Testament. Bekannt wurde er durch umfangreiche bibelwissenschaftliche Untersuchungen zur Frage des Bösen sowie durch seine kritische Haltung zur Erbsündenlehre und durch Publikationen zur Frage der Existenz des Teufels. Wegen dieser Fragen sowie seiner Kritik an der kirchlichen Sexualmoral und am römischen „Zentralismus“ geriet er mehrmals in Konflikt mit dem Vatikan. Anlässlich seines 70. Geburtstages stiftete der Theologe den Herbert-Haag-Preis „Für Freiheit in der Kirche“, der mit 10.000 Schweizer Franken dotiert ist und erstmals 1985 vergeben wurde. Mit ihm werden Personen und Institutionen ausgezeichnet, die „durch freie Meinungsäußerung und mutiges Handeln“ in der Christenheit hervorgetreten seien.